Orale Krebstherapien erfordern eine aktive Mitarbeit

InFo Hämatologie + Onkologie, Oct 2016

Springer Medizin

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Orale Krebstherapien erfordern eine aktive Mitarbeit

Orale Krebstherapien erfordern eine aktive Mitarbeit Viele Faktoren kommen zusammen: Der demogra sche Wandel bedingt, dass Krebspatienten zunehmend älter sind. Neue orale erapeutika und der technische Fortschritt erlauben eine frühe ambulante Krebstherapie. Für Ärzte und Patienten o eine Herausforderung. - Der Patient ist mehr denn je gefragt Schwerpunkt der klinischen onkologischen Forschung ist die Entwicklung neuer und immer wirksamerer, kurativer Interventionen. Jedoch ist mit dem Nachweis eines signi kanten Erfolgs einer Arzneimittelwirkung nicht automatisch dessen Nutzen gesichert. Dieser ist von vielen Faktoren abhängig, die o erst in der Praxis relevant werden. Entscheidend sind hier unter anderem das Alter des Patienten, das Ausmaß von Komorbiditäten verbunden mit altersrelevanter Polypharmazie und abnehmender Bioverfügbarkeit durch reduzierte Resorption im Gastrointestinaltrakt. Hinzu kommen Arzneimittelinteraktionen, der Performancestatus, die Lebens- und Essensgewohnheiten des Patienten usw. Vielfältige Ein‹üsse also, die sich nachhaltig auf die Wirkung der Žerapie – bei jedem einzelnen Betro“enen unterschiedlich – auswirken und damit den Nutzen der Behandlung modulieren. Hinzu kommen – in anderen Ländern und zunehmend auch bei uns – die materiellen und immateriellen Kosten im Zusammenhang mit der Krebsbehandlung. Adhärenz, ein immer noch unterschätzter Faktor Immer noch zu wenig Beachtung ndet in diesem Zusammenhang die Adhärenz des Kranken. Dabei ist sie von kritischer Be Prof. Dr. Ulrich R. Kleeberg deutung für den Behandlungserfolg. Wie wichtig die Mitarbeit des Patienten an seiner Genesung ist, zeigen verschiedene Erkenntnisse, die erst in jüngerer Zeit wissenscha lich bestätigt wurden: Rauchen etwa mindert den E“ekt einer Chemo- und/ oder Strahlentherapie, die Aufnahme verschiedener Wirksto“e ist abhängig von der resorptiven Kapazität des (oberen) Gastrointestinaltrakts. Diese wiederum wird durch eine Reihe von Faktoren bestimmt: von der exokrinen und Schleimhautfunktion, von Nahrungsmittelinteraktionen, z. B. bei gleichzeitiger Aufnahme von fetthaltiger Nahrung oder auch Milch, von der Verweildauer im Verdauungstrakt, von Alkoholkonsum als relevantem Wachstumsfaktor für Tumorzellen und nicht zuletzt vom Vorliegen entzündlicher, die Tumorprogredienz fördernder Veränderungen usw. Gemeinsam an einem Strang ziehen Gerade im Hinblick auf die Adhärenz des Patienten darf sich die Aufgabe des Arztes also nicht nur auf die Rezeptur beschränken, etwa auf das „Žerapieschema“, welches vielleicht auch noch an die Arzthelferin delegiert wird. Vielmehr bedarf es, um eine optimale Bioverfügbarkeit des Pharmakons sicherzustellen, einer konzertierten Aktion des onkologischen Teams und wo immer möglich der Mitarbeit des Patienten selbst und seiner Angehörigen. Vor dem Hintergrund dieser Vielzahl von Interaktionen und Wechselwirkungen, also der variablen Bioverfügbarkeit der Medikationen, die Adhärenz des Patienten nicht ernst zu nehmen, ist fahrlässig. Die Kosten sind hoch: Für die Kranken sind es die Einbußen an Überlebenschancen, dies konnten Jacquie H. Chirgwin und Kollegen im Rahmen der BIG 1-98-Studie wieder eindrucksvoll zeigen [Chirgwin JH et al. J Clin Oncol. 2016;34(21):2452-9; siehe dazu auch den Journal-Club-Beitrag Seite 24], und das mit einem weiteren Tumorprogress verbundene Leid. Für die Gemeinscha sind es die erhöhten Kosten für palliative Maßnahmen. Diese können bei den ausufernden Preisen für die bereits eingeführten und noch bevorstehenden Innovationen, beispielsweise die verschiedenen Tyrosinkinasehemmern oder die Immuncheckpointinhibitoren, zu einer relevanten Belastung des Gesundheitswesens werden. Handlungsbedarf in drei Feldern Kurzum, die Ärztescha , aber ganz besonders die Onkologie, muss sich dieses Problems einer verminderten Arzneimittelwirkung infolge mangelnder Adhärenz aktiv zuwenden und Strukturen scha“en, die die Wirkung eines Pharmakons auch in Nutzen für den Patienten übersetzen. Drei Aufgabenbereiche stehen oben an, der Allgemeinzustand des Patienten, die Toxizität der Žerapie und deren e“ektive Behandlung: ▶ Bestehen ein reduzierter Allgemeinzustand, eine negative bzw. depressive Grundstimmung, Komorbidität verbunden mit Polypharmazie, höheres biologisches Alter, Vergesslichkeit, alleinstehender Sozialstatus, dann müssen Strategien erö“net werden, mit denen man die Adhärenz nachhaltig ver bessern kann: Beispiele dafür können eine wöchentliche Vorausplanung der täglichen Tabletteneinnahme (in entsprechenden Döschen erhältlich über die Apotheken) sein, die Verblisterung der Tagesdosis und deren Zustellung begrenzt auf wenige Tage, oder die Überprüfung der Compliance gemeinsam mit dem Apothekenpersonal, den Mitarbeitern, der Krankenp‹ege; alles begleitet von einer engagierten und regelmäßigen psychosozialen Anteilnahme zur Motivation des Patienten. ▶ Insbesondere bei der Nachsorge von Patienten mit kurativ intendierter Primärtherapie muss der Adhärenz bei adjuva (...truncated)


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Springer Medizin. Orale Krebstherapien erfordern eine aktive Mitarbeit, InFo Hämatologie + Onkologie, 2016, pp. 3-5, Volume 19, Issue 6, DOI: 10.1007/s15004-016-5417-6