Herzinsuffizienz
Eine medizinische Herausforderung
0 Interessenkonflikt. G.H asenfuß: Vortragshonora- re und Beratungstätigkeit: Servier , Impulse Dynamics, Novartis, AstraZeneca, Bayer; Fördermittel: Deutsche Forschungsgemeinschaft , Bundesministerium für Bil- dung und Forschung
1 Prof. Dr. G. Hasenfuß Klinik für Kardiologie und Pneumologie , Herzzentrum, Universitätsmedizin Göttingen Robert-Koch-Str. 40, 37075G öttingen
G.H asenfuß 1, 2 1K linik für Kardiologie und Pneumologie, Herzzentrum, Universitätsmedizin Göttingen 2D eutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e. V., Standort Göttingen Die angesprochenen Entwicklungen verdeutlichen die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Behandlungskonzepts. Dies beinhaltet einerseits die evidenzbasierte Therapie anhand der Leitlinien, ande-
Herzinsuffizienz
Herzinsuffizienz ist in Deutschland die
häufigste Diagnose bei stationärer
Behandlung. In den vergangenen 20 Jahren
hat sie um etwa 70% zugenommen [1].
Gründe hierfür sind die erfolgreiche
Behandlung von akuten Herzerkrankungen
und insbesondere die Abnahme der
Myokardinfarktsterblichkeit sowie die
zunehmende Lebenserwartung. Letzteres wird
dadurch verdeutlicht, dass die Zunahme
der Herzinsuffizienzprävalenz in der
Bevölkerungsgruppe der über 75-Jährigen
am deutlichsten ausgeprägt ist. Aufgrund
der erwarteten demografischen
Veränderungen in den kommenden Jahren und
der prognostizierten Zunahme von
Stoffwechselerkrankungen ist mit einer
weiteren deutlichen Steigerung der
Herzinsuffizienzprävalenz zu rechnen.
Insbesondere gilt dies für die diastolische
Herzinsuffizienz, die dominante Variante bei älteren
Menschen. Darüber hinaus spielen bei
älteren Patienten Komorbiditäten eine
wesentliche Rolle. Zu nennen sind die
Niereninsuffizienz, die Anämie, der Diabetes
mellitus, die Hypertonie, die Adipositas,
die chronisch-obstruktive
Lungenerkrankung und die Schlafapnoe [2, 3]. Mit der
Anzahl der Komorbiditäten nehmen die
Symptome der Herzinsuffizienz zu und
die Lebenserwartung ab.
rerseits die Stärkung der Prävention, die
Schulung der Patienten im Hinblick auf
die Selbsterkennung von
Krankheitszeichen und die Einleitung von
therapeutischen Maßnahmen, die Schulung zur
besseren Adhärenz und Selbstverantwortung,
die Berücksichtigung von psychischen
Aspekten und ein adäquates
Schnittstellenmanagement zwischen stationärer und
ambulanter Versorgung.
Einen wesentlichen Aspekt könnte die
Trainingstherapie bei Herzinsuffizienz
darstellen. Sie ist in den aktuellen
Leitlinien der Europäischen und der
Deutschen Gesellschaft für Kardiologie
erstmals mit einer Klasse-IA-Empfehlung
versehen (klare Empfehlung auf der
Basis von randomisierten Studien und
Metaanalysen; [4]).
» Als eigenständige
Erkrankung erfordert die
akute Herzinsuffizienz neue
Therapiestrategien
Körperliches Training führt über
verschiedene Mechanismen zu einer
Abnahme von Symptomen der Herzinsuffizienz,
einer Verbesserung der
Belastungstoleranz und Lebensqualität und
wahrscheinlich auch zu einer Abnahme der
Hospitalisierungrate und der Mortalität. Dies gilt
sowohl für die systolische
Herzinsuffizienz, auf die sich die Mehrzahl der bisher
durchgeführten Trainingsstudien
konzentriert, als auch für die diastolische
Herzinsuffizienz. Gerade bei der diastolischen
Herzinsuffizienz scheint das körperliche
Training in Ermangelung anderer
Therapieoptionen von besonderer Bedeutung
zu sein. Vielfach wird Trainingstherapie
mit einer Aufforderung zu mehr
Bewegung gleichgesetzt. Dies ist allerdings nur
bedingt richtig, vielmehr bedeutet
Trainingstherapie die gezielte Durchführung
eines individuell angepassten
Trainingsprogramms.
Die Progression der Herzinsuffizienz
von einem asymptomatischen Stadium
der kardialen Dysfunktion bis zur
terminalen Form verläuft in Schüben mit
inkompletter Remission. Jeder
„Herzinsuffizienzschub“ bedarf in der Regel einer
stationären Behandlung. Die
Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz stellt somit
einen entscheidenden Schritt im
Krankheitsverlauf dar und ist von hoher
prognostischer Relevanz. So kommt es
innerhalb des ersten halben Jahres nach
Hospitalisierung in 50% der Fälle zu einer
erneuten Hospitalisierung oder sogar zum
Versterben des Patienten. Entsprechend
ist die Hospitalisierung auch ein
wichtiger Endpunkt in klinischen Studien.
Zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten
weisen darauf hin, dass der akuten
Herzinsuffizienz besondere
pathophysiologische Mechanismen zugrunde liegen, die
eine über die Therapie der chronischen
Herzinsuffizienz hinausgehende
therapeutische Betrachtung erforderlich
machen. In Analogie zum akuten
Koronarsyndrom der Koronarkrankheit könnte
also das akute Herzinsuffizienzsyndrom
eine eigene Krankheitsentität der
Herzinsuffizienz sein, die neue
Therapiestrategien erfordert. Mit unserem
Verständnis der Pathophysiologie stehen wir
allerdings erst am Anfang. Experimentelle und
klinische Forschungsaktivitäten könnten
daher neue Wege in der Therapie des
akuten Herzinsuffizien (...truncated)