Vertragsärztliche Versorgung von Patienten in beschützenden Einrichtungen und Heimen

Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie, Nov 2016

Hintergrund Gemäß der Pflegestatistik im Jahr 2014 wurden 2,6 Mio. pflegebedürftige Menschen in Deutschland versorgt; davon 1,86 Mio. zu Hause und rund 764.000 vollstationär im Heim. In den Berichterstattungen zur Zahl von Pflegebedürftigen wird jedoch lediglich von positiv begutachteten Pflegebedürftigen nach § 14 SGB XI berichtet. Für Deutschland gibt es bisher keine bundesweiten Abschätzungen zu Patienten in beschützenden Wohnheimen bzw. Einrichtungen bzw. Pflege- oder Altenheimen mit Pflegepersonal (bPA-Einrichtungen) auf Basis von Routinedaten. Diese Lücke wollen wir schließen. Material und Methoden Die vorliegende Auswertung basiert auf bundesweiten vertragsärztlichen Abrechnungsdaten des Jahres 2014. Anhand von Leistungsdaten erfolgte eine Abschätzung der Anzahl an Patienten in bPA-Einrichtungen. Die Darstellung der Morbidität und die vertragsärztliche Versorgung erfolgten im Rahmen von deskriptiven Analysen. Ergebnisse Es wurden 525.863 Patienten in bPA-Einrichtungen ambulant vertragsärztlich versorgt, davon 173.233 Patienten ausschließlich in bPA-Einrichtungen und 352.630 Patienten sowohl in bPA-Einrichtungen als auch in Praxen durch Vertragsärzte. Knapp zwei Drittel aller Patienten in bPA-Einrichtungen werden nach wie vor in ambulanten Praxen außerhalb der bPA-Einrichtung versorgt. Schlussfolgerung Bundesweite Abrechnungsdaten können zur Beurteilung der pflegerischen und vertragsärztlichen Versorgung von Patienten in bPA-Einrichtungen einen wesentlichen Beitrag leisten.

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Vertragsärztliche Versorgung von Patienten in beschützenden Einrichtungen und Heimen

Vertragsärztliche Versorgung von Patienten in beschützenden Einrichtungen und Heimen Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie - Der demografische Wandel mit einer immer älter werdenden Gesellschaft und niedrigen Geburtenraten stellt die Gesellschaft und das Gesundheitswesen in den kommenden Jahrzehnten vor große Herausforderungen. Bereits heute fehlen in der Pflege Arbeitskräfte, besonders auch qualifizierte, und es ergeben sich Engpässe, die nur durch erhebliche Anstrengungen im Arbeitsmarkt und durch gesellschaftliche Anstrengungen überbrückt werden können. Gegenwärtig sind in Deutschland insgesamt 2,6 Mio. Menschen pflegebedürftig. Als pflegebedürftig werden Personen gemäß § 14 Abs. 1 SGB XI bzw. § 61 SGB XII bezeichnet, die wegen einer körperlichen, geistigen oder seelischen Krankheit oder Behinderung in erheblichem oder höherem Maß der Hilfe und Unterstützung im täglichen Leben bedürfen. Es werden 1,8 Mio. vorwiegend hochbetagte Frauen und Männer zu Hause versorgt. Über 70 % der Pflegebedürftigen im häuslichen Umfeld werden derzeit allein durch pflegende Angehörige (47 %) und rund 23 % durch ambulante Pflegedienste betreut. Im Rahmen der Versorgung von Pflegebedürftigen spielt die Familie nach wie vor eine zentrale Rolle. Rund 764.431 Pflegebedürftige werden in Heimen versorgt [10]. Im Gutachten des Sachverständigenrates von 2014 wird darauf hingewiesen, dass in Deutschland noch Herausforderungen bestehen, um zu einer bedarfsund bedürfnisgerechten, auf Sicherung von Autonomie und Teilhabe zielenden Langzeitversorgung mit quantitativ und qualitativ hinreichend ausgebauten stationären, teilstationären und ambulanten Pflegeangeboten zu gelangen. Es besteht ein Problem und Handlungsdruck hinsichtlich der Langzeitversorgung von Pflegebedürftigen. Die Sachverständigen fordern neben dem Ausbau und der weiteren Differenzierung der ambulanten Pflege eine Stärkung der häuslichen Versorgung, um trotz gesundheitlicher Einbußen und auch trotz Pflegebedürftigkeit zur Aufrechterhaltung von Autonomie und Lebensqualität beizutragen [9]. Um die zukunftsorientierte Versorgung von Patienten in beschützenden, Pflege- oder Altenheim Einrichtungen (bPA-Einrichtungen) gestalten zu können, ist es von hoher Bedeutung, einen Überblick über die deutschlandweite Inanspruchnahme und deren inhaltlichen Schwerpunkte zu erhalten. In der Pflegestatistik des Statistischen Bundesamtes wird zudem lediglich über die Anzahl von positiv begutachteten Pflegebedürftigen (gemäß aktuellen Vorgaben zur Erlangung einer Pflegestufe I–III) berichtet. Diese entspricht der Zahl der Leistungsbezieher. Patienten mit Pflegebedarf, die keinen Anspruch geltend gemacht haben oder (noch) nicht einer Pflegestufe zugeordnet werden konnten, werden in den amtlichen Statistiken dementsprechend nicht berücksichtigt. Bisher gibt es wenige deutschlandweite Schätzungen zum Anteil der Patienten in bPA-Einrichtungen und deren vertragsärztlichen Versorgung [11]. Ziel dieser Querschnittsanalyse ist es, einen ersten Überblick über Patienten in bPA-Einrichtungen auf Basis von bundesweiten vertragsärztlichen Abrechnungsdaten zu geben, um die Diskussion zukünftiger Versorgungsbedarfe im Kontext Pflege und Versorgung in bPA-Einrichtungen auch aus der ambulanten Sicht mit Informationen zu substanziieren. Im Rahmen der vorliegenden Analyse wurden folgende Fragestellungen untersucht: 1. Können Patienten in bPA-Einrichtungen auf Basis von Sekundärdaten identifiziert werden? 2. Welche geriatrietypischen Merkmalskomplexe (gtMk) liegen bei Patienten in bPA-Einrichtungen vor? 3. Wie werden die Patienten in bPAEinrichtungen vertragsärztlich versorgt? 4. Gibt es Unterschiede zwischen Pati enten, die ausschließlich innerhalb der bPA-Einrichtungen, und Patienten, die sowohl in einer bPAEinrichtung als auch in vertragsärztlichen Praxen (im Folgenden: Praxen) behandelt werden? der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) versicherte Person mit mindestens einem Arztkontakt im vertragsärztlichen Bereich im entsprechenden Abrechnungszeitraum erfasst. Die ambulanten Abrechnungsdaten enthalten u. a. pseudonymisierte Angaben zu dem Arzt bzw. zu der Praxis (z. B. pseudonymisierte lebenslange Arztnummer Tab. 1 Operationalisierung geriatrietypischer Merkmalskomplexe gemäß ICD-10-GM, Version 2014. (Borchelt et al. [2], Stand 30.07.2012) Geriatrietypischer Merkmals- ICD-10-GM-Code komplex [LANR], pseudonymisierte Betriebsstättennummer [BSNR], Facharztgruppe, zu dem Patienten [z. B. pseudonymisierte Versichertennummer, Geburtsdatum, Geschlecht], zu den Diagnosen und zu den Leistungen nach Einheitlichem Bewertungsmaßstab [EBM]). Die Patientenentitäten werden gebildet über eine Kombination aus vorliegenden Pseudosnymattributen. Patienten in beschützenden Einrichtungen, Pflege- oder Altenheimen Zur Identifizierung von Patienten in bPA-Einrichtungen wurde die bundeseinheitliche Gebührenordnungsposition (GOP) 01415 herangezogen, die sich auf den dringenden Besuch in einem beschützenden Wohnh (...truncated)


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Dipl.-Wirtsch.-Inf. (FH) Diana Kurch-Bek MPH, Prof. Dr. Leonie Sundmacher, Dipl.-Wirtsch.-Inf. (FH) Christian Gallowitz, Dr. med. Bernhard Tenckhoff. Vertragsärztliche Versorgung von Patienten in beschützenden Einrichtungen und Heimen, Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie, 2016, pp. 1-9, DOI: 10.1007/s00391-016-1144-8