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Appendix soll er heißen
MMW Fortschritte der Medizin
Heilpraktiker lässt Schulterschmerz schleifen
0 Dr. Frauke Höllering , Arnsberg
_ Immer wieder wundert es mich, wie geduldig sich auch intelligente Patienten Stümpereien von Heilpraktikern bieten lassen - und diese auch noch teuer bezahlen. Neulich z. B. kam ein Mann mit Schulterschmerzen zu mir in die Praxis. „Es tut nun schon seit einem Jahr weh“, klagte er. Ich untersuchte ihn und stellte ein deutliches Impingement fest. Viele Bewegungen waren gar nicht oder nur unter starken Schmerzen möglich. „Das haben Sie aber lange ertragen“, sagte ich verwundert. „Haben Sie denn bisher gar nichts unternommen?“ Seine Antwort frustrierte mich: „Doch, ich
-
war die ganze Zeit beim Heilpraktiker in
Behandlung. Das hat aber nichts
gebracht“. „Warum gehen Sie überhaupt zu
einem Heilpraktiker?“, fragte ich
neugierig. „Der hat doch im Verhältnis zum
Arzt nur eine Schmalspurausbildung!“
Die Antwort kam prompt: „Ein Kollege
von mir hatte ein ähnliches Problem
und hat vom Arzt nur Spritzen und
Pillen bekommen. Außer
Magenschmerzen hatte er nichts davon.“
Wir einigten uns schnell auf eine
bildgebende Diagnostik und das
Einschalten eines versierten Orthopäden.
Als sich die Tür hinter meinem
Patienten schloss, blieb ich nachdenklich
zurück. Es muss doch möglich sein, dass
sich Patienten lieber uns Hausärzten als
Heilpraktikern anvertrauen!
Wahrscheinlich müssten wir aber
dafür an unserer
Patientenkommunikation arbeiten. Eine große Aufgabe!
Anfangen könnte man vielleicht mit einer
provokanten Frage, um die Patienten auf
den richtigen Weg zu bringen: „Möchten
Sie, dass Ihr Flugzeug von einem Piloten
oder einem ‚Flugpraktiker’ gesteuert
wird?“ ■
Appendix soll er heißen
_ Es war wieder Freitagnachmittag,
und wie üblich fuhren wir unsere
Computer herunter. Das Praxisteam bereitete
sich geistig und körperlich auf das
Wochenende vor, ich hatte mir gerade eine
Pizza bestellt – als es an der Tür klinge-l
te. Es war Punkt 14 Uhr, weshalb wir
sofort den berüchtigten
Blinddarmpatienten erwarteten: Kommt einer so kurz vor
dem Wochenende, dann kann es nur
eine Appendizitis sein. Das ist bei uns
mittlerweile ein Kriterium zur
Diagnostik – zumindest am Freitag nachmittag.
Kommt ein Patient mit Bauchschmerzen
um 11 Uhr, dann ist es keine
Appendizitis. Um 14 Uhr aber rufe ich immer
sofort beim Chirurgen an.
Mit den Gedanken bereits bei der
Anamnese öžnete ich die Tür. Wider
Erwarten stand auf der anderen Seite aber
kein schmerzgeplagter Patient, sondern
mein Nachbar. Er wollte mir nur
mitteilen, dass er Vater geworden war. „Ich
habe einen Sohn!“, berichtete er mir mit
Tränen in den Augen.
„Herzlichen Glückwunsch!“,
antwortete ich – und fügte fröhlich hinzu:„Und
falls Sie noch keinen Namen für ihn
haben, dann nennen Sie ihn doch
Appendix!“ Der verständnislose Blick des
jungen Vaters verriet mir, was er gerade
dachte: „Die spinnen, die Ärzte!“ ■ (...truncated)