Rüstzeug für Körperschaften schaffen
„Kontakt zur Basis ist genauso wichtig wie Kontakte in die Politik“
Viele berufspolitische Karrieren starten unverhofft. Da berichtet ein Kommilitone von einer Studenten-Aktion eines Berufsverbandes 0
oder ein Kollege weist auf den Stammtisch einer Be- zirksgruppe hin. Und schon ist der Interessierte mittendrin im freiwilligen Engagement. Eine feste Säule in der zahnärztlichen Standespolitik ist der Freie Verband Deutscher Zahnärzte (FVDZ) 0
in dem Ehrenamtliche gegenüber Politik und Öffentlichkeit die Interessen der Kolle- genschaft vertreten. 0
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Mit mehr als 19.000 Mitgliedern ist der FVDZ der größte unabhängige zahnärztliche Berufsverband in Deutschland. Wie in den Zahnärztekammern und der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) werden im Freien Verband nach wie vor alle Ämter grundsätzlich ehrenamtlich ausgeübt. Finanzielle Verluste durch den Praxisausfall während der ehrenamtlichen Tätigkeit werden durch Aufwandsentschädigungen ausgeglichen. In der Regel stehen auch die Standespolitiker täglich in der Praxis und behandeln Patienten wie ihre Kollegen auch. Während vielen Politikern vorgeworfen wird, dass sie den Kontakt zum normalen Leben verloren haben, erleben ehrenamtliche Berufspolitiker tagtäglich, wo der Schuh drückt. In den Kassenzahnärztlichen Vereinigungen und der Kassenzahnärztlichen BundesverProfessionalisierung im Ehrenamt
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Wer professionell arbeiten will, muss dafür qualifiziert sein. Das klingt wie
eine Binsenweisheit, und jeder würde diese Aussage unterschreiben, wenn
es um die eigene Berufsausübung geht. Wer als Zahnarzt arbeiten will, muss
dafür qualifiziert sein. Das ist unbestreitbar. Doch wer als Zahnarzt
qualifiziert ist, hat damit noch lange nicht die notwendige Qualifikation für eine
Arbeit in den professionalisierten Organen der Selbstverwaltung.
Die Professionalisierung der ehrenamtlich Tätigen in den Gremien des
Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte soll voranschreiten. Dies hat sich
der FVDZ-Bundesvorstand auf die Fahnen geschrieben und die
Zusammenarbeit und Unterstützung der Akademie für freiberufliche
Selbstverwaltung und Praxismanagement (AS-Akademie) verstärkt. Unterstützt
werden natürlich auch Funktionsträger im Verband, die die
Zusatzausbildung an der AS-Akademie durchlaufen. „Wir müssen in der Lage sein, uns
als Berufsstand selbst professionell zu vertreten“, betont der
FVDZ-Bundesvorsitzende Harald Schrader. Vor allem in Hinblick auf die
Kassenzahnärztlichen Vereinigungen, die bereits seit zwölf Jahren mit
hauptamtlichen Vorständen arbeiten.
Zur Professionalisierung der ehrenamtlich Tätigen gehört neben einer
gesundheitsökonomischen Qualifizierung auch die Kenntnis der
Aufgaben und Funktionsweisen der Selbstverwaltungsorgane. Für die
Übernahme von Funktionen in den Körperschaften oder anderen Institutionen
im Gesundheitswesen sind sozialpolitische Kenntnisse ebenso wichtig
wie juristische und auch Kenntnisse aus dem Management. „Wir streben
eine Qualifizierungsoffensive des Berufsstandes an“, betont Schrader.
„Denn wir benötigen das Rüstzeug, um in den Körperschaften unsere
Interessen richtig wahrnehmen, die Vorgänge einordnen und
mitbestimmen zu können.“ sas
einigung (KZBV) hingegen arbeiten die Vorstände seit 2004
hauptamtlich. Diese Hauptamtlichkeit hatte die Politik damit
begründet, dass die Selbstverwaltung professionalisiert werden
sollte. Aber natürlich steckten auch bestimmte politische
Absichten dahinter (siehe auch Seite 20). FVDZ, BZÄK und KZBV
sind die drei Hauptakteure auf dem standespolitischen Parkett.
Sie verfolgen das gemeinsame Ziel, die freie und
selbstbestimmte Berufsausübung der Zahnärzte in Deutschland zu schützen.
Sie kümmern sich um alle ”emen, die dafür relevant sind. In
ähnlich organisierten Strukturen tagen regelmäßig Gremien wie
Ausschüsse und Arbeitsgemeinscha–en und —nden Versamm
lungen in unterschiedlichen Zusammensetzungen statt,
regional wie bundesweit.
Es gibt aber einen wesentlichen Unterschied zwischen den
Institutionen: Die Kammern und KZVen gehören zur
Selbstverwaltung in der Rechtsform „Körperscha– des öoeentlichen Rechts“
(KdöR). Das heißt, Zahnärztekammern und Kassenzahnärztliche
Vereinigungen sind vom Gesetzgeber eingerichtete Institutionen,
die staatliche Aufgaben in der Selbstverwaltung übernehmen und
dabei von einer staatlichen Aufsichtsbehörde kontrolliert werden.
Politik ohne staatliche Einflussnahme
Für den Freien Verband, der vor einem Jahr sein 60-jähriges
Bestehen feierte, gibt es diese Kontrolle nicht. Das macht den FVDZ
aus. Sei es an der Basis auf Bezirksgruppen- und
Landesverbandsebene, im Bundesvorstand oder in der jährlichen
Hauptversammlung mit rund 170 Delegierten aus ganz Deutschland – wer hier
ein Ehrenamt ausübt, kann vollkommen unabhängig und ohne
staatliche Ein¥ussnahme Politik machen. „Wir können die
Dinge beim Namen nennen“, verdeutlicht der
FVDZ-Bundesvorsitzende Harald Schrader die Besonderheit des Verbandes. „Und das
machen wir auch“. Freiheitliches Denken, Reden u (...truncated)