Ein Federvieh als polyglotte Abnehmhilfe

MMW - Fortschritte der Medizin, Oct 2016

Luise Hess

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Ein Federvieh als polyglotte Abnehmhilfe

MMW Fortschritte der Medizin Schnitzeljagd nach der verlorenen Patientin 0 Gabriela Piras , Duisburg - _ Am Nachmittag atterte mir per Fax ein Hb-Wert von 6,0 g/dl in mein Sprechzimmer. Die zugehörige Patientin hatte ich zuvor wegen Müdigkeit und Leistungsschwäche untersucht. Alarmiert versuchte ich, sie telefonisch zu erreichen – leider vergebens. Die Patientin muss ins Krankenhaus – aber wo steckt sie? Kurzerhand beschloss ich, sie nach der Sprechstunde zu Hause zu besuchen, um sie sofort ins Krankenhaus einzuweisen. Jedoch traf ich sie auch in ihrer Wohnung nicht an. Ich hinterließ ihr also einen Zettel im Brie‘asten, auf dem ich sie bat, dringend in die Praxis zu kommen. Ganz wohl war mir bei der Sache aber immer noch nicht, da die Patientin Analphabetin war und ich nicht sicher sein konnte, dass jemand ihr die Nachricht vorlesen würde. Da ”el mir ein, dass die Patientinmit Frau B. befreundet war. Schnurstracks fuhr ich zu deren Wohnung am anderen Ende des Viertels. Frau B. kam gerade vom Einkaufen um die Ecke. Meine Patientin, so versicherte sie mir, sei eigentlich nie zu Hause. „Meistens ist die bei meinem Bruder – da können wir ja eben hinfahren“, bot sie an. Gesagt, getan. Doch auch der Bruder war nicht zu Hause. Jetzt ”el Frau B. ein, dass die Patientin ja o™ Herrn S. im Haushalt helfe. Dort fuhren wir als nächstes hin. Herr S., ebenfalls einer meiner Patienten, freute sich, mich zu sehen, hatte die Patientin an diesem Tag aber noch nicht gesehen. Er versprach auszurichten, dass sie sich bei mir melden sollte. So fuhr ich schließlich nach Hause – unverrichteter Dinge, aber mit dem Gefühl, alles gegeben zu haben. Punkt 8 Uhr am nächsten Morgen stand meine Patientin in der Praxis. Sie ging noch am selben Tag ins Krankenhaus. _ Mit manchen Patienten darf man sich ja durchaus mal einen Spaß erlauben. Vor allem, wenn man die Fopperei mit einer kleinen Gesundheitslektion verbinden kann – das kommt dem Patienten ja unterm Strich zugute, und der Arzt muss kein übermäßig schlechtes Gewissen haben. Einen meiner Lieblingsscherze probierte ich neulich bei einem Studenten aus Abuja aus, der sich mit seinen 102 kg zu dick fand und deswegen meinen Rat suchte. „Dann müssen Sie erst mal ein Uhu werden“, riet ich ihm. Ich erwartete natürlich eine Rückfrage. Doch er sagte nur „Ja“ zur Antwort, was mich wiederum verblü£e, da er überhaupt nicht wissen konnte, was ich meinte. „Wissen Sie, was ein Uhu ist?“, fragte ich zweifelnd. „Ja, ein Klebsto¥“, sagte der hö iche Student. „Stimmt“, meinte ich, auch wenn ich anderes im Sinn hatte. Der Uhu ist das Wappentier unseres kleinen Stadtzoos – und mein Wappentier für alle Patienten, die ihr Gewicht U(nter) Hu(ndert) bringen möchten. Ich schickte den Studenten in den Zoo und forderte ihn auf, den Uhu mit „Uuuhuuu“ anzusprechen. Zur Antwort bekam ertatsächlich ein „Uuuuhuuuu“. Nun weiß ich also auch, dass unser Wappentier die nigerianische Sprache Yaruba versteht. Uhus sind eben schlau. Ach ja, der Student kam kurz darauf mit 99 kg in die Praxis. ■ Dr. Luise Hess, Darmstadt (...truncated)


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Luise Hess. Ein Federvieh als polyglotte Abnehmhilfe, MMW - Fortschritte der Medizin, 2016, pp. 40-40, Volume 158, Issue 18, DOI: 10.1007/s15006-016-8825-5