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https://link.springer.com/content/pdf/10.1007%2Fs15006-016-8883-8.pdf
Bei Heilerde sind Mensch und Tier sich einig
MMW Fortschritte der Medizin
„Aber nein, Frau Doktor, ich schlafe doch nicht!“
_ Als ich die Tür zum Seniorenzentrum ö nete
kam mir eine angenehme
kühle Lu entgegen
die mich sofort beruhig- te. Meine erste Patientin war Frau Forst.
-
Auf mein Anklopfen reagierte sie nicht.
Das war ö er so, denn sie war
schwerhörig. Ich betrat vorsichtig die Wohnung,
um sie nicht zu erschrecken. Meine
Patientin lag in ihrem Bett auf dem Rücken
und hielt die Hände ineinander
verschränkt auf dem Bauch. Ihre Augen
waren geschlossen, und ihr Kopf versank in
dem großen Federkissen. Aus ihrem
leicht geö neten Mund drang ein leises
Schnarchen – sie schlief.
Um diese Ruhe beneidete ich sie. Ich
dachte an die stressige Sprechstunde in
meiner Arztpraxis am Vormittag und die
zehnminütige Mittagspause, in der ich es
ck geschaŽ hatte, zu essen und nebenbei die
o
itS Laborbefunde des Tages zu kontrollieren.
/saeg Nach den Hausbesuchen warteten ein
Ittym voller Schreibtisch und eine dicht bestel-l
e
/eG te Nachmittagssprechstunde auf mich.
rscoh Eine Auszeit oder Schlaf waren für die
H© nächsten Stunden nicht geplant.
Vorsichtig strich ich meiner Patientin
über den Arm: „Frau Forst, aufwachen!“
Sie ö nete abrupt die Augen und
schaute mich an. Als sie mich erkannte,
lächelte sie und atmete erleichtert auf. „Sie
haben geschlafen“, erklärte ich. „Ich
musste Sie wecken.“ Sie schüttelte energisch
ihren Kopf. „Nein, ich habe nicht
geschlafen, nur nachgedacht.“
Nachdenken ist schlafen?
Nanu?
Der Satz meiner Patientin schwirrte
mir während der übrigen Hausbesuche
durch den Kopf. Aber auf der Rückfahrt
vom Seniorenzentrum zur Praxis fand
ich meinen inneren Frieden. Ich freute
mich auf meine nächste Sprechstunde.
Da muss man nämlich viel nachdenken
– gemäß der Logik von Frau Frost
konnte ich mich also auf eine exzellente
Schlafgelegenheit freuen. ■
Dr. Simone Braune, Wolfsburg
Hier wird eine
neue Logik
ausgebrütet.
Bei Heilerde sind Mensch und Tier sich einig
_ Langsam kamen die Patienten aus
den Ferien zurück. Manche hatten
weniger erfreuliche Urlaubsandenken mit
nach Hause gebracht. Ganz oben auf der
Liste: der exotische Magen-Darm-Infekt.
Montezumas Rache. Unsere späte
Quittung für die Vergehen der Spanier. Oder
jedenfalls so ähnlich.
So kam auch eine Privatpatientin zu
mir, die nach entsprechenden
Symptomen leicht besorgt um ihre Gesundheit
war. Sie hatte sich einen Virusinfekt
eingefangen, nichts Schlimmes, Aber sie litt
immer noch, und wollte bald wieder Ÿt
für den Alltag sein.
Ich verordnete ihr für ein paar
wenige Tage Omeprazol und Heilerde. „Oh,
prima“, kommentierte sie – dafür
müsste sie weder zur Apotheke noch zum
Reformhaus. „Das Omeprazol kann ich
ganz einfach von meinem Mann
nehmen“, meinte sie. „Und die Heilerde von
meinem Hund!“
Als sie am nächsten Tag
vereinbarungsgemäß anrief, ging es ihr schon
viel besser. Aber die Heilerde fand sie
scheußlich. Nachdenklich fügte sie an:
„Jetzt kann ich aber wenigstens meinen
armen Hund verstehen ...“ ■
Dr. Luise Hess, Darmstadt (...truncated)