Herzklappenerkrankungen
Herzklappenerkrankungen
G. Hasenfuß 0
0 Herzzentrum, Klinik für Kardiologie und Pneumologie, Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August- Universität , Göttingen , Deutschland
Herzklappenerkrankungen sind hochaktuell, häufig und ein typisches Beispiel für das Thema des diesjährigen Internistenkongresses: „Demographischer Wandel fordert Innovation“. Was meine ich damit? Die Zunahme von Herzklappenerkrankungen - und hierbei handelt es sich im Wesentlichen um die Aortenstenose und die Mitralinsuffizienz - ist ganz unmittelbar auf den demografischen Wandel zurückzuführen. Die Errungenschaften der modernen Medizin und die weitgehend dadurch bedingte Zunahme der Lebenserwartung führen zu einem deutlichen Anstieg von chronischen Erkrankungen, nicht nur in der Kardiologie, sondern in den meisten Schwerpunkten der Inneren Medizin. Herzinfarkte werden überlebt, aber häufig entsteht danach eine Herzinsuffizienz und infolge einer Papillarmuskeldysfunktion oder einer Ventrikeldilatation eine funktionelle Mitralinsuffizienz. In ähnlicher Weise stellt die Aortenklappenstenose in Form der degenerativ-verkalkenden Aortenklappenstenose eine Erkrankung des hohen Lebensalters dar; in der Altersgruppe der über 75-Jährigen beträgt die Prävalenz etwa 5 %. Der demografische Wandel führt also zu einer deutlichen Zunahme der Aortenstenose und der Mitralinsuffizienz.
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Methoden wie die
Transkatheter-Aortenklappenimplantation („transcatheter
aortic valve implantation“ [TAVI]) oder
auch das MitraClip®-Verfahren sind in
kürzester Zeit zur klinischen Routine
geworden. Deswegen ist es für alle
Internisten und Allgemeinmediziner von
Relevanz, diese Verfahren sowie die
Vorbereitung und Nachbetreuung der
Patienten zu kennen.
In . Abb. 1 ist die Zunahme der
TAVI-Prozeduren in Relation zur
konventionellen Aortenklappenchirurgie
gezeigt. TAVI-Prozeduren sind
zusätzliche Prozeduren. Patienten, die früher
nicht operiert wurden und
hochsymptomatisch nach durchschnittlich zwei
Jahren verstarben, können jetzt
wieder eine gute Lebensqualität und eine
altersentsprechende Prognose erreichen.
Die fünf Schwerpunktbeiträge der
vorliegenden Ausgabe von Der Internist
stellen die Sachlage und die Probleme für
den Nichtspezialisten auf hervorragende
Weise dar. So wird in der Arbeit von
Hamm u. Bauer die interventionelle
AorAbb. 1 9 Entwicklung der
Zahlen von TAVI und
isolierter konventioneller
Aortenklappenchirurgie seit dem
Jahr 2009. aUnterteilung in
endovaskulär und
transapikal erst ab 2010. TAVI
„Transcatheter aortic valve
implantation“
(Transkatheter-Aortenklappenimplantation). (Adaptiert nach [1],
Datenquelle:
AQUA-Institut)
tenklappenimplantation erklärt, zudem
werden aktuelle Ergebnisse diskutiert.
Eine Sonderform der
Aortenklappenstenose ist die paradoxe
Low-flowlow-gradient-Aortenstenose. Hier wird
trotz hochgradig reduzierter
Klappenöffnungsfläche und erhaltener
systolischer Funktion aufgrund eines niedrigen
Schlagvolumens kein hoher
transvalvulärer Gradient erreicht. Diese Variante
der Aortenstenose wurde lange verkannt,
obwohl sie mit einer ausgeprägten
Symptomatik und schlechten Prognose
vergesellschaftet ist. Die paradoxe
Low-flowlow-gradient-Aortenstenose ist vielfach
eine diagnostische Herausforderung, wie
ten Freyhaus u. Baldus in ihrem Beitrag
darlegen. Als behandelnder Arzt muss
man daher diese spezifische Form der
Aortenstenose kennen.
Schließlich werden gut
verständlich katheterinterventionelle (Puls u.
Schillinger) und operative Möglichkeiten
(Beyersdorf u. Bothe) für die Behandlung
der Mitralinsuffizienz gegenübergestellt.
Der Beitrag von Thielsen et al. rundet den
vorliegenden Themenschwerpunkt ab,
indem er einen Ausblick darauf gibt,
wohin die Reise bei der interventionellen
Behandlung von
Herzklappenerkrankungen führen könnte.
Die moderne Behandlung von
Herzklappenerkrankungen ist
individualisierte Herzmedizin. Jede Indikationsstellung
muss von einem Herzteam
interdisziplinär getroffen werden. Dieses Team sollte
nur dem Auftrag verpflichtet sein, jedem
Patienten das Verfahren zu empfehlen,
das für ihn aufgrund der vorliegenden
Evidenz und der individuellen Erfahrung
der behandelnden Ärzte am besten
geeignet ist. Das Team muss aber auch
erkennen können, bei welchen Patienten
kein Eingriff durchgeführt werden
sollte, sondern eine konservative (palliative)
Behandlung zu wählen ist.
G. Hasenfuß
Korrespondenzadresse
Prof. Dr. G. Hasenfuß
Herzzentrum, Klinik für
Kardiologie und
Pneumologie, Universitätsmedizin
Göttingen,
Georg-AugustUniversität
Robert-Koch-Str. 40,
37075 Göttingen,
Deutschland
Interessenkonflikt. G. Hasenfuß gibt an, dass kein
Interessenkonflikt besteht.
Literatur
1. Herzbericht. Sektorenübergreifende
Versorgungsanalyse zur Kardiologie und Herzchirurgie in
Deutschland. Deutsche Herzstiftung e. V.; 2015.
Frankfurt am Main
Fachnachrichten
Intensivmedizin erhöht Überlebensrate für Ebola-Patienten
Eine Analyse von Erfahrungen mit der
Ebola-Therapie in Europa und den USA belegt,
dass durch intensivmedizi (...truncated)