Standardisierte Diabetesprävention ist erfolgreich und kosteneffektiv
Standardisier te Diabetesprävention ist erfolgreich und kosteneffektiv
Prof. Dr. med. Peter E. H. Schwarz Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Fetscherstr. 74, D-01307 Dresden
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Hintergrund: Eine der Herausforderungen in der
Prävention des Diabetes ist die Entwicklung
standardisierter strukturierter Interventionsprogramme,
die wirksam sind und kosteneffizient umgesetzt
werden können. In der Diabetologie in Deutschland
haben wir Erfahrung mit Schulungsprogrammen
bei Diabetikern, die häufig noch ungenutzte
Ressourcen beinhalten. Eine Lebensstilumstellung ist
das Ziel dieser Programme für die Diabetestherapie
und -prävention und oft nur schwer zu erreichen.
Sie hängt stark von der Eigeninitiative und dem
Selbstmanagement der Patienten ab, was eine
Schwachstelle vieler Interventionsprogramme ist.
Vor diesem Hintergrund wurde von den Autoren
Kulzer und Kollegen das Interventionsprogramm
zur Diabetesprävention, PRÄDIAS, entwickelt und
evaluiert. PRÄDIAS steht für „Prävention des
Diabetes – selbst aktiv werden!“
Patienten und Methodik: PRÄDIAS basiert auf
den Ergebnissen des US amerikanischen
DiabetesPrevention-Program (DPP). Hier präsentieren die
Autoren eine randomisierte, kontrollierte klinische
Studie, um den Effekt von PRÄDIAS im Vergleich
zu einer Kontrollgruppe zu evaluieren. Primäre
Zielvariablen waren dabei die Gewichtsreduktion,
die Veränderung metabolischer Variablen und die
Verhaltensänderung über zwölf Monate. Das
Programm bestand aus zwölf
Interventionsgruppensitzungen. Die Kontrollgruppe erhielt nur
schriftliche Informationen. 182 Personen mit erhöhtem
Diabetesrisiko oder gestörter Glukosetoleranz
nahmen an der Studie teil, die Hälfte davon an der
Intervention. Neben den Gruppensitzungenenthielt
die Intervention auch eine telefonische Betreuung
und Unterstützung der Lebensstiländerung durch
Hilfsmittel wie Pedometer.
Ergebnisse: Nach zwölf Monaten konnte in der
PRÄDIAS-Gruppe eine signifikant größere
Gewichtsreduktion (–3,8 ± 5,2 kg versus –1,4 ± 3,9 kg)
festgestellt werden. Die Nüchternblutglukose stieg
in der Kontrollgruppe um 1,8 ± 13,14 mg/dl l,
konnte in der Interventionsgruppe dagegen um 4,3 ±11,3
mg/dl im Mittel abgesenkt werden (p < 0,001). Die
Zeitdauer körperlicher Aktivität pro Woche stieg
in der Interventionsgruppe signifikant um (46,4 ±
90,4 Minuten versus 30,9 ± 71,9 Minuten; p =
0,04).
Verhaltensbedingte Variablen, relevant für
Essverhalten und Lebensstiländerungen, verbesserten
sich signifikant in der Interventionsgruppe. Über
PRÄDIAS erreichten die Teilnehmer eine
signifikante Verbesserung beim Körpergewicht, bei der
Nüchternglukose, bei der körperlichen Aktivität
und beim Essverhalten. Über zwölf Monate war die
Lebensführung ähnlich gut wie im
US-amerikanischen Diabetes-Prevention-Program.
Schlussfolgerung: Das Interventionsprogramm
PRÄDIAS unterstützt Personen mit erhöhtem
Diabetesrisiko dabei, ihren Lebensstil zu ändern, und
ist kosteneffektiv.
Kommentar: Die Untersuchung zu PRÄDIAS ist die
erste randomisierte, klinisch kontrolliert
durchgeführte Studie, um ein Interventionsprogramm zur
primären Prävention des Diabetes in Deutschland
zu testen. Die Ergebnisse sind beeindruckend und
gleichwertig denen aus dem US-amerikanischen
Präventionsprogramm, die mit einem etwa 280-mal
höheren Kostenaufwand erreicht wurden. Die heutige
Herausforderung ist die Umsetzung und
Implementation solcher Programme in die klinische und
ambulante Versorgung. PRÄDIAS zeigt, dass eine
standardisiert begleitete Intervention zur Diabetesprävention
machbar ist. Der Kostenaufwand für das Programm
ist im Rahmen von Paragraph 20 SGB V realisierbar.
Es ist nun an der Zeit, solche Programme in unserer
Alltagspraxis umzusetzen. (...truncated)