Der Fluch der italienischen Vornamen
MMW Fortschritte der Medizin
Der Fluch der italienischen Vornamen
0 Dr. Luise Hess , Darmstadt
_ Nachdem Simone Rossi nun zum dritten Mal mit „Frau Rossi, bitte!“ aufgerufen wurde, war er sauer, weil er den Spießrutenlauf durch das Wartezimmer äußerst unlustig fand: Ein großer, attraktiver Typ aus Mailand mit Arbeitsplatz in unserer Wissenscha›sstadt, der in seinem Anzug stets „bella oegura“ machte. Ich berief eine Teambesprechung ein und schwor meine Helferinnen auf italienische Vornamen ein: „Andrea Bocelli, Andrea Casiraghi, Andrea Pirlo - die könnt ihr euch doch auch merken! Das sind Männer!“ Na klar, nichts leichter als das, schallte es zurück. Das hatte ich mir gedacht. Den Startenor kennt ja wirklich jeder, der Name des Monegassensprosses ist vielen zumindest geläuoeg, und
-
„Ja, ich heiße Simone! Na und?!“
Ein Kind ist doch kein
AU-Schein-Talisman
_ Eines Tages erschien in meiner Praxis
ein Elternpaar mit seinem etwa fün
ährigen Kind. Die beiden erklärten mir,
dass der Spross seit heute
Bauchschmerzen habe und die Mutter eine
Krankschreibung brauche, um das Kind
betreuen zu können. Dieses allerdings
wirkte ganz munter und so gar nicht
krank.
Ich fragte nach. Übelkeit? Nein.
Stuhlgang, Wasserlassen? Alles okay.
Auf der Untersuchungsliege fand sich
kein au‰älliger Befund. Schmerzen im
Bauch? Das Kind verneinte. Ob es sich
krank fühle? Nein. Darauf fragte ich die
Eltern ganz direkt: „Was ist denn nun
wirklich los?“ Nun kam heraus, dass das
Auto der Mutter kaputt war und sie das
Kind nicht in den einen Kilometer
entfernten Kindergarten bringen konnte.
Von dieser Familie habe ich mich
getrennt.
Ich habe übrigens durchaus schon
Patienten krankgeschrieben, die nicht
arbeitsunfähig im Sinne des Wortes waren.
Wenn mir o‰en gesagt wird, was los ist
(„Herr Doktor, ich möchte Ihnen nichts
vormachen! Es ist Folgendes ...“), dann
drücke ich schon mal ein Auge zu,
bedanke mich für die Ehrlichkeit und
stelle den gelben Schein aus. ■
Dr. Heinrich Malz, Vlotho
Für jede
verö entlichte
Geschichte
gibt es bis zu
150 Euro!
k
itc
o
S
/se
g
a
m
Itt
y
e
G
/se
g
a
m
ijr
_
a
©
von dem Fußballer hat man auch schon
mal gehört. Und so ging es wieder
zurück zur Tagesordnung.
Es dauerte allerdings keine Woche,
da wurde eine Frau Bianchi über die
Sprechanlage aufgerufen. „Ihren“
Vornamen, Gabriele, konnte ich gerade
noch der Patientenakte entnehmen, da
trat auch schon ein schicker Typ aus
Rom ins Behandlungszimmer. „Buon
giorno, signor Bianchi, e scusami...“, oeng
ich an, inzwischen recht geübt in der
Kunst der italienischen
Beschwichtigung. Glücklicherweise kam gleich
hinter ihm auch noch seine Freundin in
mein Zimmer. So hatte niemand im
Wartezimmer bemerkt, wer eigentlich
gemeint war.
Ein Prosit auf die christliche
Suchtkrankenhilfe!
Eine gute Einrichtung ist sie ja, die
psychosomatische Beratungsstelle bei uns in der Stadt,
und einen guten Namen hat sie auch: „Das
blaue Kreuz“. Sie gehört zu der
gleichnamigen christlichen Selbsthilfe-Organisation, die
der Schweizer Geistliche Louis-Lucien Rochat
Ende des 19. Jahrhunderts gründete (Motto:
„Mit Jesus und ohne Alkohol“).
Zur Genehmigung der Behandlung von
Suchtkranken gaben wir die Stelle bei der KV
als Kooperationspartner an. Unser Antrag
wurde bewilligt, was uns freute. Besonders
schön war aber die wunderbare Wandlung
von Wasser in Wein im Genehmigungstext:
„Hiermit gestatten wir Ihre Zusammenarbeit
zum Wohle der Suchtkranken mit der
Beratungsstelle ‚Blauer Bock‘“. Nun gut. Dann mal
Prost! ■
Dr. Dieter Jung, Heidelberg (...truncated)