Junge Ärzte wollen sanften Einstieg in die eigene Praxis
Junge Ärzte wollen sanften Einstieg in die eigene Praxis
Niederlassung als Chance? Viele junge Mediziner sehen das eher
skeptisch. Dabei bietet die Selbstständigkeit tatsächlich gute Entfaltungsmöglichkeiten - wenn man es richtig anpackt.
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F der Freiberu ichkeit und damit für
ällt die Entscheidung zugunsten
die eigene Niederlassung, wählen
junge Ärzte heute tendenziell einen
möglichst san en Einstieg in die
ambulante Tätigkeit: „Viele suchen erst
einmal eine Anstellung in einer Arztpraxis.
Ziel ist es, sich beim unternehmerischen
Risiko und der Verantwortung exibel
zu halten“, berichtet Sascha Ewald. Der
38-Jährige ist Berater der KV Hessen im
Großraum Frankfurt am Main. Seit
mehr als sechs Jahren begleitet und
unterstützt er Mediziner auf ihrem Weg in
die eigene Praxis oder bei der Abgabe
der eigenen Praxis an einen Nachfolger.
Eine pauschale Begründung für diese
Entwicklung hat Ewald nicht, doch er
sieht Trends. „Nicht wenige kommen
mit Ängsten und Vorurteilen ins
Beratungsgespräch und sehen gar nicht ihre
individuellen Chancen“, erklärt der
Berater. Viele hätten zum Beispiel Angst,
ganz allein arbeiten zu müssen,
wirtscha lichen Risiken ausgeliefert zu sein,
sich für die Praxisgründung hoch
verschulden zu müssen und keine Zeit mehr
für Familie und Freizeit zu haben.
„Die Ängste entstehen o durch
Informationen während des Studiums und
werden danach nicht durch konkrete
positive Erfahrungen entkrä et“, betont
Ewald. In der Realität relativiere sich der
Eindruck dann, denn „nach einer
sachlichen Auseinandersetzung mit dem
™ema fällt die Entscheidung meist doch
für die eigene Praxis, weil die
Niederlassung tatsächlich mehr Freiräume für die
Familie bietet als etwa das Dasein als
angestellter Klinikarzt.
„Niederlassungsfahrplan“ weist
den Weg
Ein Einstieg erfolge Schritt für Schritt
nach einem „Niederlassungsfahrplan“,
den Arzt und Berater gemeinsam
erarbeiten. Dabei gehe es gerade darum,
persönliche Faktoren, etwa die
Familiensituation, mit einzubeziehen. Weitere
wichtige ™emenkomplexe umfassen
unter anderem den Praxisstandort, die
Finanzierung und andere
Rahmenbedingungen. „60 Stunden pro Woche zu
arbeiten – das wollen oder können viele
Mediziner nicht mehr“, weiß Ewald aus
Erfahrung. Das liege unter anderem
auch daran, dass sich
Beziehungsmodelle änderten. Ein großer Teil der
Nachwuchsmediziner sei heute weiblich.
Deren Partner würden häužg ebenso in
Vollzeit arbeiten und könnten ihnen nur
selten den Rücken freihalten, wie in
früheren Zeiten etwa eine Arztehefrau, die
sich ausschließlich um Haushalt und
Kinder kümmerte und vielleicht noch
bei der Organisation der Praxis half.
Allen Unkenrufen zum Trotz bietet
die Niederlassung auch heute noch viele
Möglichkeiten, sich selbst zu
verwirklichen, ist Berater Ewald überzeugt.
„Abseits der Mindestsprechzeiten für
Kassenpatienten kann jeder über die
Auslegung seiner Tätigkeit und Arbeitszeit
frei entscheiden“, betont der 38-Jährige.
Risiken gemeinsam abschätzen
Zudem sei es möglich,
unternehmerische Risiken im Zuge der Beratung
individuell abzuschätzen und sie so
beherrschbar zu gestalten. „Wer eine
funktionierende Praxis übernimmt, in der
ein eingespieltes Team von
medizinischen Fachangestellten arbeitet, kommt
ja schon mal in Strukturen, die einiges
an Stabilität bieten“, sagt Ewald. Auf
dieser Basis sei es beispielsweise möglich,
langsam in die Rolle des Unternehmers
hineinzuwachsen.
Geht es nach Ewald, dann sollten
Nachwuchsmediziner frühestmöglich
in ihrer Ausbildung mit dem ™ema der
eigenen Niederlassung konfrontiert
werden. Ziel müsse sein, jedem
Jungmediziner eine konkrete Vorstellung
von seinen individuellen Chancen und
Möglichkeiten in der Selbstständigkeit
zu verscha¢en und den Fokus nicht nur
auf die Verp ichtungen und Risiken zu
richten, die damit einhergehen. Erste
hilfreiche Informationen, die für eine
junge Zielgruppe au£ereitet seien,
žnden interessierte junge Mediziner unter
anderem auf den Portalen
www.lassdich-nieder.de der KBV, www.juderm.
de des BVDD oder www.arztinhessen.
de. Marco Hübner (...truncated)