Alkohol und Herz – eine unendliche Geschichte der Wechselbeziehung zur ältesten Droge der Welt

Herz, Aug 2016

Prof. Dr. B. Maisch

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Alkohol und Herz – eine unendliche Geschichte der Wechselbeziehung zur ältesten Droge der Welt

Alkohol und Herz - eine unendliche Geschichte der Wechselbeziehung zur ältesten Droge der Welt B. Maisch 0 1 Mio. Menschen eine Alkoholabhängigkeit 0 1 wenn mindestens 0 1 der folgenden Kriterien nach ICD- 0 1 erfüllt sind: 0 1 . Toleranzentwicklung. 0 1 psychische oder soziale Folgen 0 1 0 Philipps-Universität Marburg und Herzund Gefäßzentrum Marburg , Marburg , Deutschland 1 Prof. Dr. B. Maisch Philipps-Universität Marburg und Herzund Gefäßzentrum Marburg Feldbergstr. 45, 35043 Marburg , Deutschland 4 ein Nahrungsmittel als ein Energieträger mit erheblichem Kaloriengehalt, 4 ein gesellschaftlich anerkanntes Genussmittel und damit Bestandteil von zahlreichen, in unserem Kulturkreis gerne genossenen Getränken. Als Kulturgut ist es auch Bestandteil religiöser Rituale, 4 ein Rauschmittel, 4 ein Gift, dessen toxische Wirkung sich bei akuter oder chronischer Überdosierung zeigt. - Alkohol kommt aus dem Arabischen und bezeichnet die aus Antimon bereitete Augenschminke der Ägypter, bedeutet aber auch „etwas Feines“ [ 1 ]. Im 16. Jahrhundert übernahm Paracelsus diese Bezeichnung für den Weingeist und nannte ihn Alkohol [ 2 ]. Alkoholismus als Krankheit Der von Huss im Jahr 1852 eingeführte Begriff Alkoholismus umfasste ursprünglich körperliche Folgeerkrankungen des Alkoholkonsums. Seit 1977 wird, einer der WHO folgenden Empfehlung, zwischen Missbrauch und Abhängigkeit unterschieden [ 3, 4 ]. Alkoholmissbrauch verursacht Gesundheitsschädigungen körperlicher oder psychischer Art. Alkoholabhängigkeit beschreibt die physische und psychische Abhängigkeit vom Konsum und die bei Konsumverzicht auftretenden Entzugssymptome [5]. Alkoholabhängigkeit ist die häufigs Elvin M. Jellinek führte die in der Medizin auch heute noch gebräuchliche, aber nicht unumstrittene Klassifikation von 5 verschiedenen Typen von „Alkoholikern“ ein [ 7 ]. Sie werden mit den ersten 5 Buchstaben des griechischen Alphabets abgekürzt. Alpha-Trinker (Problemtrinker) trinken, um seelische Belastung leichter zu ertragen. Es besteht keine körperliche Sucht, jedoch eine seelische Abhängigkeit. Das Trinkverhalten ist undiszipliniert. Es kommt jedoch nicht zu einem Kontrollverlust. Gesundheitsschäden und soziale Auffälligkeiten sind nicht selten. Übergang in die Alkoholabhängigkeit vom Gamma-Typ ist häufig. Beta-Trinker (Gelegenheitstrinker) trinken unter der Übernahme gesellschaftlicher Konsummuster (z. B. auf Feiern jeglicher Art). Obwohl BetaTrinker weder psychisch noch physisch süchtig sind, lassen sie sich leicht zum Konsum verleiten und schädigen durch unverantwortliches Handeln ihre Gesundheit. Beta-Trinker sind suchtgefährdet (nicht selten Übergang in einen Delta-Alkoholismus). Gamma-Trinker (Suchttrinker) sind psychisch stärker süchtig als physisch. Beim Trinken kommt es zum Kontrollverlust. Trinkexzesse und unauffällige Phasen wechseln sich ab. Durch den ersten Schluck Alkohol wird ein scheinbar unstillbares Verlangen nach immer mehr Alkohol ausgelöst. Delta-Trinker (Spiegeltrinker) sind körperlich stärker abhängig als psychisch. Delta-Trinker benötigen eine bestimmte Mindestmenge Alkohol, um sich gut zu fühlen. Ohne Alkohol leiden Delta-Trinker unter Entzugserscheinungen (Tremor, Schlaflosigkeit usw.) und fallen sozial eher auf. Epsilon-Trinker (Quartalssäufer) sind psychisch abhängig. Sie können über Monate abstinent sein gefolgt von Episoden exzessiven Alkoholkonsums. In diesen Phasen ist ein Kontrollverlust vorhanden. Trinkexzesse können tagelang fortgeführt werden und zu vorübergehendem Gedächtnisschwund (Filmriss) und illusionärer Verkennung führen. Nach einer solchen Phase folgt in der Regel wieder eine Phase der Abstinenz. Zahlen Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch alkoholischer Getränke in Deutschland liegt bei 137,2 l. Das entspricht 9,7 l reinen Alkohols. Tatsächlich alkoholabhängig sind ca. 1,3–1,8 Mio. Deutsche. In Deutschland sterben nach Angaben des Drogen- und Suchtberichts 2015 der Bundesregierung rund 74.000 Menschen im Zusammenhang mit Alkoholkonsum. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) war 2012 bei 3,3 Mio. Todesfällen weltweit Alkohol im Spiel. Bis zu 12 g Alkohol bei Frauen (0,14 l Wein oder 0,3 l Bier) und 24 g bei Männern (0,25 l Wein oder 0,6 l Bier) pro Tag werden vom Fachverband Sucht als unbedenklich eingestuft. 9,5 Mio. Menschen in Deutschland konsumieren Alkohol in gesundheitlich riskanter Form. Die volkswirtschaftlichen Kosten belaufen sich auf 26,7 Mrd. Euro, davon sind allein 7,4 Mrd. als direkte Kosten für das Gesundheitssystem zu veranschlagen. Genetik und Epigenetik Sind Alkoholismus und alkoholische Kardiomyopathie vererbbar? Die Beziehung zwischen Suchtkrankheiten und Genetik sind komplex. Alkoholismus findet sich gehäuft in Familien, wobei genetische Prädisposition und Einflüsse des persönlichen Umfelds eine etwa gleich starke Rolle spielen [ 8, 9 ]. Ein Beispiel: Bei vielen Asiaten kommt es wegen eines verlangsamten Abbaus schon bei geringen Mengen von C2H5OH Herz zu (...truncated)


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Prof. Dr. B. Maisch. Alkohol und Herz – eine unendliche Geschichte der Wechselbeziehung zur ältesten Droge der Welt, Herz, 2016, pp. 459-461, Volume 41, Issue 6, DOI: 10.1007/s00059-016-4472-y