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https://link.springer.com/content/pdf/10.1007%2Fs15005-016-1879-1.pdf
Nach genetischen Ursachen fahnden
Nach genetischen Ursachen fahnden
ob eine interstitielle Deletion auf Chromosom 0 1
0 Neurologische Klinik , Universitätsklinikum Tübingen
1 Prof. Dr. med. Thomas Gasser , Tübingen
In|Fo|Neurologie & Psychiatrie 2016; 18 (9) 27
-
Hintergrund: Die Parkinson-Krankheit ist genetisch heterogen.
Immer mehr Fälle der Erkrankung werden auf speziˆsche
Genmutationen zurückgeführt. Kasuistisch wurde in einer Arbeit
von 2013 [
1
] anhand von acht Fällen eine Assoziation zwischen
dem sogenannten 22q11.2-Deletions-Syndrom und der
Parkinson-Krankheit beschrieben. Diese Deletion, die meist eine
Größe von etwa drei Megabasen aufweist, ist mit einer Häuˆgkeit
von 25 auf 100.000 Lebendgeburten die häuˆgste angeborene
interstitielle Deletion des Menschen, und wurde bislang mit
einer Reihe von Fehlbildungen und Erkrankungen, wie
kraniofazialen Dysmorphien,
Herzfehlern und auch der
Schizophrenie in Verbindung
gebracht.
Mok KY, Sheerin U,
Simon-Sanchez J et al. Deletions at 22q11.2
in idiopathic Parkinson‘s disease:
a combined analysis of
genomewide association data. Lancet
Neurol 2016; 15: 585–96
Patienten und Methodik:
Mok et al. untersuchten die
Häuˆgkeit der
22.q11.2-De– Kommentar von Thomas Gasser, Tübingen
letion bei 9.387 Patienten mit Parkinson-Syndrom und 13.863
Kontrollpersonen, wofür sie genomische Datensätze
verwendeten, die aus insgesamt vier genomweiten
Assoziationsuntersuchungen (GWAS) stammten.
Ergebnisse: Eine 22q11.2-Deletion wurde bei insgesamt acht
Patienten (0,089 %), aber bei keiner Kontrollperson gefunden
(p = 0,0082). Sechs der Patienten mit Deletion hatten einen
frühen Erkrankungsbeginn (< 45 Jahre), was immerhin 0,49% der
Patienten dieser Subgruppe entspricht. Keiner der
deletionstragenden Patienten war durch typische Zeichen eines
22q11.2-Deletions-Syndroms aufgefallen, mehrere Patienten hatten jedoch
klinische Au¥älligkeiten wie eine
Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, Herzklappenanomalien oder psychiatrische Au¥älligkeiten
vor Beginn der Parkinson-Krankheit, die als „form fruste“
dieses Syndroms aufgefasst werden können. Bis auf den au¥ällig
frühen Krankheitsbeginn entsprach das neurologische
Syndrom dem typischen idiopathischen Parkinson-Syndrom.
Schlussfolgerungen: Deletionen eines drei Megabasen großen
Abschnitts auf Chromosom 22q11.2 wurden als eine weitere
genetische Ursache der Parkinson-Krankheit gefunden. Bei Pa
tienten mit früh beginnendem Parkinson-Syndrom sollte nach
möglichen genetischen Ursachen gefahndet werden.
Die Aufklärung der Ursache kann praktische Konsequenzen haben
Die Arbeit fügt der wachsenden Liste von seltenen erblich
bedingten Formen der Parkinson-Krankheit eine weitere hinzu.
Obwohl jede einzelne dieser Formen selten oder sogar sehr
selten ist, machen sie in ihrer Gesamtheit doch einen nicht
unerheblichen, und vor allem zunehmenden Teil aller
Erkrankungsfälle aus. Insbesondere bei frühem Erkrankungsbeginn
(vor dem 45. Lebensjahr) und bei nicht klar einzuordnenden
zusätzlichen klinischen Au…älligkeiten muss daran gedacht
werden. Die Aufklärung einer genetischen Ursache kann
praktische Konsequenzen für die genetische Beratung des
Patienten und seiner Angehörigen aber auch für das Management
der Erkrankung selbst haben, was zum Beispiel bei der
22q11.2Deletion die Suche nach begleitenden therapiewürdigen
kardialen Anomalien beinhaltet. Bei manchen anderen
genetischen Parkinson-Syndromen, zum Beispiel der durch
Mutationen im Gen für die Glucocerebrosidase (GBA)
mitbedingten Erkrankung, sind auch schon erste
mutationsspezi“sche Therapiestudien in Vorbereitung [2].
Weitere Infos auf springermedizin.de
Neue Medikamente zur Behandlung des Parkinson-Syndroms
Der Artikel informiert über innovative Medikamente und zu
erwartende weitere Neuzulassungen für die Therapie des
idiopatischen Parkinson-Syndroms.
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1. Butcher NJ et al. JAMA Neurology 2013 ; 70 : 1359 - 66 2. Schapira AH et al. Mov Disord 2016 ; 31 : 830 - 5 (...truncated)