Beobachtungen anPhaeocystis-Kulturen

Helgoland Marine Research, Jun 1955

1. Durch Kulturversuche wurde festgestellt, daß der Lebenszyklus vonPhaeocystis eine freibewegliche monadale Phase und ein palmelloides Koloniestadium umschließt. Die beiden Generationen können in den Kulturen nebeneinander bestehen und sich selbständig vegetativ vermehren. Wahrscheinlich wird unter den natürlichen Lebensbedingungen im freien Meere die Zeit des Fehlens der Kolonien durch die Schwärmergeneration überbrückt. 2. Die Kolonien vermehren sich hauptsächlich durch Schwärmer, in die sich die vegetativen Zellen innerhalb weniger Stunden umwandeln können, nachdem sie mechanisch aus dem Verband der Kolonie herausgelöst sind. Aus jedem Schwärmer geht einc neue Kolonie hervor. In alternden Kulturen entstehen Mikrozoosporen — zum Unterschied von einer größeren Schwärmerart, deren Bedeutung im Lebenszyklus noch unklar ist —, die sich ausgiebig vegetativ vermehren. Aus ihnen entstehen unter geeigneten Kulturbedingungen wieder kugelige Kolonien. 3. Die Schwärmer vonPhaeocystis haben zwei gleichlange heterodynamische Geißeln und eine kurze, gerade, unbewegliche Nebengeißel. 4. Durch diese anPhaeocystis Poucheti — globosa erzielten Ergebnisse erhält die Familie derPhaeocystidaceae neue Merkmale. Alle übrigen bisher in die Gattung oder Familie eingeordneten Formen scheiden aus.

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Beobachtungen anPhaeocystis-Kulturen

Bd. V. H. : Kornmann Beobachtungenan Ph ystis-Kuttur B e o b a c h t u n g e n a n P h a e o c y s t i s - K u l t u r e n 1) Von P e t e r K o r n m a n n Aus der BiologischenAnstalt Helgoland, List auf Sylt, in der Bundesforschungsanstaltffir Fischerei (Mit 1.3 Abbildungen irn Text) I . ( ] l b e r s i c h t f i b e r d i e / i l t e r e L i t e r a t u r Es ist verwunderlich, wie gering unsere Kenntnis fiber die Biologie yon Phaeocystis ist, ein Organismus, der zeitweise das Nordsee-Plankton beherrscht und durch sein Massenauftreten sogar ffir die Fischerei zu praktischer Bedeutung gelangen kann. !Nach Untersuchungen yon SAVAGE (1930) ist es wahrscheinlich, dab die Anreicherung yon Phaeocystis in bestimmten Gebieten der siidlichen Nordsee die Wanderwege des Herings beeiniluBt und dab dadurch die Ertr/ige der englischen Heringsfischerei in erheblichem AusmaB sowohl gfinstig als auch nachteilig beeintr/ichtigt werden k~innen. Phaeocystis wurde zuerst 1882 in n6rdlichen Breiten gefunden und yon HARLOT (in POUCHET 1892) als 'Tetraspora Poucheti beschrieben. Seit LAGERHEIMS kurzen Vergffentlichungen wurde dieser Alge keine eingehendere Bearbeitung mehr zuteil. Er stellte 1893 ihre Zugeh/3rigkeit zu den Chrysomonadinen lest und grfindete die Gattung Phaeocystis. 1896 wiederholte er in einer kleinen Abhandlung im wesentlichen die Angaben von POUCHET. Die bis zu 2 mm groBen Kolonien sind selten sph/irisch, d a g e g e n meist yon eifgrmiger, t/inglicher oder auch unregelm/it~iger Gestalt. W/ihrend die kleinsten Thalli eine ebene Oberfl/iche aufweisen, werden die iibrigen als bu&elige Gebilde bezeichnet, die aus mehreren, im Zentrum des Thallus kommunizierenden BIasen zusammengesetzt sind. In dieser Form ist Phaeocystis Poucheti nach der Abbitdung von LAC,ERHEIMin der Literatur bekannt geworden; es darf jedoch nicht fibersehen werden, dab LAGERHEIM auch von kugeligen bis lfinglichen Kolonien und solchen mit ebener Oberfl/iche berichtet hat. Ffir SCHERFFEL(1899) war die kugelige Gestalt bei den meisten der bei Helgoland im Plankton auftretenden Kolonien der Grund, sie als eine besondere Art, Phaeocystis globosa, anzusehen. Seine ausffihrlichen Studien (1900) enthalten manche wertvollen Beobachtungen, denen aber bisher wenig Beachtung zuteil wurde und auf die welter unten noch zurfi&zukommen sein wird. Auger der Kugelgestalt sollte das Verbreitungsgebiet die neue Art yon Phaeocystis Poucheti unters&eiden, die damals nur n6rdlich des 60. Breitengrades bekannt war. Auch OSTENFELD (1913) hielt die beiden Arten auf 1) Herrn Prof. Dr. F. LAIBACHzum 70. Geburtstag gewidmet. - Grund ihrer Verbreitungsgebiete getrennt. Inzwischen wurde aber Phaeocystis Poucheti f/Jr die Strafie von Calais und den 'Kanal angegeben, wo sie in den Wintermonaten auftritt (na& Angaben bei HAMEL 1930 ). SAVAGE(1930 ) erkannte die in der sfidlichen Nordsee auftretende Form als Phaeocystis Poucheti. Die Bestimmung wurde durch Prof. OSTENFELD best/itigt, der seine frfihere Ansicht fiber die Verbreitung der beiden Arten nicht aufrechth/ilt und sogar die MSglichkeit offeni~it~t, dab keine wesentlichen Unterschiede zwischen den beiden Arten bestehen (brieflic he Mitteilung an SAVAGE 1930 ). 1934 gibt DANGEARD das Vorkommen von Phaeocystis globosa an der franzSsischen Atlantikk/.iste an. Er hat die Alge zwar nicht im freien Wasser beobachtet, sondern es entwickelten sich kugelige Kolonien im Laboratorium in einer Seewasserprobe, die - - wahrscheinlich in den Wintermonaten - - bei Quiberon w/ihrend des Niedrigwassers aus einer Felsmutde geschSpft worden war. II. E i g e n e U n t e r s u c h u n g e n A. Material und Methode In dem Material, das mir im Plankton bei List/Sylt zur Verffigung stand, fehlten die allgemein abgebildeten gelappten Kolonien, doch waren nur die wenigsten Blasen kugelig. Die meisten waren oval oder bildeten Schl/iuche von 6--7 mm L/inge und etwa 0,5 mm Durchmesser, bestanden also vorwiegend aus Formen, die SCHERFFEL (1900) nur gelegentlich antraf. Unabh/ingig yon der Form der Ausgangsblase waren aber die jungen Kolonien in meinen Kulturen stets kugetig, wfihrend filtere Kolonien die verschiedensten Formen annehmen kSnnen, worauf noch n/iher eingegangen wird. Diese Vielgestaltigkeit macht es wahrscheinlich, dat~ Phaeocystis globosa nut ein Jugendstadium yon Ph. Poucheti ist. In der kugeligen Form entwickelte sich die Alge auch in DANGEARDS (1934 ) Kultur und tritt - - vielleicht nur unter besonderen hydrographischen Voraussetzungen - - auch im freien Meere auf. Ob wirklich zwei Arten unterschieden werden mfissen, wird sich mit Sicherheit erst nach einer Untersuchung des nordischen Materials entscheiden lassen. W/ihrend den fr/iheren Arbeiten mit Phaeocystis das im Plankton gefundene Material zugrunde lag, ffihrte ich meine Untersuchungen an Laboratoriumskulturen durch. Phaeocystis 1/it~t sich leicht in geeigneten N/ihrlSsungen kultivieren. Der Gehalt des Mediums an N~hr- und Wirkstoffen sowie die Lichtverh/iltnisse (...truncated)


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Peter Kornmann. Beobachtungen anPhaeocystis-Kulturen, Helgoland Marine Research, 1955, pp. 218-233, Volume 5, Issue 2, DOI: 10.1007/BF01610509