Einsatz von Schutzhandschuhen bei der routinemäßigen Desinfektion patientennaher Kontaktflächen
Einsatz von Schutzhandschuhen bei der routinemäßigen Desinfektion patientennaher Kontaktflächen
Befragung von Betriebsärzten 0
Hygienefachkräften und Hygienebeauftragten 0
0 Dr. K. Dittmann Institut für Hygiene und Umweltmedizin , Universitätsmedizin Greifswald Greifswald , Deutschland
Kathleen Dittmann1 · Alexandra Morch-Röder2 · Axel Kramer1 · Verena Kagel2 · Nils-Olaf Hübner1,3 1 Institut für Hygiene und Umweltmedizin, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland 2 Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege Grundlagen der Prävention und Rehabilitation - Berufsdermatologie und Interventionsstrategien, Berlin, Deutschland 3 IMD MVZ Labor Greifswald GmbH, Greifswald, Deutschland
Einleitung
Arten der Flächendesinfektion
Die desinfizierende Flächenreinigung
dient – neben der Sauberkeit der
Minimierung von Möglichkeiten zur
Transmission von Pathogenen – als Bestandteil
des infektionspräventiven
Multibarrieresystems in medizinischen Einrichtungen
und damit zum Schutz von Patienten
und Personal. Patientennahe Flächen
(z. B. Nachtschränke, Bettgestelle oder
Infusionsständer) werden dabei von
patientenfernen Flächen (z. B. Fußböden,
Türklinken) unterschieden.
In der täglichen Arbeit ist es nicht zu
verhindern, dass es durch Sekrete bzw.
Exkrete, Berührungen und durch
Sedimentation zur mikrobiellen
Kontamination patientennaher Flächen kommt.
Diese können Reservoire für die weitere
direkte und indirekte (z. B. über die
Hände) Übertragung der Erreger sein [1].
Das ist z. B. für Staphylococcus aureus
(S. aureus) [2], Rhinoviren [
3, 4
],
Rotaviren [
5, 6
] und weitere Krankheitserreger
experimentell und epidemiologisch
belegt [
7, 8
]. Wegen der z. T. wochen- bis
monatelangen Persistenz der Erreger
auf Flächen bildet die desinfizierende
Reinigung patientennaher Flächen einen
wichtigen Baustein des
Infektionsschutzes [
8–12
]. In Ergänzung zur gezielten
und anlassbezogenen Desinfektion wird
die routinemäßige Desinfektion
ungezielt durchgeführt, um die zu erwartende
Kontamination zu reduzieren.
Der regelmäßige Kontakt mit
Desinfektionsmitteln stellt einen
arbeitsmedizinischen Risikofaktor für das
Personal dar, dem mit dem Tragen von als
PSA (persönliche Schutzausrüstung)
deklarierten Schutzhandschuhen begegnet
werden muss. Es ist zu beachten, dass
bei Handschuhen zwischen
Medizinprodukten (MP) und PSA zu unterscheiden
ist. Als MP dienen sie dem
Infektionsschutz des Patienten und nur
nachgeordnet dem des Trägers. Als PSA dienen
sie dem Schutz des Trägers vor
chemischen und physikalischen Risiken sowie
vor Biostoffen.
Eigenschaften von Schutzhandschuhen
Schutzhandschuhe bestehen aus
unterschiedlichen Materialien. Die häufigsten
verwendeten Schutzhandschuhe
bestehen aus Nitril, Vinyl oder Latex. Um den
Anforderungen an den Infektionsschutz
und an den Schutz vor Reinigungs- und
Desinfektionsmitteln,
Laborchemikalien und anderen Gefahrstoffen gerecht
zu werden, müssen Schutzhandschuhe
definierte Eigenschaften aufweisen [
13
].
Für den Schutz gegen chemische Noxen
gelten zusätzlich zu den europäischen
Normen die Regeln für „Sicherheit und
Gesundheit bei der Arbeit“ der
Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung
(DGUV), die DGUV-Regel 107-002 [
14
]
sowie die DGUV-Regel 101-019 [
15
].
Sie empfehlen für Reinigungs- und
Desinfektionsarbeiten Schutzhandschuhe,
die beständig und für die Einsatzzeit
undurchlässig gegenüber dem jeweils
verwendetem Produkt sind und einen
längeren Schaft zum Umstülpen
aufweisen. Mehrfach verwendbare Handschuhe
(Mehrweghandschuhe) werden nicht wie
die Einmalhandschuhe nach einmaligem
Gebrauch entsorgt, sondern sind nach
Benutzung zu reinigen und zu trocknen.
PSA zum Einsatz bei der
Flächendesinfektion müssen beständig gegenüber
Chemikalien sein, d. h. die Permeation
dieser Stoffe bis auf die Innenseite des
Handschuhs darf erst nach einer
definierten Zeit erfolgen und hängt von
Einflussgrößen wie Temperatur und
Materialdicke ab. Mit zunehmender Dicke
und abnehmender Temperatur erhöht
sich die Durchdringungszeit [
16
].
Auswertungsergebnisse des
Informationsverbunds Dermatologischer Kliniken
(IVDK) von 803 Reinigungskräften mit
berufsbedingtem Handekzem zeigten
erhöhte Sensibilisierungsraten gegenüber
typischen Desinfektionswirkstoffen wie
Formaldehyd, Glyoxal,
Benzalkoniumchlorid oder Glutaral [
17
]. Das wurde
mit der Verwendung von medizinischen
Einmalhandschuhen anstatt PSA
insbesondere in medizinischen
Arbeitsbereichen in Zusammenhang gebracht [
17
].
So wurde nachgewiesen, dass Glutaral
und Formaldehyd abhängig von der
verwendeten Materialdicke innerhalb von
Minuten bis Stunden Latexhandschuhe
durchdringen können [
18
]. Da
Desinfektionsmittel überwiegend durch das
Verdünnen von Konzentraten hergestellt
werden, sind aus Sicht des
Arbeitsschutzes für Desinfektionsarbeiten geeignete
Schutzhandschuhe zu tragen. Beim
Kontakt mit Gefahrstoffen müssen diese der
EN 374 [
19, 20
] entsprechen.
Richtlinien zur Aufbereitung von
Schutzhands (...truncated)