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https://link.springer.com/content/pdf/10.1007%2Fs15005-012-0093-z.pdf
Orale Chemotherapie auf dem Prüfstand
Orale Chemotherapie auf dem Prüfstand
0 Uwe Schlegel , Bochum
20 30 Zeit (Monate)
-
Abbildung 1 Zeit
bis zum
Therapieversagen (FFS) bei
35 Patienten mit
Gliomatosis cerebri
bei Behandlung
mit Procarbazin
und CCNU.
Gliomatosis cerebri
Fragestellung: Es gibt keine Standardtherapie der
Gliomatosis cerebri. Kann diese Erkrankung mit einer
oralen Chemotherapie aufgehalten werden?
Hintergrund: Die Gliomatosis cerebri ist eine
Gliomerkrankung des Gehirns, die mindestens drei
Hirnlappen befällt. Histologisch können diese Tumoren
astrozytären Gliomen des WHO-Grades II oder III, seltener
oligodendroglialen Tumoren oder auch Glioblastomen
entsprechen. Eine Heilung ist nicht möglich: Aufgrund
der Ausdehnung ist eine komplette oder auch nur
weitgehende Tumorresektion nicht durchführbar. Eine
Strahlentherapie (mit mindestens 45 Gy) umfasst immer
Zeit bis zum Therapieversagen
+ zensiert
Patienten und Methodik: Es handelte sich um eine
einarmige Phase-II-Studie zur Chemotherapie mit
Procarbazin und CCNU (PC) bei Patienten mit einer
Gliomatosis cerebri, einem Lebensalter von über 18 Jahren
und einem Karnofsky Performance Index (KPI) von
mindestens 50. Das prädefinierte Ziel war es, einen
Anteil von mindestens 30 % der Patienten zu erreichen,
die nach acht Monaten noch kein Therapieversagen
aufwiesen (FFS, Failure-free survival).
CCNU 110 mg/m2 Körperoberfläche (KOF) an Tag
1 und Procarbazin 60 mg/m2 KOF pro Tag an den Tagen
8 bis 21 wurden oral alle acht Wochen für bis zu sechs
Zyklen verabreicht.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 35 Patienten in die
Studie eingeschlossen: Einer starb so rasch, dass er
keine Therapie mehr erhielt; bei zwei Patienten musste die
Therapie wegen Toxizität abgesetzt werden, fünf weitere
wiesen eine relevante (WHO-Grad III oder IV)
Hämatotoxizität auf. Eine Größenabnahme des Tumors um
mehr als 50 % wurde bei fünf Patienten erreicht, kein
Tumor zeigte eine komplette Remission. Die
KaplanMeier-Analyse zeigte für den prädefinierten Endpunkt
FFS bei acht Monaten einen kalkulierten Wert von
50,3 %, eine mediane FFS-Zeit von 14 Monaten
(Abbildung 1) und eine mediane Gesamtüberlebenszeit von
30 Monaten. Von den 35 Patienten zeigten 22 im Verlauf
einen Tumorprogress trotz Therapie. Davon wurden
zwölf bestrahlt, drei bestrahlt und mit Temozolomid
therapiert, einer mit Gammaknife bestrahlt, einer
intensiviert mit Temozolomid und fünf ausschließlich
symptomatisch behandelt. Nach Strahlentherapie lag die
damit erzielte mediane progressionsfreie Zeit bei fünf
Monaten und die „Gesamt“-Überlebenszeit bei zehn
Monaten. Als positive prognostische Prädiktoren
erwiesen sich das Vorhandensein einer Mutation im
IDH1Gen (Isocitratdehydrogenase 1) im Tumorgewebe und
das Fehlen eines bilateralen Befalls im MRT.
Schlussfolgerungen: Die Autoren folgern, dass trotz
1 eingeschränkter Vergleichbarkeit mit publizierten
Fall1
lr02u smeridienodzuerr SPtrroachalrebna-zuinn,dCCChNemUotphluersapViienmcriitstTienm(oPzCoVlo)-,
o
e
nN die Ergebnisse dieser Phase-II-Studie günstig zu
beurn
hA teilen sind. Damit darf ihres Erachtens die orale
ChemocaN therapie mit PC als eine etablierte Therapiemöglichkeit
gelten oder zumindest als ein Standard für einen
prospektiven randomisierten Vergleich mit einer (noch nicht
absehbaren) experimentellen Therapie bei dieser Entität.
Kommentar: Die vorliegende Arbeit ist verdienstvoll.
1) Sie legt die erste formale prospektive
Therapiestudie bei dieser katastrophalen Tumorerkrankung des
Gehirns vor und zeigt damit eine
Therapiemöglichkeit auf. 2) Sie bestätigt, dass die Gliomatosis cerebri
trotz des Einsatzes aller Therapiemodalitäten eine
schlechtere Prognose als anaplastische Gliome hat.
3) Ein Vergleich der Wirksamkeit von „PC“ mit (dem
wahrscheinlich in der klinischen Praxis häufiger
eingesetzten) Temozolomid ist nicht möglich. Für PC liegen
jetzt jedoch belastbare Daten vor. (...truncated)