Highlights der Jahrestagung „Der herzkranke Diabetiker“
- aktuelle medizin-kongressberichte Highlights der Jahrestagung „Der herzkranke Diabetiker“
Eine neue Formel für komplexe Risiken
Das Syndrom der vielen Namen: Vom tödlichen Quartett sprach man früher, dann vom Insulinresistenz-Syndrom, schließlich hieß es Metabolisches Syndrom, seit Kurzem auch Kardiometabolisches Syndrom und nun auch Metabolisch-Vaskuläres Syndrom, eine Wortschöpfung aus Sachsen. Die Fachkommission Diabetes Sachsen an der TU Dresden hat inzwischen eine Leitlinie vorgelegt und hofft, dass es in nicht allzu ferner Zukunft ein DMP Metabolisch-Vaskuläres Syndrom (MVS) gibt. Das MVS gründet auf der „Common Soil“Hypothese. Danach sind viszerale Adipositas und genetische Disposition der Nährboden, auf dem sich metabolische und vaskuläre Störungen entwickeln bis hin zu Typ-2-Diabetes und kardiovaskulären Erkrankungen (s. Abb. 1). Die Leitlinie ist eine komplexe Handlungsanleitung für Hausärzte und Diabe-
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NACHBETRACHTUNG DER STENO-STUDIE
Intensivierte Therapie senkt
die Sterblichkeit
Kaum ein Diabetesvortrag, in dem nicht
auf die Steno-2-Studie als Beweis für die
Erfolge einer intensivierten,
multifaktoriellen Therapie des Typ-2-Diabetes
verwiesen wird. Kürzlich ist eine
Nachbetrachtung dieser richtungsweisenden Arbeit
erschienen, die Prof. Petra-Maria
SchummDraeger, München, vorstellte. Daraus lässt
sich folgende Prognose ableiten: Von zehn
Typ-2-Diabetikern mit Mikroalbuminurie
im Alter von 55 Jahren werden in den
nächsten 13 Jahren
ó zwei sterben,
ó zwei einen Schlaganfall bekommen,
ó zwei einen Herzinfarkt erleiden,
ó einer eine Amputation durchstehen,
wenn nicht frühzeitig mit einer
intensivierten, zielorientierten und strikt
leitliniengemäßen Therapie begonnen wird.
Wer dagegen eine solche intensivierte
Therapie erhält, hat ein deutlich
geringeres Mortalitätsrisiko: Gesamtsterblichkeit
Entstehung des
MetabolischVaskulären Syndroms (MVS)
Rauchen u.a. exogene
Risikofaktoren
MVS
Viszerale Adipositas
Genetische Disposition
tologen und abrufbar unter der
Fax-Nummer: 03 51/3 17 72 33.
und kardiovaskuläre Sterblichkeit nach
einem Zeitraum von 13 Jahren liegen
absolut um 20 bzw. 13% niedriger und damit
nur halb so hoch wie unter einer
konventionellen Therapie, so das
aufsehenerregende Ergebnis der Steno-2-Studie.
DIABETOLOGEN
„Vielen droht das Aus!“
Der geplante neue EBM ist für viele
niedergelassene Diabetologen
existenzgefährdend. So sieht es zumindest Dr.
Richard Daikeler vom Vorstand des
Bundesverbandes niedergelassener
Diabetologen, der auf die verheerenden Folgen
für die Diabetikerbetreuung hinwies.
Wird ein Hausarzt auf Überweisung durch
einen anderen Hausarzt tätig, bekommt
er nach dem neuen EBM für diesen
Patienten nur noch eine halbierte
Versichertenpauschale. Außerdem steht ihm die
Chronikerpauschale nicht zu, erläuterte
Daikeler. „Dies bedeutet, dass der
hausDer Nichtdiabetiker
ist die Ausnahme
75% aller Herzpatienten, darauf verwies
Dr. Rolf Dörr, Dresden, haben einen
manifesten Diabetes oder einen Prädiabetes.
In einer Herzklinik oder Herzpraxis ist der
Nichtdiabetiker der
Ausnahmefall.Kardiologen sollten deshalb bei ihren
KHK-Patienten gezielt nach einem Diabetes und
Diabetologen bei ihren
Diabetespatienten gezielt nach einer KHK suchen.
Praktisch wichtig: Der Diabetiker ist ein
kardialer Hochrisikopatient, bei dem die
optimale Einstellung von Blutdruck,
Glukosespiegel, Blutfetten und eine
Lebensstil-Modifikation mit Gewichtsreduktion,
mehr Bewegung, gesunder Ernährung
und strenger Nikotinabstinenz von
entscheidender Bedeutung sind.
Die nicht invasive Diagnostik der KHK
darf sich bei Diabetikern nicht nur auf
symptomatische Patienten
konzentrieren, sondern muss auch die
asymptomatischen erfassen.
ärztlich tätige Diabetologe 30% seines
Punktevolumens einbüßen wird, da keine
Kompensationsmöglichkeit mehr besteht.
Denn im neuen EBM werden
Komplexleistungen geschaffen, die keine gesonderte
Vergütung für Einzelleistungen wie
Gespräch oder Schulung vorsehen. So ist mit
einer Umsatzeinbuße von 30% zu rechnen
– für viele existenzgefährdend.“
Auch für die niedergelassenen
Diabetologen, die fachärztlich tätig sind, bringt der
neue EBM eine böse Überraschung: Die
„ausführliche Gesprächsziffer“ 13 220 soll
abgeschafft werden. Damit entfällt eine
adäquate Vergütung für das ausführliche
Diabetesgespräch. „Das bedeutet, dass
die primäre Tätigkeit des Diabetologen,
Patienten zu beraten und im Rahmen der
Therapieführung zu betreuen, nicht mehr
wirtschaftlich abrechenbar sein wird
ohne zusätzlich zu erbringende technische
Leistung – die nicht immer erforderlich
ist“, so Daikeler.
Dr. med. Jochen Aumiller ó (...truncated)