Ist Beatmung nötig, ist die Prognose bei Demenz besser als ohne
PNEUMONEWS
Ist Beatmung nötig, ist die Prognose bei Demenz besser als ohne
Hintergrund 0 1
Fragestellung: Die Zahl der älteren Patienten 0 1
die im klinischen Setting beatmet werden 0 1
stieg zwischen 0 1
und 0 1
um rund 0 1
% an. Gleichzeitig wurden viermal so viele P-a tienten mit Demenz in den Krankenhäusern behandelt. Entge- gen dieser Entwicklungen ist der E ekt der Intensivtherapie in dieser Gruppe nicht ganz klar. Daher nahmen sich die Autoren der Prüfung der Outcome- E ekte von beatmeten Patienten mit Demenz an. 0 1
0 Chefarzt Geriatrische Klinik und Tagesklinik Lehrstuhl für Geriatrie Universität Witten/Herdecke Dr.-Moeller-Straße 15 , 58332 Schwelm
1 Lagu T , Zilberberg MD , Tjia J et al. Dementia and Outcomes of Mechanical Ventilation. J Am Geriatr Soc. 2016 Oct;64(10):e63- e66
- Kommentar von Univ.- Prof. Dr. med. Hans Jürgen Heppner Schützt etwa Demenz vor der Beatmungssterblichkeit? Univ.- Prof. Dr. med. Hans Jürgen Heppner
-
Patienten und Methoden: In der retrospektiven
Kohortenstudie wurden die Patienten erfasst, die an einer Demenz litten und
invasiv maschinell beatmet wurden. Mithilfe einer
multivariablen logistischen Regressionsanalyse wurde ein Modell erstellt,
in welchem die Demenz das maßgebende Kriterium und die
Mortalität der Outcome-Parameter waren.
Ergebnisse: Von den in die
Studie aufgenommenen
13.816.586 Teilnehmern
wurden 2.204.506 (16 %) mit
der Diagnose Demenz
identi•ziert. Die Gruppe der
Demenzpatienten wurde
signi•kant seltener einer
BeatErstaunlich: Kritisch
Kranke mit Demenz
hatten eine kürzere
Klinikverweildauer, obwohl sie
anfälliger für Delire sind.
m
ceo
.
b
t/skkca1ooodd
.
u
s
mung zugeführt (5,7 % versus 6,5 %), die Patienten in der De- ©
menzgruppe waren signi•kant älter (80 versus 76 Jahre) und
hatten einen höheren Komorbiditätsscore (4,4 versus 4,1).
Im vorliegenden Modell führte die bestehende Demenz zu
einem besseren Überleben (OR = 0,79), kürzerer
Krankenhausverweildauer (12,5 vs. 13,1) und niedrigeren
Krankenhausbehandlungskosten bei den Überlebenden (37.213 $ vs. 44.557 $).
Schlussfolgerung: Die Autoren schlussfolgern, dass alte kritisch
kranke Patienten mit Demenz, die beatmet werden müssen, ein
besseres klinisches Outcome haben als die ohne Demenz und
versuchen dies mit dem Aspekt der Vorselektionierung zu
erklären.
Wie so häu g ist die Interpretation immer abhängig vom
Blickwinkel der Betrachtung. So beschreiben schon 2010 Sligl et al.
eher das Gegenteil, nämlich dass alte intensivp ichtige
Patienten ein schlechteres Outcome haben, lassen aber hier die
Komorbiditäten und die Begleitumstände eher
unberücksichtigt [1]. Erstaunlicherweise haben die Patienten mit einer
Demenz eine kürzere Krankenhausverweildauer, obwohl diese
Gruppe, wie die Autoren selbst schreiben, viel anfälliger für
ein Delir mit allen Komplikationen sind [2]. Auch die Autoren
haben ihre Schwierigkeiten das „Paradoxon“ zu erklären.
Vielleicht lässt es sich damit begründen, dass die
Demenzpatienten für eine Beatmung überlegter ausgewählt wurden,
also eine Vorselektion stattfand, was bei anderen nicht der Fall
war und so vielleicht die Prognose bei manchen
Schwerstkranken vor der Behandlung schlicht und einfach nicht
berücksichtigt wurde.
Letztlich bleibt dennoch o‘en, wie der einzelne
Entscheidungsprozess geführt wurde, was anhand der vorhandenen
retrospektiven Daten nicht möglich ist. Auch wurde als
Endpunkt das Überleben und nicht die eigentlich sinnvollen
Funktionalitätsparameter für geriatrische Patienten gewählt. Auf
jeden Fall ermuntert diese Studie, das eigene kritisch kranke
Patientengut nach neuen Gesichtspunkten zu hinterfragen.
Literatur 1. Sligl WI et al. Age still matters: Prognosticating short- and long-term mortality for critically ill patients with pneumonia . Crit Care Med 2010 ; 38 : 2126 2. Perimal-Lewis L et al. The relationship between in-hospital location and outcomes of care in patients diagnosed with dementia and/or delirium diagnoses: analysis of patient journey . BMC Geriatr. 2016 Nov 24 ; 16 ( 1 ): 190 (...truncated)