Osteologie –den Knochen im Fokus
Osteologie - den Knochen im Fokus
0 Interessenkonflikt. A. Roth, A. Kurth und W. Böcker geben an , dass kein Interessenkonolfkt besteht
1 Einhaltung ethischer Richtlinien
2 Prof. Dr. A. Roth Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie Bereich Endoprothetik/Orthopädie Universitätsklinik Leipzig AöR Liebigstraße 20 , 04103 Leipzig
A. Roth · A. Kurth · W. Böcker Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie Bereich Endoprothetik/Orthopädie, Universitätsklinik Leipzig AöR, Leipzig, Deutschland Der Orthopäde 1
-
Mehr als die Hälfte der in den
Industriestaaten nach dem Jahr 2000
geborenen Kinder wird über 100 Jahre alt
werden. In den USA wird mehr als die
Hälfte der 2007 geborenen Babys ein Alter
von über 104 Jahre erreichen (J.
Brownstein, Most Babies Born Today May Live
Past 100, ABC News 1. Oktober 2009).
Allein die erhöhte Frakturneigung und all
die Folgen, die sich daraus ergeben,
gewinnen mit dem steigenden Anteil älterer
Menschen an Bedeutung. Die
Osteoporose wird mit zunehmendem Alter den
gleichen Stellenwert wie
Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Demenz
einnehmen. Gleichwohl ist Osteologie nicht
gleich „Osteoporoseologie“.
Das vorliegende Themenheft
„Osteologie“ spiegelt in seinem Umfang nur
einen Teil des Spektrums von
Erkenntnissen über den Knochenstoffwechsel
und die Möglichkeiten zu seiner
Beeinflussung wider. Hinzu kommt eine
Vielzahl osteologischer Fragestellungen, die in
ihrem Umfang weit über das
Krankheitsbild der Osteoporose hinausgehen. Hier
wird sichtbar, wie häufig
orthopädischunfallchirurgische Krankheitsbilder mit
Veränderungen des Knochens
einhergehen und sich neue therapeutische
Optionen eröffnen.
Das Knochenmarködemsyndrom
taucht mit der verbesserten
Infrastruktur in Form der flächendeckenden
Möglichkeit zur Anfertigung eines
Magnetresonanztomogramms immer häufiger auf,
sodass neue, die Ursache betreffende
Einteilungen erforderlich sind. Hier werden
sich in Zukunft veränderte
therapeutische Strategien ergeben. Schmerzen, die
vor wenigen Jahren noch ungeklärt
blieben, finden ihr pathomorphologisches
Korrelat und können in Zukunft anders
und besser behandelt werden. Ähnliches
trifft auf das Krankheitsbild der
Femurkopfnekrose des Erwachsenen zu.
Biomechanische Untersuchungen zur
Versorgung osteoporotischer
Wirbelkörperfrakturen durch Zementaugmentation
zeigen, dass durch Verwendung eines
modifizierten Zements das Risiko für
Anschlussfrakturen gemindert werden kann.
Insbesondere wenn für die Zementapplikation
konzipierte Schrauben zum Einsatz
kommen, wird eine höhere Stabilität erreicht.
Das Komanagement in der
Alterstraumatologie erscheint zunächst als rein
organisatorischer Akt, erzielt jedoch über
die interdisziplinäre und
interprofessionelle Betreuung von Patienten mit
osteoporotischen Frakturen verbesserte
Ergebnisse in der Stabilisierung. Hierbei lässt
sich die Sekundärprävention durch
suffiziente Organisation der
Osteoporosetherapie mit dem Ziel der Vermeidung
weiterer Frakturen sicher organisieren.
» Die Osteomalazie stellt eine
wichtige Differenzialdiagnose
zur Osteoporose dar
Die Bewahrung bzw. Wiederherstellung
der Skelettgesundheit stellt eine
wesentliche Maßnahme dar, bei der der
Vitamin-D-Mangel eine nicht zu
unterschätzende Rolle spielt. Vitamin-D- und
Kalziummangelzustände kommen häufiger
in der orthopädisch-unfallchirurgischen
Praxis vor als bislang angenommen. Die
Osteomalazie stellt eine wichtige
Differenzialdiagnose zur Osteoporose dar. Sie
ist auch bei tumorassoziierten
Erkrankungen, rheumatischen Erkrankungen und
medikamentös-induzierten Osteopathien
in Betracht zu ziehen.
Osteologisch wirksame Medikamente,
die im Rahmen der Osteoporose
eingesetzt werden, finden zunehmend
Verbreitung auch für andere Indikationen, so zur
Verbesserung der Implantateinheilung in
Orthopädie und Unfallchirurgie sowie bei
Pseudarthrosen.
Die Osteoonkologie beschäftigt sich
mit Grundlagen der Osteologie, der
Vermeidung und Behandlung von
Knochenmetastasen sowie mit der durch den
Tumor und die Tumortherapie induzierten
Osteoporose. Der Einsatz von
Osteologika bei der Behandlung von Tumoren
erbringt zunehmend bessere Erfolge.
Die Themen zur Osteologie ließen sich
erweitern auf seltene osteologische
Erkrankungen und Erkrankungen des
Kindesalters, Verkalkungen und
Ossifikationen, Enthesiopathien, Kleinwuchs und
nicht zuletzt die Begutachtung
osteoporotischer Frakturen, was den vorhandenen
Rahmen des Hefts allerdings
überschreiten würde. Es soll daher Anregung sein
für die Beschäftigung mit einem
wichtigen, sich stark entwickelnden Segment
unseres Fachs: der Osteologie.
Viel Freude beim Lesen wünschen
Ih
Andreas Roth, Andreas Kurth und
Wolfgang Böcker
Korrespondenzadresse
(...truncated)