Vertragsärztliche Versorgung von Patienten in beschützenden Einrichtungen und Heimen
Vertragsärztliche Versorgung von Patienten in beschützenden Einrichtungen und Heimen
Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie
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Der demografische Wandel mit einer
immer älter werdenden Gesellschaft
und niedrigen Geburtenraten stellt die
Gesellschaft und das Gesundheitswesen
in den kommenden Jahrzehnten vor
große Herausforderungen. Bereits heute
fehlen in der Pflege Arbeitskräfte,
besonders auch qualifizierte, und es ergeben
sich Engpässe, die nur durch erhebliche
Anstrengungen im Arbeitsmarkt und
durch gesellschaftliche Anstrengungen
überbrückt werden können.
Gegenwärtig sind in Deutschland
insgesamt 2,6 Mio. Menschen
pflegebedürftig. Als pflegebedürftig werden Personen
gemäß § 14 Abs. 1 SGB XI bzw. § 61 SGB
XII bezeichnet, die wegen einer
körperlichen, geistigen oder seelischen
Krankheit oder Behinderung in erheblichem
oder höherem Maß der Hilfe und
Unterstützung im täglichen Leben bedürfen.
Es werden 1,8 Mio. vorwiegend
hochbetagte Frauen und Männer zu Hause
versorgt. Über 70 % der
Pflegebedürftigen im häuslichen Umfeld werden
derzeit allein durch pflegende Angehörige
(47 %) und rund 23 % durch
ambulante Pflegedienste betreut. Im Rahmen der
Versorgung von Pflegebedürftigen spielt
die Familie nach wie vor eine
zentrale Rolle. Rund 764.431 Pflegebedürftige
werden in Heimen versorgt [10].
Im Gutachten des
Sachverständigenrates von 2014 wird darauf hingewiesen,
dass in Deutschland noch
Herausforderungen bestehen, um zu einer
bedarfsund bedürfnisgerechten, auf Sicherung
von Autonomie und Teilhabe zielenden
Langzeitversorgung mit quantitativ und
qualitativ hinreichend ausgebauten
stationären, teilstationären und ambulanten
Pflegeangeboten zu gelangen. Es besteht
ein Problem und Handlungsdruck
hinsichtlich der Langzeitversorgung von
Pflegebedürftigen. Die Sachverständigen
fordern neben dem Ausbau und der
weiteren Differenzierung der
ambulanten Pflege eine Stärkung der häuslichen
Versorgung, um trotz gesundheitlicher
Einbußen und auch trotz
Pflegebedürftigkeit zur Aufrechterhaltung von
Autonomie und Lebensqualität beizutragen
[9]. Um die zukunftsorientierte
Versorgung von Patienten in beschützenden,
Pflege- oder Altenheim Einrichtungen
(bPA-Einrichtungen) gestalten zu
können, ist es von hoher Bedeutung, einen
Überblick über die deutschlandweite
Inanspruchnahme und deren inhaltlichen
Schwerpunkte zu erhalten. In der
Pflegestatistik des Statistischen Bundesamtes
wird zudem lediglich über die Anzahl
von positiv begutachteten
Pflegebedürftigen (gemäß aktuellen Vorgaben zur
Erlangung einer Pflegestufe I–III)
berichtet. Diese entspricht der Zahl der
Leistungsbezieher. Patienten mit
Pflegebedarf, die keinen Anspruch geltend
gemacht haben oder (noch) nicht einer
Pflegestufe zugeordnet werden konnten,
werden in den amtlichen Statistiken
dementsprechend nicht berücksichtigt.
Bisher gibt es wenige deutschlandweite
Schätzungen zum Anteil der Patienten in
bPA-Einrichtungen und deren
vertragsärztlichen Versorgung [11]. Ziel dieser
Querschnittsanalyse ist es, einen ersten
Überblick über Patienten in
bPA-Einrichtungen auf Basis von bundesweiten
vertragsärztlichen Abrechnungsdaten zu
geben, um die Diskussion zukünftiger
Versorgungsbedarfe im Kontext Pflege
und Versorgung in
bPA-Einrichtungen auch aus der ambulanten Sicht mit
Informationen zu substanziieren.
Im Rahmen der vorliegenden Analyse
wurden folgende Fragestellungen
untersucht:
1. Können Patienten in bPA-Einrichtungen auf Basis von Sekundärdaten identifiziert werden?
2. Welche geriatrietypischen Merkmalskomplexe (gtMk) liegen bei Patienten in bPA-Einrichtungen vor?
3. Wie werden die Patienten in bPAEinrichtungen vertragsärztlich versorgt?
4. Gibt es Unterschiede zwischen Pati
enten, die ausschließlich innerhalb
der bPA-Einrichtungen, und
Patienten, die sowohl in einer
bPAEinrichtung als auch in
vertragsärztlichen Praxen (im Folgenden:
Praxen) behandelt werden?
der gesetzlichen Krankenversicherung
(GKV) versicherte Person mit
mindestens einem Arztkontakt im
vertragsärztlichen Bereich im entsprechenden
Abrechnungszeitraum erfasst. Die
ambulanten Abrechnungsdaten enthalten
u. a. pseudonymisierte Angaben zu dem
Arzt bzw. zu der Praxis (z. B.
pseudonymisierte lebenslange Arztnummer
Tab. 1 Operationalisierung geriatrietypischer Merkmalskomplexe gemäß ICD-10-GM, Version
2014. (Borchelt et al. [2], Stand 30.07.2012)
Geriatrietypischer Merkmals- ICD-10-GM-Code
komplex
[LANR], pseudonymisierte
Betriebsstättennummer [BSNR], Facharztgruppe, zu
dem Patienten [z. B. pseudonymisierte
Versichertennummer, Geburtsdatum,
Geschlecht], zu den Diagnosen und
zu den Leistungen nach Einheitlichem
Bewertungsmaßstab [EBM]). Die
Patientenentitäten werden gebildet über eine
Kombination aus vorliegenden
Pseudosnymattributen.
Patienten in beschützenden
Einrichtungen, Pflege- oder
Altenheimen
Zur Identifizierung von Patienten in
bPA-Einrichtungen wurde die
bundeseinheitliche Gebührenordnungsposition
(GOP) 01415 herangezogen, die sich
auf den dringenden Besuch in einem
beschützenden Wohnh (...truncated)