Keine zusätzlichen antidepressiven Effekte durch Ketamin
In|Fo|Neurologie & Psychiatrie
Keine zusätzlichen antidepressiven Effekte durch Ketamin
Therapieresistente Major Depression
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Fragestellung: Sind Elektrokonvulsionstherapien (EKT) besser
wirksam, wenn Ketamin als Add-on- erapie oder als
alternatives Anästhetikum eingesetzt wird?
Hintergrund: Ketamin wird aktuell sehr intensiv bezüglich
seiner antidepressiven Eigenscha en untersucht, und neue Studi
en weisen darauf hin, dass die akuten antidepressiven E ekte
sehr vielversprechend sind. Insofern liegt die Frage nahe, ob der
E ekt einer EKT durch Ketamin verstärkt werden kann. Die
Autoren gingen dieser Frage in einem systematischen Review
mit Metaanalyse nach.
Patienten und Methodik: Die Autoren führten ein Update
einer früheren Metaanalyse durch [1]. Sie suchten in drei
großen Datenbanken nach randomisierten kontrollierten Studien
mit EKT und Ketamin bis einschließlich 30. Juli 2016. Die
Metaanalyse wurde nach den PRISMA-Leitlinien durchgeführt.
Hauptzielparameter war die Veränderung in den
Depressionswerten auf der
Hamilton
Depressions-Skala und der
McGirr A, Berlim MT, Bond DJ Montgomery
Åsberg-Deet al. Adjunctive ketamine in pressions-Skala, sekundäre
edlaetcetdroscyostnevmulastivicertehveierawpya:nudp- Outcomes die Responserate
meta-analysis. Brit J Psychiatry (> 50 % Reduktion
depressi2017; 210: 403 – 7 ver Symptome) und die
Ergebnisse kognitiver Tests.
Ergebnisse: Zehn randomisierte kontrollierte Studien wurden
in die Metaanalyse eingeschlossen. Insgesamt wurden 602
depressive Patienten behandelt, wobei 333 Patienten eine
(Addon-)Behandlung mit Ketamin erhielten und 269 Patienten in
einer Kontrollgruppe mit Standard-EKT behandelt wurden.
In allen Studien wurde Ketamin intravenös gegeben. Die
applizierte Dosis schwankte zwischen 0,3 und 1 – 2 mg/kg
Körpergewicht. Die Anzahl der EKT-Sitzungen betrug meist sechs
bis acht, in einer Studie neun und in einer anderen Studie elf
Sitzungen.
Für eine Add-on- erapie mit Ketamin fand sich eine nicht
signi¥kante E ektstärke von 0,18 bezüglich der Reduktion de
pressiver Symptome. Auch wenn alle sieben Studien ausge
schlossen wurden, bei denen ein Barbiturat zur Anästhesie
verwendet wurde, blieb die E ektstärke nicht signi¥kant bei
0,24. Bezüglich der Response- und Remissionsraten fanden
sich ebenfalls keine Vorteile einer
Ketamin(Add-on)-Behandlung. Die Auswirkungen auf kognitive Funktionen waren sehr
heterogen, eine Studie fand eine längere Zeit bis zur Reorien
tierung nach EKT. Hinweise für pro-kognitive E ekte fanden
sich nicht.
Schlussfolgerungen: Die bisher durchgeführten Studien zeigen
keinen besseren Nutzen einer EKT-Behandlung, wenn Ketamin
zusätzlich oder als Alternative zu einem anderen Anästhetikum
verwendet wird.
– Kommentar von Klaus Lieb, Mainz
Noch zu kleine Fallzahlen lassen sichere Aussagen nicht zu
In die zehn Studien wurden nur relativ kleine Patientenzahlen
eingeschlossen, sodass die kleinen E ektstärken von 0,18
beziehungsweise 0,24 nicht signi kant wurden. Insgesamt muss
man davon ausgehen, dass erst ab einer behandelten Zahl von
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Diese Kasuistik beschreibt den Verlauf einer langjährig
bestehenden, therapieresistenten depressiven Episode bei
rezidivierender depressiver Störung, bei der sich die depressive
Symptomatik auch unter alternativen Therapieformen wie
der I. v-Gabe von Ketamin und EKT nicht verbesserte. Den
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1.000 oder besser 2.000 Patienten sichere E ektstärken
abgeschätzt werden können. Daher ist die Diskussion, ob Ketamin
einen Zusatznutzen bei der EKT hat oder nicht, noch nicht
abgeschlossen. Weitere Studien müssen durchgeführt werden.
Bestätigen sich die kleinen E ektstärken, wäre auch dieser
kleine E ekt klinisch relevant, da es bisher keine etablierten
Augmentierungsverfahren bei der EKT gibt.
Bemerkenswert ist, dass die Autoren einen Zusammenhang
zwischen Studienqualität und Ergebnissen fanden. Die
Studien mit hoher methodischer Qualität fanden durchgehend
keinen E ekt einer Zusatzbehandlung mit Ketamin. Um
sichere Aussagen tre en zu können, wird es daher wichtig sein, dass
die weiteren vorgelegten Studien eine hohe Qualität
aufweisen.
1. McGirr A et al. J Psychiatry Res 2015; 62: 23 – 30 (...truncated)