Alkohol und Herz – eine unendliche Geschichte der Wechselbeziehung zur ältesten Droge der Welt
Alkohol und Herz - eine unendliche Geschichte der Wechselbeziehung zur ältesten Droge der Welt
B. Maisch 0 1
Mio. Menschen eine Alkoholabhängigkeit 0 1
wenn mindestens 0 1
der folgenden Kriterien nach ICD- 0 1
erfüllt sind: 0 1
. Toleranzentwicklung. 0 1
psychische oder soziale Folgen 0 1
0 Philipps-Universität Marburg und Herzund Gefäßzentrum Marburg , Marburg , Deutschland
1 Prof. Dr. B. Maisch Philipps-Universität Marburg und Herzund Gefäßzentrum Marburg Feldbergstr. 45, 35043 Marburg , Deutschland
4 ein Nahrungsmittel als ein Energieträger mit erheblichem Kaloriengehalt, 4 ein gesellschaftlich anerkanntes Genussmittel und damit Bestandteil von zahlreichen, in unserem Kulturkreis gerne genossenen Getränken. Als Kulturgut ist es auch Bestandteil religiöser Rituale, 4 ein Rauschmittel, 4 ein Gift, dessen toxische Wirkung sich bei akuter oder chronischer Überdosierung zeigt.
-
Alkohol kommt aus dem Arabischen und
bezeichnet die aus Antimon bereitete
Augenschminke der Ägypter, bedeutet aber
auch „etwas Feines“ [
1
]. Im 16.
Jahrhundert übernahm Paracelsus diese
Bezeichnung für den Weingeist und nannte ihn
Alkohol [
2
].
Alkoholismus als Krankheit
Der von Huss im Jahr 1852
eingeführte Begriff Alkoholismus umfasste
ursprünglich körperliche
Folgeerkrankungen des Alkoholkonsums. Seit 1977 wird,
einer der WHO folgenden Empfehlung,
zwischen Missbrauch und
Abhängigkeit unterschieden [
3, 4
].
Alkoholmissbrauch verursacht
Gesundheitsschädigungen körperlicher oder psychischer
Art. Alkoholabhängigkeit beschreibt die
physische und psychische Abhängigkeit
vom Konsum und die bei
Konsumverzicht auftretenden Entzugssymptome
[5]. Alkoholabhängigkeit ist die
häufigs
Elvin M. Jellinek führte die in der
Medizin auch heute noch gebräuchliche, aber
nicht unumstrittene Klassifikation von
5 verschiedenen Typen von
„Alkoholikern“ ein [
7
]. Sie werden mit den ersten
5 Buchstaben des griechischen Alphabets
abgekürzt.
Alpha-Trinker (Problemtrinker)
trinken, um seelische Belastung leichter zu
ertragen. Es besteht keine körperliche
Sucht, jedoch eine seelische
Abhängigkeit. Das Trinkverhalten ist
undiszipliniert. Es kommt jedoch nicht zu einem
Kontrollverlust. Gesundheitsschäden
und soziale Auffälligkeiten sind nicht
selten. Übergang in die
Alkoholabhängigkeit vom Gamma-Typ ist häufig.
Beta-Trinker (Gelegenheitstrinker)
trinken unter der Übernahme
gesellschaftlicher Konsummuster (z. B. auf
Feiern jeglicher Art). Obwohl
BetaTrinker weder psychisch noch
physisch süchtig sind, lassen sie sich leicht
zum Konsum verleiten und schädigen
durch unverantwortliches Handeln ihre
Gesundheit. Beta-Trinker sind
suchtgefährdet (nicht selten Übergang in einen
Delta-Alkoholismus).
Gamma-Trinker (Suchttrinker) sind
psychisch stärker süchtig als physisch.
Beim Trinken kommt es zum
Kontrollverlust. Trinkexzesse und unauffällige
Phasen wechseln sich ab. Durch den
ersten Schluck Alkohol wird ein
scheinbar unstillbares Verlangen nach immer
mehr Alkohol ausgelöst.
Delta-Trinker (Spiegeltrinker) sind
körperlich stärker abhängig als
psychisch. Delta-Trinker benötigen eine
bestimmte Mindestmenge Alkohol, um
sich gut zu fühlen. Ohne Alkohol leiden
Delta-Trinker unter
Entzugserscheinungen (Tremor, Schlaflosigkeit usw.) und
fallen sozial eher auf.
Epsilon-Trinker (Quartalssäufer) sind
psychisch abhängig. Sie können über
Monate abstinent sein gefolgt von Episoden
exzessiven Alkoholkonsums. In diesen
Phasen ist ein Kontrollverlust
vorhanden. Trinkexzesse können tagelang
fortgeführt werden und zu
vorübergehendem Gedächtnisschwund (Filmriss) und
illusionärer Verkennung führen. Nach
einer solchen Phase folgt in der Regel
wieder eine Phase der Abstinenz.
Zahlen
Der durchschnittliche
Pro-Kopf-Verbrauch alkoholischer Getränke in
Deutschland liegt bei 137,2 l. Das entspricht 9,7 l
reinen Alkohols. Tatsächlich
alkoholabhängig sind ca. 1,3–1,8 Mio. Deutsche.
In Deutschland sterben nach Angaben
des Drogen- und Suchtberichts 2015 der
Bundesregierung rund 74.000 Menschen
im Zusammenhang mit
Alkoholkonsum. Laut Weltgesundheitsorganisation
(WHO) war 2012 bei 3,3 Mio.
Todesfällen weltweit Alkohol im Spiel.
Bis zu 12 g Alkohol bei Frauen (0,14 l
Wein oder 0,3 l Bier) und 24 g bei
Männern (0,25 l Wein oder 0,6 l Bier) pro
Tag werden vom Fachverband Sucht als
unbedenklich eingestuft.
9,5 Mio. Menschen in Deutschland
konsumieren Alkohol in gesundheitlich
riskanter Form. Die
volkswirtschaftlichen Kosten belaufen sich auf 26,7 Mrd.
Euro, davon sind allein 7,4 Mrd. als
direkte Kosten für das Gesundheitssystem
zu veranschlagen.
Genetik und Epigenetik
Sind Alkoholismus und alkoholische
Kardiomyopathie vererbbar?
Die Beziehung zwischen
Suchtkrankheiten und Genetik sind komplex.
Alkoholismus findet sich gehäuft in Familien,
wobei genetische Prädisposition und
Einflüsse des persönlichen Umfelds eine
etwa gleich starke Rolle spielen [
8, 9
].
Ein Beispiel: Bei vielen Asiaten kommt
es wegen eines verlangsamten Abbaus
schon bei geringen Mengen von C2H5OH
Herz
zu (...truncated)