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Besuch von Pavarottis kleinem Erben
MMW Fortschritte der Medizin
Besuch von Pavarottis kleinem Erben
k itc o S /se g a m Itt y e G / N o jr e N ©
-
_ Wir Hausärzte bekommen durchaus
schon mal das eine oder andere
Lob.Dafür müssen wir aber in der Regel erst
einmal etwas leisten. Spontane
Ehrerbietungen beim ersten Zusammentre‡en
sind sehr selten. Und erst ein einziges
Mal hat jemand buchstäblich eine
Hymne auf mich gesungen, als er mich das
erste Mal überhaupt gesehen hat.
Sein Name war Orlando. Er war
zweieinhalb Jahre alt und kam als
Neuzugang aus Italien in meine Praxis. Das
erste Mal sah er mich, als ich ins gut
gefüllte Wartezimmer kam. Sofort
˜üsterte er seiner Mama ein fragendes „Chi è?“
zu. „La dottoressa“, bekam er von ihr zur
Antwort.
Hierauf legte der Kleine sofort alle
Schüchternheit ab und schmetterte auf
die Melodie der deutschen
Nationalhymne: „Dottoressa, dotto-rehessa,
dodo-do-do-to-rehessaaaa...“ Ich stimmte
gerührt in die Hymne ein, und wir san
gen das „doooo-do-do-dodo“
zusammen zu Ende.
Aufs Äußerste irritiert blickten
meine „Mühseligen und Beladenen“ zu
Boden. Von ihnen kam keine Resonanz.
Auch mein Personal konnte nicht davon
überzeugt werden, daß ich ab sofort mit
dieser Hymne morgens begrüßt werden
wollte. Auch auf einmal pro Woche oder
wenigstens zum Geburtstag konnte ich
sie nicht runterhandeln. Ach, Orlando,
komm doch wieder, dachte ich mir.
Das tat er auch, zwei Tage später. Er
hatte sich den Arm gebrochen. ■
Dr. Luise Hess, Darmstadt
Ein kleiner Patient
steht vor einer
großen Karriere!
_ Vor einigen Jahren konsultierte mich eine 68-jährige
Patientin und wünschte ein Rezept mit einem wirksamen
Medikament gegen ihren „algerischen Schnupfen“. Da mir aufgrund
meiner unzureichenden Kenntnisse in der Tropenmedizin
dieses Krankheitsbild völlig unbekannt war, ich aber meine
Wissenslücke nicht o‡enbaren wollte, recherchierte ich hektisch
nordafrikanische Krankheiten im Internet, während die
Patientin im Wartezimmer saß.
Weder bei Google noch bei Wikipedia wurde ich fündig,
sodass ich verzweifelt einenbenachbarten HNO-Arzt telefonisch
konsultierte. Der äußerte den Verdacht, dass es sich wohl um
einen „allergischen Schnupfen“ handelte.
Als ich darauf die Patientin noch einmal gründlich
befragte, gab sie zu, noch nie in Algerien gewesen zu sein. Auf
Erdbeeren und Fisch reagiere sie aber überemp”ndlich. ■
MR Dr. med. habil. Bernd Schulze, Erfurt
Neues Artefakt bei der RR-Messung
_ Die Weißkittelhypertonie ist ein hinlänglich erforschtes und
belegtes Phänomen, das wir in der Praxis entweder vermeiden
oder berücksichtigen sollten. Doch es erfasst nur eine der
möglichen Ein˜ussgrößen bei der Blutdruckmessung.
Eine adipöse Patientin war zum Diabetes-DMP erschienen
und ”el mit einem ungewöhnlich hohen Blutdruck auf. „Wer
hat den gemessen?“, fragte ich sofort. Ich erfuhr, dass es unser
(männlicher!) Azubi gewesen war. Sicherheitshalber maß ich
noch zweimal – diesmal mit wirklich gutem Resultat.
„War der junge Mann so aufregend?“, fragte ich
schmunzelnd die Patientin – aber die winkte lächelnd ab: „Viel zu jung
für mich.“ Nachdem sie gegangen war, nahm ich mir den Azubi
vor: „Der Blutdruck war bei Ihnen ja viel zu hoch – was haben
Sie mit der Dame denn angestellt?“ Die Antwort kam schnell
und sicher: „Ich hatte sie vorher gewogen!“ ■
Dr. Frauke Höllering, Arnsberg (...truncated)