Antidepressiva: für leichte Fälle ungeeignet
Antidepressiva: für leichte Fälle ungeeignet
Chefredakteur Dr. med. Dirk Einecke
Keine oder kaum eine Wirksamkeit? Glukosaminsulfat ohne Wirkung n e m a k g r e B ,l z u h c S . H :l e t i T
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Für Aufregung sorgt eine Metaanalyse,
der zufolge Antidepressiva nur bei
schwersten Depressionen besser wirken
als Placebo. Die Thematik wurde von der
Publikumspresse breit aufgegriffen:
„Traurig trotz Pillen – Viele Antidepressiva
zeigen kaum Wirkung“ schreibt z. B. eine
große Tageszeitung auf der Titelseite und
verweist darauf, dass die Studie auch
bisher unveröffentlichte Daten einbezog.
Die Fachgesellschaft der Psychiater
(DGPPN) sorgt sich nun, dass depressive
Patienten vermehrt von der Brücke
springen, wenn sie aufgrund dieser
Information ihre Medikamente absetzen. In einer
Stellungnahme informiert sie, dass die
Autorengruppe bereits zum dritten Mal
innerhalb von zehn Jahren die gleiche
Botschaft aus einer Metaanalyse zieht.
Die Analyse habe deutliche Limitationen,
weil sie nur vier Substanzen
berücksichtige, und zu diesen auch nur 35 Studien,
obgleich es deutlich mehr Studien gebe.
Es sei schon lange bekannt, dass der
Wirkunterschied zwischen einem
AntiNACH DEM AKUTEN HERZINFARKT
Lohnt sich eine späte PTCA?
Auch wenn der akute Herzinfarkt schon
mehr als zwölf Stunden zurückliegt,
verspricht die Wiedereröffnung der
Infarktarterie mit PTCA eine längere
Überlebenszeit als eine rein medikamentöse
Behandlung. Zu diesem Ergebnis kommt
zumindest eine aktuelle Metaanalyse mit
3560 Patienten. Sie steht aber im
Widerspruch zur kürzlich veröffentlichten
OATStudie. Grund für die Differenz sind
wahrscheinlich unterschiedliche
Patientenpopulationen. Laut Autoren der
Metaanalyse scheint die späte PTCA (1–26 Tage
nach dem Ereignis) vor allem den
Patienten zugute zu kommen, die eine
längere Lebenserwartung, ein noch vitales
Myokardium und eine nicht vollständig
verschlossene Infarktarterie haben.
J Am Col Cardiol 2008;51:956–64
depressivum und Placebo mit der
Schwere der Depression zunehme. Die
Wahrscheinlichkeit einer Remission innerhalb
von sechs Wochen liege bei 30% unter
Placebo und 35% unter Verum. 10–15%
aller Patienten mit wiederkehrenden
schweren depressiven Phasen sterben
durch Suizid. Deshalb müsse man
behandeln.
Brisant ist die Metaanalyse auch deshalb,
weil sie die Zulassungspraxis der
amerikanischen FDA sowie ein Gutachten des
britischen NICE indirekt kritisiert, das
kürzlich ein positives Votum für
Antidepressiva gegeben hat. Brisant ist ferner,
dass in der Vergangenheit wiederholt
Antidepressivastudien mit negativem
Ausgang nicht veröffentlicht wurden. Ein
Schluss scheint heute allemal zulässig:
Als Stimmungsaufheller bei leichteren
Formen der Depression, wie in den USA
millionenfach angewandt, taugen
Antidepressiva kaum.
PLOS Medicine, Bd.5, e45; Stellungnahme der
DGPPN und AGNP vom 28.2.2008
KHK-SEKUNDÄRPRÄVENTION
Tödliche Noncompliance
Wenn Herzinfarktpatienten nach der
Entlassung aus dem Krankenhaus die
verordneten Medikamente nicht
(vorschriftsmäßig) einnehmen, haben sie schon im
ersten Jahr schlechtere
Überlebenschancen. Einer kanadischen Studie zufolge gilt
dies für mindestens 20% der
Postinfarktpatienten; so viele lösen nämlich in den
ersten 120 Tagen nach Entlassung ihre
Rezepte für sekundärpräventive
Medikamente nicht ein. Verglichen mit
Patienten, die alle Rezepte einlösten, hatten
Patienten, die nur einen Teil der
Medikamente in der Apotheke abholten, ein um
44% erhöhtes Risiko, im ersten Jahr zu
sterben. Bei Patienten, die vollständig
noncompliant waren, erhöhte sich das
Risiko sogar um 80%.
Jackevicius CA et al., Circulation, online 25.2.2008
STIMULIERT EPO DAS TUMORWACHSTUM?
Krebspatienten sterben
früher
Erythropoetin kann bei Krebspatienten
das Sterberisiko um etwa 10% erhöhen.
Das zeigt eine Metaanlayse, in der 51
Phase-III-Studien ausgewertet wurden. In den
Studien wurde entweder Erythropoetin
oder Darbepoetin bei unterschiedlichen
Krebserkrankungen verabreicht. Ursache
für die höhere Mortalität ist aber nicht das
unter Epo-Präparaten bekanntermaßen
erhöhte Risiko für venöse
Thrombembolien, sondern wahrscheinlich eine
stimulierende Wirkung auf das Krebswachstum.
Viele Krebszellen tragen nämlich
Rezeptoren, an die Epo binden kann. Bisher sind
Epo-Präparate zugelassen zur Behandlung
einer Anämie bei Krebspatienten, die eine
Chemotherapie erhalten.
JAMA 2008;299:914-24
FÜR HUSTENDE KINDER
Honig als Betthupferl
Kinder mit oberen Atemwegsinfekten
müssen nachts weniger husten, wenn sie
vor dem Zubettgehen Honig bekommen
haben. In einer randomisierten Studie
erhielten 105 Kinder Honig,
Dextromethorphan oder kein Hustenmittel. Die
Honiggruppe schnitt in allen
untersuchten Kriterien am besten ab: Das galt
für die Hustenfrequenz und -schwere
ebenso wie für die Schlafqualität von
Kindern und Eltern.
Arch Ped Adol Med, 2007;161:1140–46
In einer Studie nahmen 222 Patienten mit
Hüftgelenksarthrose zwei Jahre lang
entweder Glukosaminsulfat (1500 mg/d)
oder Placebo ein. Schmerz und
Gelenkfunktion w (...truncated)