Neues Beratungsangebot
Im Focus Onkologie
Neues Beratungsangebot
Ein Studienplatz, die erste große Liebe - und dann eine Krebsdiagnose. Mit einem neuen Beratungsangebot wollen junge Erwachsene Gleichaltrigen helfen, mit diesem Schock klarzukommen.
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M Deutsche Sti ung für junge
Erit einem neuen Faltblatt will die
wachsene mit Krebs kün ig al
tersgerechte Empfehlungen für den
Umgang mit der Diagnose geben. Gestaltet
haben den Ratgeber junge Erwachsene,
die selbst erkrankt sind oder waren. In
leicht verständlicher Sprache leiten sie
Gleichaltrige nach der Diagnose durch
eine bisher weitgehend unbekannte
Welt: Krankenhaus, Krankenschein,
Krankengeld – aber auch
Kommunikation mit Eltern und Freunden. „Ich
musste mich mit dem Tod beschä igen,
als meine Freunde Klausuren schrieben
und auf Partys gingen“, berichtete
Studentin Franziska (26), die vor drei
Jahren an einem Hodgkin-Lymphom
erkrankte, bei der Vorstellung des neuen
Projekts für 18- bis 39-Jährige in Berlin.
Sie ist eine der insgesamt zwölf
Betrošenen hinter dem Programm „Jung &
Krebs – Erste Hilfe“. Neben der
InfoBroschüre beinhaltet dieses auch eine
Website mit Videos der Betrošenen.
Jedes Jahr bekommen rund 15.000
junge Erwachsene in Deutschland die
Diagnose Krebs. Bezogen auf die
TumorNeuerkrankungen pro Jahr insgesamt
sind sie eine kleine Gruppe. „Doch sie
sitzen o zwischen allen Stühlen“,
erklärt Frauke Frodl, Sprecherin der
Stiftung. „Sie haben sich gerade von den
Eltern abgenabelt, eine Ausbildung
angefangen oder eine Familie gegründet –
und dann ¢nden sie sich plötzlich neben
70-Jährigen in der Chemotherapie
wieder.“ Nach Angaben der Sti ung
gehören Hautkrebs, Gebärmutterhalskrebs,
Hodenkrebs, Brustkrebs sowie Sarkome
zu besonders häu¢gen Formen. 80 % der
Betrošenen überleben die Erkrankung.
Doch mit der Diagnose rücken
Aspekte in den Fokus, die im „normalen“
Lebensverlauf vielleicht erst später zum
¦ema geworden wären. „Wegen der
Chemotherapie musste ich ganz schnell
über‘s Kinderkriegen nachdenken und
bin mit meiner Schwester in ein
Kinderwunschzentrum gegangen“, erinnert
sich etwa Student Timur an die
Momente nach der Diagnose Hodenkrebs.
Heute ist Timur 23 Jahre alt, geheilt und gibt
seine Erfahrungen und Gefühle weiter.
Auf der Website
www.erstehilfekrebs.de nden
junge
Krebspatienten Hilfe von
gleichaltrigen
Betro enen.
Junge Betrošene sind meist mitten in
der Ausbildung und stehen am Anfang
ihrer Lebensplanung. „Durch eine
Erkrankung in dieser Lebensphase entsteht
o eine Lücke in der Biogra¢e“, weiß
Mathias Freund, Vorsitzender des
Kuratoriums der Sti ung. Es gebe häu¢g plötzlich
wieder eine Abhängigkeit von den Eltern,
dazu eine unfreiwillige Auszeit in
Ausbildung oder Beruf. Gleichzeitig könne es zu
¢nanziellen Problemen kommen. Und
40 % der Betrošenen klagten später im
Leben noch über ¢nanzielle Folgen.
Lücken werden aber auch nach der
Diagnosestellung und während der
¦erapie deutlich. „Mein HNO-Arzt war
genauso überfordert wie ich“, erinnert sich
Franziska. Während der Behandlung im
Krankenhaus habe sie sich dann o
einsam gefühlt. Auf diese Missstände wies
der Göttinger Kinder-Onkologe Christof
Kramm in Berlin hin. Diagnosen
könnten sich verzögern, weil Ärzte bei jungen
Patienten nicht immer sofort an Krebs
denken würden oder aber Wartezeiten,
z. B. auf Kernspins, in Kauf nähmen, so
Kramm. Für krebskranke junge
Erwachsene sei es vielfach besser, sich in der
Kinderonkologie einer Klinik behandeln zu
lassen. „Ein 23-Jähriger wird von der
Gesamtatmosphäre einer Kinderstation
sicher besser getragen, als wenn er neben
einem 80-Jährigen liegt.“ Jana Kötter/dpa (...truncated)