Klug entscheiden

Der Internist, May 2016

Prof. Dr. G. Hasenfuß, E. Märker-Hermann, M. Hallek, C. Sieber

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Klug entscheiden

Klug entscheiden G. Hasenfuß 2 E. Märker-Hermann 1 M. Hallek 0 C. Sieber 3 4 Es ist unbestritten dass das übergeordne- te Ziel unseres Gesundheitssystems die Gewährleistung der bestmöglichen Qua- lität in der Versorgung unserer Patienten ist. Um dies zu erreichen müssen alle drei Ebenen der medizinischen Versorgungs- qualität auf hohem Niveau liegen . Während die Strukturqualität die grund- legende fachliche Qualifikation und die apparativ-technische Voraussetzung ein- schließlich der Hygienemaßnahmen be- schreibt definiert die Ergebnisqualität den Erfolg einer Behandlung im Hinblick auf Patientenzufriedenheit Komplikati- onen Lebensqualität und Sterblichkeit. Schließlich definiert die Prozessqualität den Ablauf der Diagnostik und Thera- pie. Sie beinhaltet die Indikationsqualität und damit das „Wie“ des medizinischen Vorgehens. 0 Klinik I für Innere Medizin , Uniklinik Köln, Köln , Deutschland 1 Klinik für Innere Medizin IV, Helios Dr. Horst-Schmidt-Kliniken GmbH , Wiesbaden , Deutschland 2 Herzzentrum, Klinik für Kardiologie und Pneumologie, Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August- Universität , Göttingen , Deutschland 3 Institut für Biomedizin des Alterns (IBA), Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg , Nürnberg , Deutschland 4 Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Geriatrie, Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg , Regensburg , Deutschland Der Internist - » Die korrekte Indikationsstellung ist die Basis für ein qualifiziertes ärztliches Handeln Die korrekte Indikationsstellung ist die Basis für ein qualifiziertes ärztliches Handeln. Bei falscher Indikation kann selbst ein formal gutes Ergebnis nicht wirklich als solches betrachtet werden und die Prozessqualität wird zum Selbstzweck. Leitlinien haben das übergeordnete Ziel, die korrekte Indikationsstellung für diagnostische und therapeutische Maßnahmen evidenzbasiert zu vermitteln. Darüber hinaus hängt die Qualität der Indikationsstellung in hohem Maße von der Betrachtung des individuellen Patienten und der Erfahrung des behandelnden Arztes ab. Gerade in Anbetracht des rasanten medizinischen Fortschritts und der nahezu unbegrenzten Möglichkeiten ist die evidenzbasierte, individuelle ärztliche Beratung und Behandlung unserer Patienten von großer Wichtigkeit. Umso bedeutungsvoller ist gerade jetzt die Qualitätsinitiative „Klug entscheiden“, welche die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) zusammen mit allen internistischen Schwerpunkten gestartet hat [ 2 ]. Sie identifiziert diagnostische und therapeutische Maßnahmen, die häufig nicht fachgerecht erbracht werden. Dies beinhaltet sowohl Überversorgung als auch Unterversorgung und resultiert in einer Negativbzw. Positivempfehlung. » Nicht alles, was machbar ist, muss auch gemacht werden Die Klug-entscheiden-Empfehlungen sollen den Ärzten bei der Indikationsstellung als Hilfe dienen [ 3, 4 ]. Sie sollen zudem den Patienten helfen, sich für eine sinnvolle Maßnahme zu entscheiden. Andererseits sollen die Empfehlungen Ärzte unterstützen, wenn es darum geht, einen Patientenwunsch nach Durchführung einer nicht sinnvollen Maßnahme zurückzuweisen. Schlussendlich soll „Klug entscheiden“ auch dafür sensibilisieren, dass nicht immer alles gemacht werden muss, was machbar ist. Die Grundeinstellung, möglichst viel oder eben alles zu tun, wird uns im Studium in die Wiege gelegt. Die Faszination des Machbaren führt dann unweigerlich zu einer Vernachlässigung der Fokussierung auf das Notwendige und Sinnvolle. Die Qualitätsoffensive „Klug entscheiden“ der DGIM orientiert sich an der amerikanischen Choosing-WiselyInitiative, die im Jahr 2012 vom American Board of Internal Medicine (ABIM Foundation) gestartet wurde [ 5, 6 ]. David Casarett hat vor Kurzem wichtige Gedanken zur Choosing-Wisely-Initiative unter dem Titel „The science of choosing wisely – overcoming the therapeutic illusion“ publiziert [7]. Casarett ermahnt uns Ärzte, nicht der Illusion des Therapieerfolgs zu unterliegen und unsere Maßnahmen sorgfältig zu überdenken: „Bevor man zu dem Schluss kommt, dass eine Behandlung wirksam war, sollte man nach anderen Erklärungsmöglichkeiten suchen. Sieht man Belege des Erfolgs, sollte man nach Belegen des Versagens suchen“ (übersetzt aus dem Englischen). Casarett warnt aber auch, dass eine Desillusionierung der Ärzte zu Unterversorgung führen könnte. Und deshalb ist es gut, dass die DGIM im Gegensatz zur amerikanischen Initiative sowohl Überversorgung als auch Unterversorgung adressiert. Schließlich warnt Casarett vor der Erstellung von Choosing-Wisely-Empfehlungen allein durch die Schwerpunktgesellschaften und plädiert für einen breiteren Ansatz. Auch da ist die DGIM-Initiative mit ihrem Konsensusprozess über alle internistischen Schwerpunkte gut aufgestellt [ 3 ]. In der vorliegenden Ausgabe von Der Internist wird die Klug-entscheiden-Initiative der DGIM vorgestellt, Klug-entscheiden-Empfehlungen zu endokrinologischen und infektiologischen Themen werden präsentier (...truncated)


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Prof. Dr. G. Hasenfuß, E. Märker-Hermann, M. Hallek, C. Sieber. Klug entscheiden, Der Internist, 2016, pp. 519-520, Volume 57, Issue 6, DOI: 10.1007/s00108-016-0077-z