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https://link.springer.com/content/pdf/10.1007%2FBF03366882.pdf
Venenerkrankungen
- aktuelle medizin
- Serie
Um das Fortschreiten einer chronisch venösen Insuffizienz (CVI) aufzuhalten, ist ein frühzeitiger Behandlungsbeginn bereits bei den ersten Beschwerden wichtig. Insbesondere die Maßnahmen der physikalischen Therapie und Phytopharmaka sind zu Recht weit verbreitet bei teilweise befriedigender bis guter Evidenzlage. Ab Stadium II der CVI sollten Kompressionsstrümpfe getragen werden.
Venenerkrankungen
Physikalische Maßnahmen
In den CVI-Stadien I–III bietet die
physikalische Therapie mehrere
Optionen. Hydrotherapie ist besonders
geeignet, da Kaltreize den venösen Tonus
erhöhen. Bei Entzündungen bieten sich
Prießnitzwickel im Bereich der
betroffenen Unterschenkel, Lehmwickel oder
kalte Heilerdeauflagen an.
Bewegungstherapie sollte stets durchgeführt
werden (Fuß- und Beingymnastik, Gehen,
Radfahren, Schwimmen). Während die
Beine hochgelegt sind, sollten sie nach
zentripetal ausgestrichen werden.
Atemübungen sind bei bettlägerigen
Patienten wegen ihrer Sogwirkung wichtig,
sie sollten durch passive
Bewegungsübungen unterstützt werden.
Eine weitere Domäne der
physikalischen Therapie ist das Ulcus cruris.
Harte Ulkusränder können durch 10
min Dampfstrahl aufgelockert werden.
Als balneotherapeutische Maßnahmen
eignen sich künstliche
Kohlensäurebäder und wechselwarme Knie- und
Unterschenkelgüsse, die die Perfusion
verbessern, sowie Bäder mit Zusatz von
Eichenrinden- oder Thymianextrakten
wegen der enthaltenen Gerbstoffe und
der desinfizierenden Wirkung.
Geeignet sind auch Umschläge mit
Weizenkeimöl, Honig, Heilerde, Zinnkrauttee,
kalten Peloiden oder Traubenzucker zur
Förderung der Granulation.
An Massageverfahren sollte häufiger
gedacht werden. Bewährt hat sich z. B.
eine manuelle Lymphdrainage der
Region oberhalb des Ulcus cruris oder
eine Bindegewebsmassage im Bereich L4/
L5 (Venensegment) am Rumpf.
Als Maßnahme der Elektrotherapie
wird eine Langzeitgalvanisation als
granulationsfördernd beschrieben.
Phototherapie eignet sich zur
Anregung der Epithelbildung. Hier wird das
Ulkus mit UV-Licht oder Sonne
bestrahlt, wobei die Ränder durch
Zinkpaste oder -salbe geschützt werden.
Anschließend wird es kalt übergossen und
ein Ölverband mit Weizenkeimöl
angelegt.
Phytopharmaka als Externa ...
Phytopharmaka werden oral als
langfristige Monotherapie in den Stadien I und
II der CVI und adjuvant zur
Kompressionstherapie angewendet. Die
Inhaltsstoffe reduzieren die
Kapillarpermeabilität und wirken antientzündlich im
Bereich der Gefäßwände.
Die spezifische Wirksamkeit von
Phytopharmaka als Externa ist bei CVI
nicht gesichert, sie werden aber von den
Patienten als symptomlindernd
empfunden. Gele können als
Langzeitapplikation unter Kompressionsverbänden
und -strümpfen verwendet werden.
Salben haben eine größere Eindringtiefe
und sind besonders zur Therapie
entzündlicher Prozesse geeignet. Die
Externa sollten mehrmals täglich
vorsichtig aufgebracht werden, aber nie auf
offene Haut oder Schleimhäute. Bei
entzündlichen Prozessen sollte wegen der
Gefahr der Ablösung von Thromben
nicht massiert werden.
... und zur oralen Therapie
Phytopharmaka dienen der
Stabilisierung eines durch physikalische
Maßnahmen bereits erreichten
Entstauungszustandes und können mit ihnen gut
kombiniert werden. Anatomische
Veränderungen können sie nicht
zurückbilden, wohl aber funktionelle
Veränderungen günstig beeinflussen.
Fertigarzneimittel mit
Rosskastaniensamenextrakt (Hippocastani semen)
sind die erste Wahl bei CVI. Zur oralen
Anwendung liegen einige klinische
Studien mit Extrakten mit einem
Gesamtaescingehalt von 16–20% vor. Sie
wirken antiexsudativ,
membranstabilisierend, antiphlogistisch, diuretisch und
venentonisierend.
Mäusedornwurzelstock (Rusci
aculeati rhizoma) enthält Steroidsaponine,
die antiexsudativ, antiphlogistisch und
venentonisierend wirken. Klinische
Studien liegen kaum vor.
Rotes Weinlaub (Vitis viniferae
folium) wirkt ödemprotektiv und
antiphlogistisch. Klinische Studien liegen vor.
Ordnungstherapie sollte bei CVI
stets zur Anwendung kommen. Bei
Übergewicht ist eine Gewichtsreduktion
anzustreben, um den venösen Abfluss zu
verbessern. Genussgifte sollten
gemieden werden. Auf enge Kleidung und
enge oder hochhackige Schuhe sollte
verzichtet werden. Langes Stehen oder
Sitzen, besonders mit
übereinandergeschlagenen Beinen, ist zu vermeiden.
Bei venös bedingten Ödemen kann
eine Kurzzeittherapie mit
proteolytischen Enzymen (z. B. Bromelain) über
zwei bis vier Wochen versucht werden.
Diese sollen die durch den erhöhten
venösen Druck ins Interstitium
ausgetretenen Plasmaproteine abbauen.
Neural- und Blutegeltherapie
Neural- sowie Blutegeltherapie sollten
den fortgeschritteneren Stadien der CVI
bzw. Thrombosen und deren
Folgeerkrankungen vorbehalten werden. Bei
begleitenden Entzündungen werden
oberflächliche Injektionen eines
Neuraltherapeutikums (z. B. Procain 1%)
paravasal der betroffenen Gefäße
durchgeführt, bei Ulcus cruris werden s.c.
Injektionen zu je 1–2 ml in 2–3 cm Abstand
knapp peripher des (...truncated)