Das falsche Bild von der CT

MMW - Fortschritte der Medizin, Jul 2016

Zusammenfassung Die Computertomografie liefert fantastische Aufnahmen von sehr hoher Qualität. Aber die Strahlendosis wird vielfach unterschätzt, auch von Klinikärzten, wie Dr. med. Christoph Heyer, Radiologe am Klinikum der Ruhr-Universität Bochum, in einer Untersuchung feststellte.

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Das falsche Bild von der CT

Das falsche Bild von der CT Die Computertomografie liefert fantastische Aufnahmen von sehr hoher Qualität. Aber die Strahlendosis wird vielfach unterschätzt auch von Klinik- ärzten wie Dr. med. Christoph Heyer Radiologe am Klinikum der Ruhr- Universität Bochum in einer Untersuchung feststellte. MMW: Wie hoch ist die Strahlenbelastung einer Computertomografie im Vergleich zu konventionellen Röntgenaufnahmen? Heyer: Bei einer normalen diagnostischen CT beträgt die Strahlendosis zwischen 3 und 10 mSv. Bei der Beurteilung der Herzkranzgefäße werden durchaus Werte bis 20 mSv erreicht, weil hier qualitativ hochwertige Bilder mit hoher Auflösung erforderlich sind. Demgegenüber ist eine Röntgenaufnahme mit modernen digitalen Detektorsystemen bereits mit 0,03 mSv möglich. Selbst im Vergleich zu älteren Röntgengeräten stellt die Computertomografie eine erheblich stärkere Belastung dar. Zum Beispiel ist die Dosis bei einer Thorax-CT-Aufnahme 300- bis 400-mal so hoch wie bei der entsprechenden konventionellen Röntgenuntersuchung. - Manager-Check-up; „Strahlenhygienisch eine Katastrophe“ - MMW: Ist bei einer CT bereits mit einer Gesundheitsgefährdung zu rechnen? Heyer: Es gibt keine untere Schwelle, bei der man sicher sein kann, dass die Strahlung keine Schäden verursacht. Mit minimalen Strahlendosen kann man theoretisch schon Schäden provozieren. Ziel muss deshalb sein, jede Form ionisierender Strahlung zu vermeiden. Daten über die Gefährlichkeit ionisierender Strahlung stammen größtenteils von Atombombenopfern aus Hiroshima. Anhand dieser Daten hat man nachgewiesen, dass ab Dosen von 50 mSv von einem Krebsrisiko auszugehen ist. Wenn man bedenkt, dass manche Patienten im Krankheitsverlauf drei, vier CTs bekommen, könnten durchaus Werte erreicht werden, bei denen man – zumindest statistisch gesehen – von einer konkreten Gefährdung ausgehen muss. MMW: Werden in Deutschland zu viele CT-Untersuchungen durchgeführt? Heyer: Natürlich wird die fantastische Qualität der Aufnahmen gerne angenommen, sodass die Untersuchungszahlen ständig steigen. Der Anteil der Computertomografie an der Gesamtdosis, die durch Röntgenuntersuchungen in Deutschland hervorgerufen wird, liegt mittlerweile bei 50%, obwohl die Computertomografie nur 8% aller Untersuchungen ausmacht. Dazu tragen vor allem die Hochdosisverfahren bei, z. B. Herz-CTs. Man darf aber die Computertomografie deswegen nicht verteufeln. Wir sind froh, dass wir diese Geräte haben, denn es gibt zahlreiche Indikationen, bei denen wir nicht um ein CT herumkommen. Kritisch muss man sehen, dass manchmal die Indikation nicht ausreichend überprüft wird. MMW: Wann ist ein Herz-CT sinnvoll, wann nicht? Heyer: Es gibt bestimmte Befundkonstellationen, bei denen ein Herz-CT sinnvoll ist, z. B. bei Verdacht auf eine koronare Anomalie, zur Verlaufskontrolle nach Bypassoperation, für Patienten mit typischen Angina-pectoris-Symptomen. Aber der MMW: Wo wird die Computertomografie unnötigerweise eingesetzt? Heyer: Zum Beispiel bei Patienten mit Lungenentzündung, für die nach der Behandlung ein Verlaufs-CT angefordert wird, um zu dokumentieren, dass sich die Lungenentzündung zurückgebildet hat. Die CT-Aufnahme hat hier für das weitere Vorgehen nichts zu sagen. Immer häufiger werden auch banale Frakturen mit einer CT dargestellt, obwohl deren Aussagekraft die eines konventionellen Röntgenbildes nicht wesentlich überschreitet. Bei einigen Indikationen liefern auch Ultraschall oder Kernspintomografie sehr gute Ergebnisse, sodass wir auf ein CT verzichten können, z. B. bei Lebertumoren oder bei Erkrankungen im Bauchraum bei Kindern. Privat-Check-ups in Diagnosekliniken sind in Mode, aber strahlenhygienisch hält Dr. Christoph Heyer diese Untersuchungen für ein großes Problem. Nach seinen Worten gibt es bislang keine einzige Studie, die nachweisen konnte, dass diese Screeninguntersuchungen das Risiko für irgendwelche Erkrankungen statistisch senken würden. Im Gegenteil: Man setzt sich einer relativ hohen Strahlenbelastung aus. „Strahlenhygienisch gesehen sind Ganzkörper-CT und Herz-CT ohne entsprechende Indikation eine Katastrophe“, so Heyer. (...truncated)


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Judith Neumaier. Das falsche Bild von der CT, MMW - Fortschritte der Medizin, 2016, pp. 17-17, Volume 149, Issue 20, DOI: 10.1007/BF03365054