Gebrechlichkeit bei Krebspatienten einschätzen
Krebs als Kind erhöht das Frühgeburtsrisiko
0 Ferrat E et al. Performance of Four Frailty Classi- -cations in Older Patients With Cancer: Prospective Elderly Cancer Patients Cohort Study. J Clin Oncol. 2017;35(7):766-77
1 Anderson C et al. Birth Outcomes Among Adolescent and Young Adult Cancer Survivors. JAMA Oncol. 2017 Mar 23. [Epub ahead of print]
Bekommen Frauen, die als Kind an Krebs erkrankt waren, Kinder, werden diese oft zu früh und mit einem zu niedrigen Geburtsgewicht geboren. Dies zeigen verschiedene Untersuchungen. Unklar war bisher, ob Ähnliches auch auf Frauen mit Krebsdiagnose und -therapie im gebärfähigen Alter zutrit.
-
G zentralen Krebs- und
Geburtsregis
rundlage der Studie sind Daten des
ters von North Carolina, USA. Die Daten
von Frauen, die zwischen 2000 und 2013
im Alter von 15–39 Jahren an Krebs
erkrankt waren, wurden mit den
Lebendgeburten zwischen Januar 2000 und
Dezember 2014 abgeglichen. Von den 21.716
Frauen, bei denen im Studienzeitraum
Krebs diagnostiziert worden war,
brachten 8.529 insgesamt 14.132 Kinder lebend
zur Welt. In der Vergleichsgruppe ohne
Krebsdiagnose waren es knapp 13.000
Geburten. Berücksichtigt wurde jeweils
nur die erste Geburt nach der
Krebsdiagnose, und ein Geburtsgewicht unter
2.500 g wurde als niedrig eingestu’.
Für die Studie wurden letztlich die
Daten von knapp 2.600 Geburten in der
Gruppe der Krebspatientinnen
analycko siert. Die Frauen waren zum Zeitpunkt
it
/ der Geburt durchschnittlich 31 Jahre alt.
S
s
g Vergleichsgruppe waren knapp 1.300
e
a
Ittym Geburten bei Frauen, die nicht an Krebs
eG erkrankt waren. Häu—ge
Krebsdiagno/
oo sen waren Melanom/Hautkrebs (21 %),
rond Schilddrüsenkarzinom (19 %) und
©O Brustkrebs (14 %). 85% der Patientinnen
wurden operiert, 23 % erhielten eine
Bestrahlung und 25 % eine Chemotherapie.
Zu früh oder zu leicht geboren: Das droht
vor allem, wenn die Mutter Krebs hatte.
Gebrechlichkeit bei Krebspatienten einschätzen
Welche Krebstherapie ein älterer Patient erhält – und ob überhaupt noch eine
möglich ist – sollte in erheblichem Maße von dessen Konstitution abhängen.
Aber wie misst man Gebrechlichkeit am besten? Französische Forscher haben
die gängigen Klassi–kationen miteinander verglichen.
WEs gibt viele
„Frailty-Klassi—katio
ie gebrechlich ist ein Krebspatient?
nen“, die bei Entscheidungen über
Krebsund geriatrische Interventionen bei
betagten Patienten helfen sollen, aber
keinen Konsens darüber, wie man
Gebrechlichkeit misst. Die Vorhersagekra’
verschiedener Ansätze wurde nie wirklich
evaluiert, auch nicht die der
Empfehlungen der International Society of Geriatric
Oncology zum geriatrischen Assessment
(SIOG1 und SIOG2). Die Elderly Cancer
Patients (ELCAPA) Study Group verglich
4 gebräuchliche Klassi—kationen (SIOG1
und 2, die Klassi—kation nach Balducci
und die latente Klassentypologie
[LC-Typologie]) bei einer Kohorte von 1.021
älteren Patienten (≥ 70 Jahre). Die Patienten
waren aufgrund verschiedener solider
oder hämatologischer Malignome
stationär oder ambulant behandelt worden.
763 Patienten wurden nach einer der 4
Klassi—kationen beurteilt. Endpunkte
waren die 1-Jahres-Mortalität und
ungeplante Krankenhauseinweisungen
binnen 6 Monaten.
Alle 4 Klassi—kationen konnten die
Patienten nach der
1-Jahres-Sterblichkeit gut unterteilen (C-Index ≥ 0,7), am
besten SIOG1. Auch bei ungeplanten
Das Risiko für eine Frühgeburt ist bei
Krebspatientinnen im Vergleich zu
gesunden Frauen signi—kant höher. Die
Prävalenz-Ratio (PR, der Quotient der
Prävalenz bei Krebspatientinnen und
Gesunden), lag in der Studie bei 1,52.
Ähnlich hoch war das Risiko für ein
geringes Geburtsgewicht (PR 1,59).
Die Wahrscheinlichkeit für eine
Frühgeburt war bei Frauen mit
gynäkologischen Tumoren besonders erhöht (PR
2,58), ebenso die für niedriges
Geburtsgewicht (PR 2,74). Außerdem war das
Risiko für eine Frühgeburt bzw. ein
niedriges Geburtsgewicht vor allem
nach einer Chemotherapie ohne
Bestrahlung erhöht (PR 2,11 bzw. 2,36).
Fazit: Frauen mit Kinderwunsch, die im
gebärfähigen Alter an Krebs erkranken
und deshalb behandelt werden, müssen
damit rechnen, dass ihr Kind zu früh auf
die Welt kommt oder dass es ein
niedriges Geburtsgewicht hat. Das erhöhte
Risiko wurde in der Studie vor allem bei
Frauen beobachtet, die
chemotherapeutisch behandelt wurden. Peter Leiner
Klinikeinweisungen bewährten sich alle
4 Systeme (C-Index ≥ 0,7). Für die
Klassi—zierung in 3 (—t, vulnerabel oder
gebrechlich) oder 2 Kategorien (—t vs.
vulnerabel oder gebrechlich sowie —t oder
vulnerabel vs. gebrechlich) lag die
Übereinstimmung zwischen schlecht (κ ≤ 0,2)
und gut (0,6 < κ ≤ 0,8). Am besten
stimmten SIOG1 und die LC-Typologie
sowie SIOG1 und die Klassi—kation
nach Balducci überein.
Fazit: Die 4 Frailty-Klassi—kationen ha
ben insgesamt eine gute Vorhersagekra’
für ältere stationäre und ambulante
Patienten mit verschiedenen Krebsarten.
Sie können bei der Auswahl von
Krebstherapien und geriatrischen
Interventionen nützlich sein. Christina Berndt (...truncated)