Heiterkeit und Humor im Alter

Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie, Feb 2010

Prof. Dr. Dr. R.D. Hirsch, Prof. Dr. W. Ruch

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Heiterkeit und Humor im Alter

Zeitschrift fr Gerontologie und Geriatrie 1 2010 | - Humor zu analysieren ist wie das Sezieren eines Frosches niemand tut es gern und am Ende ist der Gegenstand der Analyse tot (unbekannter Autor). So knnte man die Gefahr beschreiben, die besteht, wenn Wissenschaftler sich mit dem Thema Humor befassen. Und dennoch versuchen wir, uns diesem Themenbereich zu nhern und wissenschaftliche Untersuchungen und Folgerungen vorzustellen, ohne dabei den Humor austrocknen zu wollen. Wir mchten den Blick auf eine Fhigkeit und Kompetenz richten, die in der positiven Psychologie als Charakterstrke beschrieben wird. ber diese verfgt jeder Mensch mehr oder weniger. Bekanntlich hat man ihn, den Humor. Humor gilt als eine Eigenschaft, auf deren Besitz jeder Mensch Wert legt [3]. Humorlos mchte keiner sein. Humor hat jeder! Davon ist man berzeugt! Sie haben keinen Humor wird meist als Beleidigung aufgefasst. Humor in der Medizin und Pflege hat sich dagegen anscheinend noch nicht durchgesetzt. Nicht umsonst spricht man vom Patienten (Leidenden) und nicht vom Menschen, der eine Erkrankung hat. Allerdings bezeichnet Dhrssen [2] den Humor, den wir fr unsere Behandlungen so dringend bentigen und der es verhindert, dass schwierige, aber nicht unlsbare Situationen eines Kranken zum Melodrama werden, als erste Persnlichkeitskonstante, ber die nicht nur ein Psychoanalytiker verfgen sollte. Leider existieren ber den Humor vielfltige Mythen, Vorurteile, Volksweisheiten oder als erwiesen bezeichnete Aussagen, deren Belegbarkeit noch offen ist insbesondere in der deutschsprachigen Literatur. So heit es z. B., dass Kinder am Tag 400-mal lachen und Erwachsene hchstens 20-mal. Auch wenn diese Behauptung immer wieder zitiert wird, gibt es hierzu keine empirische Untersuchung. Auch im Rahmen der Therapie finden sich zwar vielfltige Untersuchungen und Beschreibungen, welche die Wirksamkeit von Humor in der Therapie belegen sollen, doch ist deren wissenschaftliche Aussagefhigkeit bis heute sehr lckenhaft. Leider ist Martin [5] immer noch zuzustimmen, dass Masse allein noch nicht Klasse bedeutet und die ungelsten Probleme der Grundlagenforschung sich in den angewandten Studien fortsetzen. Wird Humor auch oft mit Lachen gleichgesetzt, so muss Lachen kein Zeichen von Humor sein. Auch beruht die Mehrzahl der Witze, ber die wir lachen, auf Beschmung, Erniedrigung und Kleinmachen. Sie als humorvoll zu bezeichnen, verwischt die kreative lebensfrdernde Macht des Humors. So schreibt Nietzsche [9]: Nicht durch Zorn, sondern durch Lachen ttet man. Die auf den deutschen Schriftsteller Otto Julius Bierbaum (1865 1910) zurckgehende Redeweise Humor ist, wenn man trotzdem lacht gilt heute als Volksweisheit, auch wenn hiermit zwar die Trotzmacht Humor pointiert wiedergegeben ist, die Verbindung zum Lachen aber eher unzutreffend ist. Die wissenschaftliche Erforschung des Humors ist in den letzten Jahrzehnten vor allem international weit vorangeschritten. Forschungsergebnisse werden in verschiedenen disziplinren Zeitschriften verffentlicht und seit mehr als 20 Jahren existiert die interdisziplinre, auf das Thema spezialisierte Zeitschrift HUMOR: International Journal of Humor Research. Es gibt jhrlich einen Kongress (s. http://www.humorstudies.org), auf dem Forschungsergebnisse vorgestellt werden, und auch eine summer school (www.humoursummerschool.org), die in das Thema einfhrt. Der Stand der Forschung in vielen Bereichen wurde krzlich in einem informativen Einfhrungswerk zusammengefasst [10]. International hat sich die Humorforschung also etabliert. Das Aufkommen der positiven Psychologie, die bekanntlich das gute Leben besser erforschen mchte, wird die Untersuchung des Humors noch weiter verstrken. Sie sieht Humor als eine von 24 Charakterstrken, die das gute Leben begnstigen. Hingegen sind wissenschaftliche Aussagen, inwieweit Humor im Alter eine Rolle spielt, derzeit noch rar. Hinweise hierfr geben Ruch u. Zweyer [11]. Sie beobachteten, dass Messwerte zur heiteren Gelassenheit bei ber 60-Jhrigen deutlich hher liegen als bei Jngeren. Hirsch u. Kranzhoff [4] folgerten aufgrund einer Befragung von lteren Menschen, die in einer gerontopsychiatrischen Klinik behandelt wurden, dass der Stellenwert von Humor fr sie hoch ist und auch ltere Menschen noch Humor lernen knnen. Bowling [1] diskutiert, dass Humor als ein Bestandteil des erfolgreichen Alterns gesehen werden soll. Humor nimmt damit eine prominente Stellung unter einem Duzend weiterer Kriterien ein. Die Autorin lsst sich allerdings wenig darauf ein, was denn genau unter Humor verstanden werden soll, wie man ihn misst, was seine Ursachen und Konsequenzen sind, wie man ihn frdert etc. Die Lebensspannenforschung hat das Thema Humor mit dem Buch von Nahemov et al. [8] sehr frh aufgegriffen, aber zu einer Zeit, in der unter Humor noch primr das Verstehen und Produzieren von Witzen etc. verstanden wurde. Was ist mit den anderen Komponenten des Humors? Welche Rolle spielen sie im Leben lterer Personen? Das (...truncated)


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Prof. Dr. Dr. R.D. Hirsch, Prof. Dr. W. Ruch. Heiterkeit und Humor im Alter, Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie, 2010, pp. 5-7, Volume 43, Issue 1, DOI: 10.1007/s00391-009-0093-x