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https://link.springer.com/content/pdf/10.1007%2Fs10049-016-0221-2.pdf
Weiterbildung in der Notfallmedizin
» Die notwendige Qualifikation von Ärzten in den Notaufnahmen wurde sehr kontrovers diskutiert
B. Gliwitzky 1
C. Wrede 0
0 Interdisziplinäres Notfallzentrum , Berlin , Deutschland
1 MegaMed GbR , Annweiler , Deutschland
Sehr geehrte Leserinnen und Leser
-
die aktuelle Ausgabe der Notfall +
Rettungsmedizin beschäftigt sich mit einem
seit Jahren aktuellen und vielfach
kontrovers diskutiertem Thema: der Aus-,
Fort- und Weiterbildung auf dem
gesamten Gebiet der Notfallmedizin. Wurde
noch vor 20 Jahren Notfallmedizin
nahezu ausschließlich präklinisch definiert,
umfasst das heutige System deutlich mehr
als die prähospitale Versorgung von
kritisch kranken Patienten. Gleichzeitig ist
der Anspruch an die prä- und
innerklinische Notfallmedizin heute deutlich
höher als noch vor 20 Jahren, was
erheblich steigende Anforderungen sowohl
an die Ausbildung, aber auch die
kontinuierliche Fort- und Weiterbildung von
Rettungsfachpersonal, Ärzten und
Pflegekräften stellt. Dass hierbei aktuell
Defizite bestehen, wird auch in den
Leitlinien des European Resuscitation
Council 2010 und 2015 deutlich, in denen es
heißt: „Einige Studien zeigen, dass Ärzte
und Pflegepersonal mangelhaftes Wissen
und geringe Fertigkeiten in der
Akutbehandlung aufweisen, z. B. in der
Sauerstofftherapie, der Flüssigkeits- und
Elektrolytbalance, der Schmerzbekämpfung,
des Einverständnisses von Patienten, der
Pulsoxymetrie und der Dosierung von
Medikamenten. Aus- und Fortbildung
des medizinischen Personals sind ein
wesentlicher Teil der Einführung eines
Systems zur Vorbeugung von
Kreislaufstillständen [1].“ In den Beiträgen dieses
Leitthemenhefts werden Konzepte
vorgestellt, um die Qualifikation der
verschiedenen, an der Notfallversorgung
beteiligten Berufsgruppen zu verbessern.
Die notwendige ärztliche Qualifikation
von Ärzten in den Notaufnahmen
wurde sehr kontrovers diskutiert und reichte
in der Bandbreite von einer Ablehnung
von jeglichen speziellen Qualifikationen
bis hin zu einem Facharzt für
Notfallmedizin. 2014 wurde von der Ärztekammer
Berlin eine dreijährige
Zusatzweiterbildung „Klinische Notfall- und
Akutmedizin“ eingerichtet, und aktuell gibt es eine
Einigung der Fachgesellschaften auf ein
Konzept für eine Zusatzweiterbildung,
die zu einem gemeinsamen Vorschlag
von DGINA und DIVI bei der
Bundesärztekammer führen soll [4]. Der aktuelle
Stand der Diskussion wird von Wyrwich
und Gries vorgestellt. In der Qualifikation
der Notfallpflege gibt es ebenfalls in den
letzten Jahren mehrere neue
Entwicklungen. Es wurde ein DGINA
Curriculum zur Notfallpflege veröffentlicht und
einige Bundesländer haben eine
staatliche Fachweiterbildung Notfallpflege
eingerichtet bzw. sind auf dem Weg
dorthin. Dies wird durch Wedler et al.
dargestellt. Jenseits der Weiterbildung ist die
kontinuierliche
berufsgruppenübergreifende Fortbildung in den Notaufnahmen
für eine gute Patientenversorgung
wichtig, und Simulationstrainings haben sich
auch in diesem Rahmen als sinnvoll und
notwendig erwiesen.
Innerklinische Notfälle spielen eine
immer größere Rolle in den
Diskussionen, 70 % der innerklinischen
Reanimationen lassen sich wohlmöglich durch
geeignete Frühwarnsysteme (Early
Warning Scores) und den frühen Einsatz von
medizinischen Notfallteams (MET)
vermeiden [1]. Entsprechende Schulungen
des Personals sind hier unabdingbar.
Auch in der präklinischen
Versorgung haben sich die Anforderungen an
die diagnostischen und therapeutischen
Kompetenzen beim
Rettungsfachpersonal und den Notärzten deutlich erhöht.
Beispiele für größere technische und
medizintechnische Möglichkeiten im
Rettungsdienst sind die Telemedizin, die
flächendeckende Einführung des
präklinischen 12-Kanal-EKG oder auch die
nichtinvasive Beatmung. Die
zielgerichtete Zuweisung von Notfallpatienten in
die für den Patienten geeignete Klinik
wird aufgrund einer zunehmenden
Spezialisierung der Kliniken immer
bedeutsamer, um zeitkritische Krankheitsbilder
in einer notwendigen Zeitspanne
versorgen zu können. Ein großer Schritt in die
richtige Richtung war sicherlich die
Verabschiedung des Notfallsanitätergesetzes
[5]. In den nächsten Jahren wird dies zu
einer deutlichen Verbesserung der
Qualität bei der präklinischen Versorgung
beitragen können. Auch die
Anforderungen an die Aus-und Fortbildung
der Notärzte müssen zukünftig deutlich
steigen. Marung et al. und Reifferscheid
et al. gehen in ihren
Leithemenbeiträgen diesen Herausforderungen nach
und zeigen mögliche Lösungen auf.
Dabei spielen nicht nur fachliche Aspekte
eine Rolle, sondern zunehmend auch
Kompetenzen in der Zusammenarbeit
der verschiedenen Professionen und an
den Nahtstellen der unterschiedlichen
Arbeitsbereiche. Schmitz et al.
beschreiben in ihrem Beitrag eine mögliche
Umsetzung in Freiburg. Das Feld der
Hilfeleistungsersuchenden ist breiter
geworden, beispielsweise haben es der
gleiche Notfallsanitäter und der gleiche
Notarzt in den Einsätzen sowohl mit
Versorgungsproblemen allein lebender
Senioren als auch mit Reanimationen
oder mit einem schweren Trau (...truncated)