Berufsbedingte Allergien: Pricktestlösungen variieren stark
Allergo J
Berufsbedingte Allergien: Pricktestlösungen variieren stark
In der Pricktest-Diagnostik von berufsbedingten Typ-I-Allergien variieren die Ergebnisse je nach Hersteller der Allergenextrakte stark. Dieses Ergebnis einer Studie ist auch in ein Positionspapier der European Academy of Allergy
Clinical Immunology (EAACI) einge ossen.
Womit pricken? Die Variabilität zwischen verschiedenen Allergen- lösungen ist sehr groß.
E Testlösungen für Pricktests zu be
s existiert eine breite Variabilität der
rufsbedingten Allergien, und die
Sensitivität einiger Lösungen ist gering. Es ist
deshalb unbedingt notwendig, die
Extrakte für Tests auf berufsbezogene
Allergene zu verbessern und zu
standardisieren. Dieses Fazit zieht eine
internationale Gruppe von Arbeitsmedizinern
um Vera van Kampen von der Bochumer
Ruhr-Universität nach Auswertung der
Ergebnisse, die in der STADOCA-Studie
(Standard Diagnosis for Occupational
Allergy) erzielt bzw. eben nicht erzielt
worden sind.
In einem ersten Schritt der
Untersuchung wurde eine Reihe von
PricktestLösungen verschiedener Hersteller in
vitro analysiert. Darunter befanden sich
Extrakte aus Weizen- und Roggenmehl,
Soja, Rinderfell bzw. -hautschuppen,
Vorratsmilben und Naturlatex. Dabei stellten
die Forscher fest, dass sich die
Proteinund Allergengehalte der Testlösungen für
alle Allergene je nach Hersteller teils
erheblich unterschieden. Beim
Roggenmehlextrakt etwa schwankte der
Allergengehalt zwischen 21 und 2.721 U/ml,
also fast um den Faktor 130.
An den eigentlichen Pricktests mit
berufsspezi schen Allergenen beteiligten
sich 15 europäische Allergiezentren,
sieben davon in Deutschland, drei in
Italien, zwei in Spanien sowie jeweils eines
in Frankreich, Österreich und Polen.
Getestet wurden 116 Bäcker, 47
Landwirte und 33 Beschä igte aus dem
Gesundheitswesen. Alle Probanden wiesen
Symptome einer berufsbedingten
Allergie auf. Es zeigte sich, dass alle
Weizenmehl- und Sojalösungen nur wenig
sensitiv waren. Nur eine der getesteten
Lösungen erreichte 81 %, die anderen lagen
zwischen 21 % und 58 %. Für die
sonstigen Testpräparate schwankte die
Sensitivität von Hersteller zu Hersteller. Von
übereinstimmend guter Qualität
erwiesen sich die Latexextrakte mit
Sensitivitätsquoten von 89 % – bis auf eine
Ausnahme, die nur 67 % erzielte. Als
Maßstab der Genauigkeit diente der Spiegel
der IgE-Antikörper im Serum, wobei die
Schwelle bei 0,35 kU/l angesetzt war.
Im Allgemeinen waren Testlösungen
mit höherem Protein- und
Antigengehalt verlässlicher. Für einen hohen
Proteingehalt allein galt das aber nicht. Dies
In der Rubrik „Literatur kompakt“ werden
wichtige Arbeiten aus der internationalen
Fachliteratur referiert.
In the Journal Club recent publications
from the international literature are
evaluated.
beispielsweise deshalb, weil einige
Hersteller den Testextrakten nicht-allergene
Eiweiße hinzufügen, etwa um die
Lösung zu stabilisieren.
Die Resultate der Studie gingen in ein
Positionspapier der EAACI ein, das sich
mit Pricktests in der Diagnostik
berufsbedingter Typ-I-Allergien befasst.
Darin heißt es, die testenden Ärzte sollten
sich nicht darauf verlassen, dass ihre
Testpräparate vollauf verlässlich seien.
Für das Vorgehen sollten folgende
Regeln beachtet werden:
— Metall-Lanzette verwenden,
— wenn möglich, zweifach testen,
— auch kleine Quaddeln (Durchmesser
ab 1,5 mm) berücksichtigen,
gegebenenfalls erneut testen und den
IgESpiegel serologisch bestimmen sowie
— Testlösungen verschiedener Hersteller
parallel verwenden.
Den Herstellern rät die EAACI dringend,
die Lösungen mit berufsbezogenen
Allergenen zu standardisieren.
Fazit: Die Allergenlösungen, die für
Pricktests auf berufsbedingte Allergien
verwendet werden, unterscheiden sich je
nach Hersteller stark in ihrem
Allergengehalt. Das schlägt auf die Sensitivität der
Tests durch. Die EAACI rät daher,
mehrfach zu testen und Testlösungen
verschiedener Hersteller gleichzeitig zu
verwenden. An die Industrie ergeht der Aufruf,
die Präparate zu standardisieren. Nach
dem Stand der Daten lässt sich nicht
einmal ausschließen, dass es Schwankungen
der einzelnen Lösungen von Charge zu
Charge gibt. Dr. Robert Bublak
Van Kampen V et al. Evaluation of commercial
skin prick test solutions for selected
occupational allergens. Allergy 2013; 68: 651–8
Van Kampen V et al. EAACI position paper: skin
prick testing in the diagnosis of occupational
type I allergies. Allergy 2013; 68: 580–4 (...truncated)