Chefarzt, Kellner — wo ist da schon der Unterschied?
MMW Fortschritte der Medizin
Beim Bettsport purzeln die Pfunde
0 Dr. Luise Hess , Darmstadt
1 Dr. Frauke Höllering , Arnsberg
-
_ Wenn es mit dem Abnehmen so gar
nicht klappen will, empfehle ich meinen
Patienten gerne eine App, in der man
sowohl seine Mahlzeiten als auch seine
sportlichen Aktivitäten eingibt. Die App
rechnet aus, wie viele Kalorien man
aufnimmt und verbraucht.
Eine meiner krä”igen Patientinnen
war allerdings unzufrieden mit der App.
Sie würde gern etwas
für ihre Linie tun.
Sie beklagte sich darüber, dass sie
weniger Kalorien aufnähme, als sie
verbrauchte – aber dennoch kein Gewicht
verlöre. „Sie können sich meine
Aufzeichnungen gern mal ansehen“, sagte
sie, und das tat ich auch. Schnell zeigte
sich, dass sie zu wenig Gesundes und zu
viel Süßes aß. Aber irgendetwas
stimmte mit den Kalorien einfach nicht.
Ich scrollte zum Training,
und da stach es mir ins
Auge: „50 MinutenSex = 657
Kalorien“ stand da. Beim
schnellen Weiterblättern
sah ich, dass die junge Dame
sich ooeenbar eines
intensik ven Sexuallebens erfreute.
tSo Fast täglich hatte sie diese
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i
se Kalorienzahl als „Training“
/
g
Iam eingetragen.
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tteG „Selbst, wenn Sie sehr
ak/
c38 tiv sind“, sagte ich
vorsichir
t© tig, „würde ich Sex vielleicht
Der junge Wunderheiler richtet mal eben den Arm
_ Als ich junger Assistenzarzt in der
Chirurgie war, erschien eines Sonntags
ein älterer Herr, der nach einem Sturz
seinen linken Arm nicht mehr bewegen
konnte. Es sprach nicht viel für einen
Knochenbruch, aber einiges für eine
Luxation des Schultergelenks.
Bevor er zum Röntgen ging, fasste ich
einmal kurz auf die Stelle des
Hauptschmerzes. Niemand war erstaunter als
ich selbst, als der Patient mich in den
höchsten Tönen lobte und sich
bedankte: „Herr Doktor, sie haben magische
Hände. Es ist wieder gut, nichts tut mehr
weh. Schauen Sie mal, ich kann den Arm
wieder bewegen!“ Es kann nur so
gewesen sein, dass der Arm „fast“ ausgerenkt
war – und durch mein Anfassen rein
zufällig wieder in die richtige Position
zurück gerutscht ist. Im trotzdem noch
durchgeführten Röntgenbild sahen wir
regelrechte Verhältnisse. So kommt man
zu unverdientem Ruhm. ■
Dr. Henrich Malz, Vlotho
mit 200 Kalorien pro Stunde ansetzen.“
Sie war überrascht und schwor, dass der
elektronische Fitness-Helfer ihr die
deutlich höhere Kalorienzahl
vorgeschlagen hatte. Von nun an wollte sie
aber mit meinen Zahlen arbeiten.
Zu Hause öoenete ich sofort die App,
die ich auch auf meinem Telefon
benutze, auch wenn ich selbst noch nie auf die
Idee gekommen war, diese
„Leibesübungen“ als Training einzutragen. Schnell
fand ich die vorgegebenen
Verbrauchszahlen: Für Sex waren 180 Kalorien pro
Stunde angegeben. Für das Vorspiel
waren es 20 Kalorien. Letzteres gab mir
einiges zu philosophieren, ersteres fand
ich nachvollziehbar.
Wie die Patientin auf ihren
Kalorienverbrauch gekommen war, blieb mir in
des schleierha”. Vielleicht hatte sie
stattdessen ¤aiboxen oder Triathlon
eingetragen.
Chefarzt, Kellner – wo ist da
schon der Unterschied?
Seine Ehefrau hatte an der Bushaltestelle ein
Plakat gesehen, auf dem Paul Breitner nebst
Gattin für die Darmspiegelung warben. Das
hatte sie überzeugt. Nicht begeistert, aber
tapfer ging mein Patient also zum Chefarzt
unseres benachbarten Hospitals.
Als er aus der Narkose erwachte, fragte ihn
der Doktor, ob er noch einen Wunsch hätte.
Noch voll daneben gab er zur Antwort: „Ja,
ich hätte gerne einen Cappuccino!“ „Sehr
wohl, der Herr!“, sprach der Chefarzt. „Ich bin
ja hier der Oberkellner.“ Seinen Cappuccino
bekam der Patient. ■ (...truncated)