Zu Hause ist es doch am schlimmsten
MMW Fortschritte der Medizin
Als die Polygamie nach Deutschland kam
0 Dr. Luise Hess , Darmstadt
Für eine
verö entlichte
Geschichte
gibt es bis zu
100 Euro!
_ Ich betreue seit Herbst 2015
Flüchtlinge in einer Notunterkun und habe
dabei sehr viel Positives und
Bereicherndes erlebt – die Menschen aus Syrien und
dem Irak, aus Nordafrika und Nigeria
sind mir und den Kollegen allesamt
freundlich und dankbar begegnet. Auch
Vielleicht schenkt die Zweitfrau ihm Zwillinge!
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habe ich als Frau keinerlei
Respektlosigkeiten von Männern erlebt.
Eine Erfahrung jedoch hat mich
nachhaltig beeindruckt und auch irritiert.
Zwei junge Syrerinnen kamen mit jeweils
einem Säugling und einem älteren Kind
zu uns in die Praxis. Die eine – ihr Baby
war drei Monate alt – wünschte einen
Schwangerscha stest. Als das negative
Ergebnis vorlag, traten der Ehemann und
der sympathische algerische Übersetzer
auf den Plan. Sie erklärten mir, dass jetzt
doch der richtige Zeitpunkt sei, um der
Frau durch eine Injektion mit
follikelstimulierendem Hormon zu einer
Zwillingsschwangerscha zu verhelfen. Eine
solche sei dringend erwünscht!
Perplex gab ich zu bedenken, dass die
Frau zurzeit doch wohl andere Probleme
habe, und dass die Kasse die
Behandlung sowieso nicht übernehmen würde.
Dann schoss mir ein weiterer Gedanke
durch den Kopf und ich fragte, welche
der beiden jungen Frauen eigentlich die
Ehefrau war. „Beide natürlich!“,
antwortete der Dolmetscher.
Auf seine o–ene Frage, ob ich damit
ein Problem hätte, konnte ich nur
antworten, dass ich als Christin die
Konstellation nicht gutheißen könne, und
dass auch unser Zivilrecht die
Polygamie nicht vorsehe. Gleichzeitig sei es ja
nicht mein Recht, über muslimische
Gepšogenheiten zu urteilen.
Was soll man da sonst sagen? Ich
denke, die Begegnung illustriert gut, mit
welchen kulturellen und sozialen
Herausforderungen wir es mitunter zu tun
haben. Die spannende Frage wird sein,
welchen Platz solche familiären
Konstellationen kün ig in unserer Gesellscha
haben werden. ■
_ „Frau Doktor, ich brauche mal eine
Auszeit!“, brach es aus dem Mann
heraus. Ich verstand ihn. Vor vielen Jahren
hatte er seine sardische Heimat
verlassen, um in Deutschland zu rackern.
Schichtdienst am Flughafen. Jetzt war er
platt, und zu allem Überšuss hatte er
sich auch noch eine dicke Bronchitis
zugezogen. Kurz brach mir der Schweiß
aus, weil ich an den Trend bei jungen
Leuten dachte, ein Jahr auf
Selbst¤ndungstrip nach Australien zu gehen.
Mein Patient war aber mit einer Woche
Arbeitsunfähigkeit ganz zufrieden,
mehr wollte er gar nicht.
Als er Ende der Woche zur
Befundkontrolle kam, war er völlig durch den
Wind. Ich bot ihm eine Verlängerung
der Krankmeldung an. „Um Gottes
Willen, ich will wieder an die Arbeit!“, rief
er. „Meine Frau liegt mit einem
Herzinfarkt im Krankenhaus!“ Um ihn ein
bisschen runterzubringen, wechselte ich
das ¦ema schnell auf seinen Sohn.
„Mein Sohn? Der hat sich beim
Fußballspielen das Bein gebrochen! Bitte lassen
Sie mich nächste Woche wieder
arbeiten!“, šehte er. Na, dann. ■ (...truncated)