Venenerkrankungen

MMW - Fortschritte der Medizin, Jul 2016

Karin Kraft

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Venenerkrankungen

- aktuelle medizin - Serie Um das Fortschreiten einer chronisch venösen Insuffizienz (CVI) aufzuhalten, ist ein frühzeitiger Behandlungsbeginn bereits bei den ersten Beschwerden wichtig. Insbesondere die Maßnahmen der physikalischen Therapie und Phytopharmaka sind zu Recht weit verbreitet bei teilweise befriedigender bis guter Evidenzlage. Ab Stadium II der CVI sollten Kompressionsstrümpfe getragen werden. Venenerkrankungen Physikalische Maßnahmen In den CVI-Stadien I–III bietet die physikalische Therapie mehrere Optionen. Hydrotherapie ist besonders geeignet, da Kaltreize den venösen Tonus erhöhen. Bei Entzündungen bieten sich Prießnitzwickel im Bereich der betroffenen Unterschenkel, Lehmwickel oder kalte Heilerdeauflagen an. Bewegungstherapie sollte stets durchgeführt werden (Fuß- und Beingymnastik, Gehen, Radfahren, Schwimmen). Während die Beine hochgelegt sind, sollten sie nach zentripetal ausgestrichen werden. Atemübungen sind bei bettlägerigen Patienten wegen ihrer Sogwirkung wichtig, sie sollten durch passive Bewegungsübungen unterstützt werden. Eine weitere Domäne der physikalischen Therapie ist das Ulcus cruris. Harte Ulkusränder können durch 10 min Dampfstrahl aufgelockert werden. Als balneotherapeutische Maßnahmen eignen sich künstliche Kohlensäurebäder und wechselwarme Knie- und Unterschenkelgüsse, die die Perfusion verbessern, sowie Bäder mit Zusatz von Eichenrinden- oder Thymianextrakten wegen der enthaltenen Gerbstoffe und der desinfizierenden Wirkung. Geeignet sind auch Umschläge mit Weizenkeimöl, Honig, Heilerde, Zinnkrauttee, kalten Peloiden oder Traubenzucker zur Förderung der Granulation. An Massageverfahren sollte häufiger gedacht werden. Bewährt hat sich z. B. eine manuelle Lymphdrainage der Region oberhalb des Ulcus cruris oder eine Bindegewebsmassage im Bereich L4/ L5 (Venensegment) am Rumpf. Als Maßnahme der Elektrotherapie wird eine Langzeitgalvanisation als granulationsfördernd beschrieben. Phototherapie eignet sich zur Anregung der Epithelbildung. Hier wird das Ulkus mit UV-Licht oder Sonne bestrahlt, wobei die Ränder durch Zinkpaste oder -salbe geschützt werden. Anschließend wird es kalt übergossen und ein Ölverband mit Weizenkeimöl angelegt. Phytopharmaka als Externa ... Phytopharmaka werden oral als langfristige Monotherapie in den Stadien I und II der CVI und adjuvant zur Kompressionstherapie angewendet. Die Inhaltsstoffe reduzieren die Kapillarpermeabilität und wirken antientzündlich im Bereich der Gefäßwände. Die spezifische Wirksamkeit von Phytopharmaka als Externa ist bei CVI nicht gesichert, sie werden aber von den Patienten als symptomlindernd empfunden. Gele können als Langzeitapplikation unter Kompressionsverbänden und -strümpfen verwendet werden. Salben haben eine größere Eindringtiefe und sind besonders zur Therapie entzündlicher Prozesse geeignet. Die Externa sollten mehrmals täglich vorsichtig aufgebracht werden, aber nie auf offene Haut oder Schleimhäute. Bei entzündlichen Prozessen sollte wegen der Gefahr der Ablösung von Thromben nicht massiert werden. ... und zur oralen Therapie Phytopharmaka dienen der Stabilisierung eines durch physikalische Maßnahmen bereits erreichten Entstauungszustandes und können mit ihnen gut kombiniert werden. Anatomische Veränderungen können sie nicht zurückbilden, wohl aber funktionelle Veränderungen günstig beeinflussen. Fertigarzneimittel mit Rosskastaniensamenextrakt (Hippocastani semen) sind die erste Wahl bei CVI. Zur oralen Anwendung liegen einige klinische Studien mit Extrakten mit einem Gesamtaescingehalt von 16–20% vor. Sie wirken antiexsudativ, membranstabilisierend, antiphlogistisch, diuretisch und venentonisierend. Mäusedornwurzelstock (Rusci aculeati rhizoma) enthält Steroidsaponine, die antiexsudativ, antiphlogistisch und venentonisierend wirken. Klinische Studien liegen kaum vor. Rotes Weinlaub (Vitis viniferae folium) wirkt ödemprotektiv und antiphlogistisch. Klinische Studien liegen vor. Ordnungstherapie sollte bei CVI stets zur Anwendung kommen. Bei Übergewicht ist eine Gewichtsreduktion anzustreben, um den venösen Abfluss zu verbessern. Genussgifte sollten gemieden werden. Auf enge Kleidung und enge oder hochhackige Schuhe sollte verzichtet werden. Langes Stehen oder Sitzen, besonders mit übereinandergeschlagenen Beinen, ist zu vermeiden. Bei venös bedingten Ödemen kann eine Kurzzeittherapie mit proteolytischen Enzymen (z. B. Bromelain) über zwei bis vier Wochen versucht werden. Diese sollen die durch den erhöhten venösen Druck ins Interstitium ausgetretenen Plasmaproteine abbauen. Neural- und Blutegeltherapie Neural- sowie Blutegeltherapie sollten den fortgeschritteneren Stadien der CVI bzw. Thrombosen und deren Folgeerkrankungen vorbehalten werden. Bei begleitenden Entzündungen werden oberflächliche Injektionen eines Neuraltherapeutikums (z. B. Procain 1%) paravasal der betroffenen Gefäße durchgeführt, bei Ulcus cruris werden s.c. Injektionen zu je 1–2 ml in 2–3 cm Abstand knapp peripher des (...truncated)


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Karin Kraft. Venenerkrankungen, MMW - Fortschritte der Medizin, 2016, pp. 18-18, Volume 152, Issue 31-33, DOI: 10.1007/BF03366882