Kutane Nebenwirkungen unter Checkpointinhibition
Im Focus Onkologie
25. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie
Schleimhautmelanom zusätzlich auf cKIT, so Hauschild. Vor allem die c-KITHot-Spot-Mutationen L576P und K642E in Exon 11 und 13 ließen sich mit dem cKIT-Kinaseinhibitor Imatinib gezielt therapieren. „Patienten mit diesen Mutationen haben eine Chance von fast 50% auf eine Remission“, berichtete Hauschild. NRAS-Mutationen treten bei etwa 20 % der Melanome auf. Bislang gab es keinen Inhibitor gegen dieses Protoonkogen, das eine wichtige Rolle in der Signalkaskade in Richtung Proliferation spielt. Der MEK-Inhibitor Binimetinib jedoch führte bei Patienten mit fortgeschrittenem NRAS-mutiertem Melanom zu einem deutlich besseren medianen progressionsfreien Überleben im Vergleich zu einer Dacarbazin-˜erapie (2,8 vs. 1,5 Monate; Hazard Ratio 0,62, 95 %-Konždenzintervall 0,470,80; p < 0,001) [Dummer R et al. ASCO. 2016;Abstr 9500]. Allerdings ohne in ein besseres Gesamtüberleben zu münden (11,0 vs. 10,1 Monate). Ein neuer Standard wird Binimetinib daher Hauschild zufolge wohl nicht; zu prüfen wäre aber, ob es in Kombination mit einem BRAFInhibitor von Nutzen sei.
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Strategien gegen
Resistenzentwicklung
Patienten mit BRAF-mutierten
Tumoren lassen sich mit
BRAF-Kinaseinhibitoren wie Vemurafenib oder
Dabrafenib erfolgreich behandeln – das me
diane Überleben verdoppelt sich
gegenüber der Chemotherapie. Allerdings
entwickeln sich unter Monotherapien
häužg Resistenzen, weshalb in der
aktuellen Leitlinie immer eine Kombina
tionstherapie aus BRAF- und
MEK-Inhibitoren (MEKi) empfohlen wird.
Zusätzlich werden mehrere
Strategien gegen die Resistenzentwicklung
erprobt. Etwa die Intervalltherapie, in der
BRAF/MEKi in Blöcken von acht oder
zwölf Wochen gegeben werden und
anschließend eine Pause erfolgt. Bereits
durchgesetzt hat sich laut Hauschild,
dass man nach einem Progress die
Kombinationstherapie fortführt,
einzelne Herde jedoch mit
Strahlentherapie behandelt. „Spannend sind
momentan laufende Studien, welche die
Immuntherapie mit BRAF/MEKi
kombinieren. Diesen Ansatz halte ich für sehr
vielversprechend“, so Hauschild. Seiner
Meinung nach wird es zukün®ig
darum gehen, die verfügbaren
Substanzklassen intelligent zu verknüpfen.
S2k-Leitlinie Mycosis fungoides
Die Mycosis fungoides ist ein primär
kutanes T-Zell-Lymphom. Da die Mycosis
fungoides in Phasen abläu®, sind eine
exakte Diagnose sowie die
Berücksichtigung der Vorbehandlung und des
Tumorstadiums wichtig. Dies betonte
Claus-Detlef Klemke, Karlsruhe.
Unabhängige Marker für eine schlechte
Prognose bei fortgeschrittener Mycosis
fungoides (Stadium IIB–IV) oder
SézarySyndrom identižzierte kürzlich das
Cutaneous Lymphoma International
Consortium (CLIC) [Scarisbrick J et al. J
Clin Oncol. 2015;33(32):3766-73]:
Stadium IV, Alter > 60 Jahre, großzellige
Transformation in der Haut, erhöhte
LDH (L-Lactatdehydrogenase). Die
5-Jahres-Überlebensrate liege bei
Patienten mit niedrigem Risiko (0–1
Risikofaktor) bei 68 %, bei mittlerem Risiko (2
Risikofaktoren) bei 43 % und bei hohem
Risiko (3–4 Risikofaktoren) bei 28 %.
Klemke gab einen kurzen Einblick in
das Update der S2k-Kurzleitlinie. Als
Erstlinientherapie der Mycosis
fungoides im Stadium IA–IIA werden
hautgerichtete ˜erapien empfohlen, wie etwa
Steroide der Klasse III–IV oder PUVA
(Psoralen/UV-A-˜erapie). Einfacher
durchzuführen als PUVA sei die
˜erapie mit Schmalspektrum UVB mit einer
Wellenlänge von 311 nm, die ebenfalls
hervorragend funktioniere, so der
Dermatologe.
Neu in der Zweitlinientherapie sei die
Empfehlung für Mechlorethamin sowie
für Acitretin als Alternative für
Patienten, die kein Bexaroten erhalten können.
In fortgeschrittenen Stadien stehen in
der Erstlinie Kombinationen im
Vordergrund: PUVA plus Interferon α (IFN-α)
oder oralem Bexaroten bzw. mit
Radiotherapie. Im Stadium III werde die
Kombination PUVA/UVB-311 nm
empfohlenen, ggf. kombiniert mit IFN-α oder
Bexaroten. In der Zweitlinie seien z. B.
Pralatrexat oder der gegen CD30
gerichtete Antikörper Brentuximab vedotin
neu hinzugekommen, so Klemke.
Marion Hofmann-Aßmus
Bericht von der 25. Fortbildungswoche für
praktische Dermatologie und Venerologie vom
23. bis 29. Juli 2016 in München.
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