Übergewicht als Mädchen, Asthma als Erwachsene
Lungenkrebsscreening hat eine komplexe Nutzen-Risiko-Bilanz
Quelle: Eröffnungs-Pressekonferenz, International Congress 2016 der European Respiratory Society ERS, London, 3.-7. September 2016
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Lungenkrebs ist nicht nur die häu gste, sondern auch die am
besten verhinderbare Ursache eines Krebstodes, sagte Dr.
Carlijn van der Aalst aus Rotterdam. Mehr als 90% aller
Erkrankungen würden durch Rauchen ausgelöst. In den USA wird de-s
halb seit 2014 bei allen Personen im Alter von 55–80 Jahren mit
einer Raucheranamnese von mindestens 30 Packungsjahren
und einem Rauchstopp vor weniger als 15 Jahren ein jährliches
Screening per Niedrig-Dosis-CT empfohlen.
Die Bilanz eines solchen Screenings wurde von der
US-Preventive Task Force in einer Modellrechnung positiv beurteilt.
Mehr als 50% aller Lungenkrebserkrankungen könnten danach
im Stadium I erkannt werden, berichtete van der Aalst. Die
Lungenkrebsmortalität wurde in der Modellstudie um 14%
verringert, pro 575 Scans ein Todesfall durch Lungenkrebs verhindert
und pro 100.000 gescreenten Personen 5.250 Lebensjahre
gewonnen. Demgegenüber standen rund 10% Überdiagnosen, das
heißt falsch-positive Ergebnisse, die eine invasive Diagnostik
nach sich zogen, aber zu Lebzeiten keine Auswirkungen auf die
Gesundheit gehabt hätten. In einem systematischen Review von
68 Artikeln schnitt das Lungenkrebs-Screening allerdings
etÜbergewicht als Mädchen, Asthma als Erwachsene
Ein zu hoher Body-Mass-Index (BMI) im Kindesalter führt bei Frauen zu mehr
Krankenhausaufenthalten wegen Asthma im jungen Erwachsenenalter, bei
Männern haben niedrige BMI-Werte diesen Effekt. Dies haben dänische
Daten von über 300.000 Schulkindern gezeigt, die beim ERS-Kongress
präsentiert wurden.Prof.
Charlotte Suppli Ulrik vom Hvidovre-Krankenhaus der Universität
Kopenhagen stellte in London ihre Studienergebnisse vor.
was schlechter ab, so van der Aalst. Die Mortalitätsreduktion
lag im Schnitt bei nur 7%, die Rate der Überdiagnosen betrug
bis zu 18%. Bei etwa der HälŸe der Untersuchten würden
Lungenknoten gefunden, die unklar sind. Zu berücksichtigen sei
zudem die Strahlenbelastung von bis zu 25 CT-Scans. Pro 2500
gescreenten Personen ist nach Angaben von van Aalst mit einer
strahlungsinduzierten Krebserkrankung zu rechnen.
Das Screening hat natürlich auch seinen Preis. Ein
gewonnenes Lebensjahr kostet laut Schätzungen 18.500 bis 66.500
USDollar, ein gewonnenes qualitätsadjustiertes Lebensjahr (QALY)
28.000 bis zu 243.000 Dollar.
Van der Aalst gab aber einen positiven Ausblick. Das
CTScreening wird nach ihrer Ansicht zu einem wichtigen Element
im Kampf gegen Lungenkrebs werden. Denn die Risikogruppe
für Lungenkrebs werde noch über Jahrzehnte groß bleiben. Laut
australischen Daten – hier ist ein Lungenkrebsscreening wie in
Deutschland noch nicht etabliert – wäre etwa ein FünŸel aller
Personen, die jemals geraucht haben, und die HälŸe der
gegenwärtigen Raucher nach den US-Kriterien Kandidaten für das
Screening, sagte Dr. David Manners aus Midland. Durch
bessere Risikoabschätzungen werde es in ZukunŸ vermutlich auch
möglich werden, so van der Aallst, noch gezielter Personen für
das Screening auszuwählen. Zudem wurde bereits deutlich, dass
nach einem ersten negativen Testergebnis weitere
Untersuchungen in größeren Abständen erfolgen könnten.
Quelle: Symposium „Lung cancer: latest developments in screening and
patient management“, ERS-Kongress, London
Der BMI-Wert wurde jährlich im Alter von sieben bis 13 Jahren
gemessen. Das Risiko für einen asthmabedingten Krankenhausaufenthalt war
signifikant höher bei übergewichtigen als bei normal- oder
untergewichtigen Frauen, mit dem stärksten Zusammenhang mit der BMI-Messung (HR)
im Alter von 13 Jahren. Übergewichtige Frauen hatten ein um 39% höheres
Risiko für Asthma.
Im Gegensatz dazu hatten Männer mit Untergewicht in der Kindheit ein
erhöhtes Asthmarisiko im jungen Erwachsenenalter im Vergleich zu Männern
mit normalem BMI, mit dem stärksten Zusammenhang mit der BMI-Messung
im Alter von 12 Jahren. Untergewichtige Jungen hatten ein um 24% erhöhtes
relatives Risiko für die Entwicklung eines Asthma bronchiale.
Die Prädiktoren für die Entwicklung eines Asthma sind bei Mädchen und
Jungen also unterschiedlich, schlussfolgerte Studienleiterin Prof. Charlotte
Suppli Ulrik vom Hvidovre-Krankenhaus an der Universität Kopenhagen.
in Fazit: Die Assoziation zwischen BMI in der Kindheit und asthmabedingtem
z
ied Krankenhausaufenthalt als junger Erwachsener verläuft U-förmig.
ÜbergeegM wicht erhöht das Risiko bei Frauen, Untergewicht bei Männern.
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ir/saSpp Dagmar Jäger-Becker
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