Allografts in der Sportorthopädie
0
Knie- und Sportorthopdie, Chirurgisch-Orthopdischer Praxisverbund (COPV),
Berlin
1
Zentrum fr Orthopdie und Unfallchirurgie, Stdtisches Klinikum Brandenburg, Brandenburg/Havel
2
Liebe Leserinnen und Leser
3
Prof. Dieter C. Wirtz und Prof. Karsten E. Drein- hfer Dreinhfer mit Florian Gebhardt, Ulrich Stckle, Karl-Dieter Heller und Klaus-Peter Gnther
4
Dr. S. Scheffler Knie- und Sportorthopdie, Chirurgisch-Orthopdischer Praxisverbund (COPV), Breitenbachplatz 8,
14195 Berlin
-
die arthroskopische Chirurgie erlaubt
eine Vielzahl rekonstruktiver Eingriffe
am Knie-, Schulter, Hft-,
Ellenbogenund Handgelenk. Einen besonderen
Schwerpunkt stellt die Rekonstruktion
von Sehnen, Bndern und Knorpeln dar.
In der Regel wird dazu krpereigenes
Gewebe verwendet. Die Entnahme
von Gewebe verursacht jedoch ein
zustzliches Trauma fr den Krper und
fhrt hufig zu einer Funktionsstrung
ursprnglich nicht geschdigter
Strukturen. Andererseits ist man in der
Gelenkchirurgie auch mit einer Situation
konfrontiert, die eine Limitierung der
Rekonstruktion verletzter Strukturen durch
fehlendes autologes Material verursacht.
Hieraus resultiert die Motivation,
alternative Gewebearten nutzen zu knnen.
Neben den immer wieder unternommenen
Versuchen, knstlich hergestellte
Gewebeanaloga einzufhren, mit grtenteils
nur begrenztem klinischem Erfolg, bildet
das humane Gewebe von Spendern, so
genannte Allografts, eine wichtige
Alternative fr die rekonstruktive Chirurgie.
Der Vorteil von humanem
Spendergewebe liegt in der optimalen
Gewebeeigenschaft, die bisher durch keine
Analoga erreicht wurde. Allografts
werden heute vom Knochen ber Sehnen und
Bnder bis zum Meniskus und Knorpel in
der rekonstruktiven Gelenkchirurgie
eingesetzt. Die klinische Sinnhaftigkeit des
Nutzens von Spendergewebe besttigte in
den vergangenen Jahrzehnten eine
Vielzahl von Studien. Jedoch hat die
inzwischen langjhrige Erfahrung mit dem
klinischen Einsatz von Spendergewebe auch
gezeigt, dass es in Abhngigkeit von der
Zustzlich ergeben sich durch die
Notwendigkeit der Entnahme, Lagerung und
Transplantation Gefahren von
Infektionsbertragungen oder
Gewebekontaminationen. Der Umgang mit diesen Risiken
unterscheidet sich in Europa erheblich
vom angloamerikanischen Raum, wo der
Einsatz von Spendergewebe in der
arthroskopischen Chirurgie deutlich mehr
verbreitet ist. Rechtsgebende Institutionen
im deutschsprachigen und europischen
Raum erfordern heute die Erfllung
klarer Richtlinien bei der Prozessierung von
Spendergewebe, die jedoch zu einer
Beeintrchtigung mechanischer und
biologischer Eigenschaften fhren knnen. Das
Verstndnis des Einflusses der
verschiedenen Prozessierungsverfahren auf die
Gewebequalitt stellt die
Grundvoraussetzung dar, um das passende
Spendergewebe einschlielich der Verfahren der
Aufbereitung zu definieren. Nur so kann eine
risikofreie Nutzung gewhrleistet werden.
Aufgrund der rechtlichen Auflagen
in Europa darf derzeit nichtprozessiertes
Spendergewebe, das in Europa hergestellt
wurde, keine Nutzung finden. Bestimmte
Eingriffe, wie zum Beispiel die
Meniskustransplantation oder der Einsatz
osteochondraler Allografts, werden daher in
sehr eingeschrnkter Anzahl
vorgenommen. Jedoch erlaubt die aktuelle
europische Rechtssprechung Ausnahmen, die
die Einfuhr und Verwendung auch von
solchem Gewebe gestatten. Diese
Ausnahmen gilt es zu kennen, und der
rechtskonforme Umgang ermglicht es, Zugang
auch zu diesen Geweben zu erhalten. In
mancher alternativloser
Behandlungssituation unserer Patienten stellen diese
Allografts die letzte Option dar.
Whrend in der Vergangenheit eine
unberschaubare Anzahl lokaler und
berregionaler Gewebebanken
existierte, haben die erheblichen Auflagen
bezglich des Fhrens solcher
Einrichtungen zu einer deutlichen zahlenmigen
Reduktion in Europa gefhrt. Es ist
wichtig, auch diese Aspekte zu erwhnen,
damit der Anwender nachvollziehen kann,
ob das Spendergewebe rechtskonform
hergestellt wurde und rechtliche
Verantwortlichkeiten klar nachvollziehbar sind.
Dieses Heft gibt Ihnen, liebe Leser,
einen berblick ber die
Mglichkeiten des Einsatzes von
Spendergewebe in der rekonstruktiven
arthroskopischen Chirurgie, die speziell unter den
besonderen Rahmenbedingungen, die in
den deutschsprachigen Lndern
existieren, betrachtet werden. Dadurch soll der
rechtskonforme, sichere und vor allem
klinisch sinnhafte Einsatz von
Spendergewebe sichergestellt werden, der hufig das
Ende der biologischen
RekonstruktionsProf. Dr. R. Becker
Korrespondenzadresse
Prof. Dr. R. Becker
Zentrum fr Orthopdie und
Unfallchirurgie, Stdtisches
Klinikum Brandenburg
Hochstr. 29, 14776
Brandenburg/Havel
r.becker@
klinikum-brandenburg.de
EFORT 2012
Die Europische Orthopdie und
Unfallchirurgie kommt nach Deutschland
Der EFORT Kongress ist der grte
internationale Kongress fr Orthopden und
Unfallchirurgen in Europa und zieht mittlerweile
Teilnehmer aus ber 90 Lndern an. Zum
zweiten Mal nach 1995 wird nun im nchsten
Jahr der Jahreskongress in Deutschland
stattfinden: vom 23. bis 25. Mai (...truncated)