Die Diagnose ist klar: Angina italiana
MMW Fortschritte der Medizin
Manchmal reicht schon Pfadfinder-Tugend
der Kartei entnehmen könnte, und fragte sie nach ihrem Blutdruckmedikament. „Das ist seit einer Woche alle, darum habe ich es nicht mehr genommen“, sagte sie. „Aber dann ist doch der hohe Blut-
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_ Ein dringender Anruf erreichte mich
während der laufenden Sprechstunde:
„Herr Doktor, mein Mann hat so
schreckliche Bauchschmerzen!“, hörte
ich eine aufgeregte Frauenstimme. Da
mit unklaren Bauchbeschwerden nicht
zu spaßen ist, ließ ich alles stehen und
liegen und machte mich zügig auf den
Weg zum Notfall-Hausbesuch.
Ich fand den Patienten
erwartungsgemäß auf einer Couch liegend und sich
den Bauch haltend. Allerdings wirkte er
auf den ersten Blick nicht besonders
krank. Ich machte mich also daran, den
Bauch abzutasten. Doch schon nach
wenigen Momenten äußerte der Patient, er
müsse die Toilette aufsuchen. Von seiner
Frau wurde er ins Bad geführt. Ich muss
ehrlich gestehen, dass ich ob der
Verzögerung etwas unruhig wurde –
schließlich hatte ich eigentlich reichlich in der
Praxis zu tun.
Nach einigen eindeutigen
Geräuschen aus dem Nachbarraum erschien
die Ehefrau wieder bei mir mit den
Worten: „Mann, war das ‘ne Wurst!“ Und
während sie mir weitere Einzelheiten
schilderte, erschien ihr Mann mit einem
erleichterten Gesichtsausdruck in der
Tür. Es sei alles wieder gut, ich könne
jetzt fahren.
Letztlich war ich froh, dass sich alles
so einfach erledigt hatte. ■
Dr. Henrich Malz, Vlotho
druck kein Wunder!“, riefich. Ein echter
Eoeekt blieb aus, sie konnte oder wollte
das noch nicht so richtig verstehen.
„Wirklich?“, fragte sie zweifelnd. „Aber
ich habe ja auch gar keine Tabletten
mehr“, veržel sie dann wieder
in ihr Lamento. Ermunternd
versprach ich, ihr sogleich ein
Rezept auszustellen – und ich
bat sie, die erste Dosis noch am
selben Tag einzunehmen.
Als sie ging, war sie dankbar
und erleichtert, dass ich ihr
doch helfen konnte, ganz ohne
ausführliche Anamnese. Wie
schwer das Leben für diese
nette alte Dame sein muss,
wenn die simple Erlangung
eines Folgerezeptes sie schon
an ihre Grenzen bringt. ■
Dr. Frauke Höllering, Arnsberg
Die Diagnose ist klar:
Angina italiana
Sie war schon seit zehn Tagen krank, war aber
noch nicht in die Praxis gekommen, da sie
noch eine Sonde zum Mars schicken musste.
So pflichtbewusst sind sie bei der
Europäischen Weltraumorganisation!
Entsprechend ging es ihr dann auch:
Halsschmerzen, Fieber, dicke Lymphknoten,
schlechter Allgemeinzustand. „Sagen Sie mal
A!“, sagte ich. Auf ihr „A!“ hin forderte ich
scherzhaft: „E poi in italiano!“ Ich erwartete
keine Reaktion, bekam aber gleich die
Retourkutsche in Form eines ganz lauten und
eine Oktave höheren „Aaah!“ – eben eines
„A!“ auf italienisch. Darauf folgte noch ein
schallendes Lachen. ■
Dr. Luise Hess, Darmstadt (...truncated)