Der Fluch der italienischen Vornamen

MMW - Fortschritte der Medizin, Jul 2017

Dr. Luise Hess

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Der Fluch der italienischen Vornamen

MMW Fortschritte der Medizin Der Fluch der italienischen Vornamen 0 Dr. Luise Hess , Darmstadt _ Nachdem Simone Rossi nun zum dritten Mal mit „Frau Rossi, bitte!“ aufgerufen wurde, war er sauer, weil er den Spießrutenlauf durch das Wartezimmer äußerst unlustig fand: Ein großer, attraktiver Typ aus Mailand mit Arbeitsplatz in unserer Wissenscha›sstadt, der in seinem Anzug stets „bella oegura“ machte. Ich berief eine Teambesprechung ein und schwor meine Helferinnen auf italienische Vornamen ein: „Andrea Bocelli, Andrea Casiraghi, Andrea Pirlo - die könnt ihr euch doch auch merken! Das sind Männer!“ Na klar, nichts leichter als das, schallte es zurück. Das hatte ich mir gedacht. Den Startenor kennt ja wirklich jeder, der Name des Monegassensprosses ist vielen zumindest geläuoeg, und - „Ja, ich heiße Simone! Na und?!“ Ein Kind ist doch kein AU-Schein-Talisman _ Eines Tages erschien in meiner Praxis ein Elternpaar mit seinem etwa fün ährigen Kind. Die beiden erklärten mir, dass der Spross seit heute Bauchschmerzen habe und die Mutter eine Krankschreibung brauche, um das Kind betreuen zu können. Dieses allerdings wirkte ganz munter und so gar nicht krank. Ich fragte nach. Übelkeit? Nein. Stuhlgang, Wasserlassen? Alles okay. Auf der Untersuchungsliege fand sich kein au‰älliger Befund. Schmerzen im Bauch? Das Kind verneinte. Ob es sich krank fühle? Nein. Darauf fragte ich die Eltern ganz direkt: „Was ist denn nun wirklich los?“ Nun kam heraus, dass das Auto der Mutter kaputt war und sie das Kind nicht in den einen Kilometer entfernten Kindergarten bringen konnte. Von dieser Familie habe ich mich getrennt. Ich habe übrigens durchaus schon Patienten krankgeschrieben, die nicht arbeitsunfähig im Sinne des Wortes waren. Wenn mir o‰en gesagt wird, was los ist („Herr Doktor, ich möchte Ihnen nichts vormachen! Es ist Folgendes ...“), dann drücke ich schon mal ein Auge zu, bedanke mich für die Ehrlichkeit und stelle den gelben Schein aus. ■ Dr. Heinrich Malz, Vlotho Für jede verö entlichte Geschichte gibt es bis zu 150 Euro! k itc o S /se g a m Itt y e G /se g a m ijr _ a © von dem Fußballer hat man auch schon mal gehört. Und so ging es wieder zurück zur Tagesordnung. Es dauerte allerdings keine Woche, da wurde eine Frau Bianchi über die Sprechanlage aufgerufen. „Ihren“ Vornamen, Gabriele, konnte ich gerade noch der Patientenakte entnehmen, da trat auch schon ein schicker Typ aus Rom ins Behandlungszimmer. „Buon giorno, signor Bianchi, e scusami...“, oeng ich an, inzwischen recht geübt in der Kunst der italienischen Beschwichtigung. Glücklicherweise kam gleich hinter ihm auch noch seine Freundin in mein Zimmer. So hatte niemand im Wartezimmer bemerkt, wer eigentlich gemeint war. Ein Prosit auf die christliche Suchtkrankenhilfe! Eine gute Einrichtung ist sie ja, die psychosomatische Beratungsstelle bei uns in der Stadt, und einen guten Namen hat sie auch: „Das blaue Kreuz“. Sie gehört zu der gleichnamigen christlichen Selbsthilfe-Organisation, die der Schweizer Geistliche Louis-Lucien Rochat Ende des 19. Jahrhunderts gründete (Motto: „Mit Jesus und ohne Alkohol“). Zur Genehmigung der Behandlung von Suchtkranken gaben wir die Stelle bei der KV als Kooperationspartner an. Unser Antrag wurde bewilligt, was uns freute. Besonders schön war aber die wunderbare Wandlung von Wasser in Wein im Genehmigungstext: „Hiermit gestatten wir Ihre Zusammenarbeit zum Wohle der Suchtkranken mit der Beratungsstelle ‚Blauer Bock‘“. Nun gut. Dann mal Prost! ■ Dr. Dieter Jung, Heidelberg (...truncated)


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Dr. Luise Hess. Der Fluch der italienischen Vornamen, MMW - Fortschritte der Medizin, 2017, pp. 29-29, Volume 159, Issue 13, DOI: 10.1007/s15006-017-9884-y