Kennzahlen in der Notfallmedizin

Notfall + Rettungsmedizin, Dec 2016

Dr. med. H. Marung, H. Dormann, M. Baubin

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Kennzahlen in der Notfallmedizin

Kennzahlen in der Notfallmedizin H. Marung 2 H. Dormann 1 M. Baubin 0 Liebe Kolleginnen liebe Kollegen 0 Univ-Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin, Tirol-Kliniken/Medizinische Universität Innsbruck , Innsbruck, Österreich 1 Zentrale Notaufnahme Klinikum Fürth , Fürth , Deutschland 2 Institut für Rettungs- und Notfallmedizin , Kiel , Deutschland - der zweite Teil der Überschrift kommt vielen von Ihnen als regelmäßige Leser von Notfall + Rettungsmedizin bekannt vor: eine der „10 Thesen für 10.000 Leben“ lautete genau so als Ergebnis der 1. Bad Boller Reanimationsgespräche [1]. Sie sollte ausdrücken, dass zum Erreichen des Ziels, viele Tausend zusätzliche Leben nach außerklinischem Kreislaufstillstand zu retten, viel mehr gebraucht wird als Teamarbeit, Medikamente oder Technik. Nur aus einer umfassenden Untersuchung der Reanimationsergebnisse an möglichst vielen Standorten und einem anschließenden Abgleich untereinander sehen wir, welche Maßnahmen an den Patienten und in welcher Qualität wirklich durchgeführt werden. Die dabei erfassten Parameter werden auch als Kennzahlen bezeichnet. Hinter diesem scheinbar abstrakten Begriff verbirgt sich genau, was für die Bewertung der Qualität unserer notfallmedizinischen Versorgung unabdingbar ist: ein objektiver, messbarer Kriterienkatalog auf Basis der jeweilig gültigen Vorgaben zur Diagnostik und Therapie, seien es Leitlinien, Empfehlungen oder Verfahrensanweisungen. Damit ist auch klar, dass sich Kennzahlen überall dort zur Beurteilung der Qualität in der Notfallmedizin eignen, wo entsprechende Vorgaben existieren. Sie dienen nicht nur dazu, unterschiedlichste Notfallsituationen vom Polytrauma über den ischämischen Schlaganfall bis hin zur Anaphylaxie zu untersuchen. Kennzahlen können zur Analyse sämtlicher Schritte der Notfallversorgung eingesetzt werden: vom Eingang des Notrufs über Diagnostik und Therapie durch den Rettungsdienst bis hin zur Weiterversorgung in einer geeigneten Klinik. » Kennzahlen können zur Analyse sämtlicher Schritte der Notfallversorgung eingesetzt werden Pionierarbeit auf dem Gebiet der Qualitätssicherung im Rettungsdienst leisten seit einigen Jahren Lohs et al. Sie beschreiben in ihrer Übersicht den Ansatz und den Nutzen der trägerübergreifenden Qualitätssicherung in BadenWürttemberg. Basis ihrer Auswertungen sind Qualitätsindikatoren, also Kennzahlen, die Aussagen über die Einhaltung der gültigen Vorgaben zulassen. Die Autoren weisen dabei darauf hin, dass eine Interpretation der Ergebnisse differenziert erfolgen muss, um keine voreiligen bzw. falschen Schlüsse zu ziehen, und dass die Übermittlung erfasster Daten das Qualitätsmanagement vor Ort in den einzelnen Rettungsdienstbereichen nicht ersetzen kann. Dax et al. nehmen den Leser mit in einen Bereich, der im Hinblick auf die Analyse und Verbesserung der Qualität viel zu lange im Abseits stand: die Rettungsleitstelle. Auch hier steht das Bundesland Baden-Württemberg, aber auch Bayern im Fokus. Die Autoren formulieren dabei das Ziel einer länderübergreifend einheitlichen Definition zur Abbildung der Leitstellenleistung. Damit wäre ein objektiver Vergleich auch mit Leitstellen in Schleswig-Holstein oder Sachsen möglich – und warum nicht auch in Basel oder Tirol? Bernar et al. skizzieren für eben dieses österreichische Bundesland die Ergebnisse des ersten Tiroler NEF-BenchmarkBerichts, also der standortübergreifenden Analyse der Versorgungsqualität im Notarztdienst. Ziel des Berichts war, die Eignung der verwendeten Kennzahlen zu überprüfen, aber in erster Linie, Abweichungen von Standards zu erkennen sowie den Benchmark-Bericht unter den Notarztstützpunkten zu kommunizieren. Wie Arbeiten z. B. aus dem Bereich der Versorgung nach Herzinfarkt [2] oder Schlaganfall [3] zeigen, kann durch derartiges, regelmäßiges Feedback an die Durchführenden – ob Rettungsfachpersonal, Notärzte oder Mitarbeiter in den Notaufnahmen – tatsächlich das Ziel erreicht werden, nicht nur ein Strohfeuer zu entzünden, sondern die Versorgungsqualität langfristig zu verbessern. Die Notaufnahmen als weiteres zentrales Glied der Versorgungskette von Notfallpatienten werden neben den Rettungsdiensten auch von einer ansteigenden Zahl von Akut- und Notfallpatienten frequentiert. Mit einer breiten Palette von diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten gilt es, den zeitkritisch und schwer kranken Patienten zu identifizieren, zu behandeln und weiter zu distribuieren. Qualitätsindikatoren zu diesem Versorgungsauftrag sind derzeit in Deutschland quasi nicht existent und aus der internationalen Literatur auch nur marginal übertragbar. Da derzeit aber durch verschiedene Arbeitsgruppen der DGINA (Deutsche Gesellschaft interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin) und der Sektion Notaufnahmeprotokoll der DIVI (Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv und Notfallmedizin) sehr vielversprechende Initiativen gestartet wurden, freut es uns einen ersten Einblick in dieser Heftausgabe geben zu können. Kull (...truncated)


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Dr. med. H. Marung, H. Dormann, M. Baubin. Kennzahlen in der Notfallmedizin, Notfall + Rettungsmedizin, 2016, pp. 623-624, Volume 19, Issue 8, DOI: 10.1007/s10049-016-0254-6