Zytopenien
Anämie, Leukopenie und Thrombopenie
Redaktion H.-P. Tony 2
Würzburg 2
H. Burkhardt 2
C. Kneitz 1 2
J. Atta 0 2
H. Burkhardt 2 3
sind Häufig- keitsangaben zwischen 2
% und 2
% pu- bliziert 2
% beschrieben sind 2
% deutlich geringer 2
0 Tumortherapie-Center , Offenbach am Main , Deutschland
1 Klinikum Südstadt Rostock, Klinik für Innere Medizin II (Rheumatologie und Klinische Immunologie, Geriatrie) , Rostock , Deutschland
2 Chronische Entzündungsanämie: eine komplexe Komorbidität
3 Abteilung Rheumatologie & Fraunhofer IME, Projektgruppe Translationale Medizin und Pharmakologie Universitätsklinikum Frankfurt, Goethe Universität Frankfurt am Main , Frankfurt am Main , Deutschland
Anämie als komplexe Komorbidität der rheumatoiden Arthritis Die Anämie ist eine typische Komorbidität entzündlich rheumatischer Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis mit schweregradabhängig negativen Auswirkungen auf die körperliche Leistungsfähigkeit, das Allgemeinbefinden und die Lebensqualität. Die Anämie ist dabei häufig Ausdruck der Aktivität und Schwere der zugrunde liegenden rheumatischen Inflammationserkrankung und reflektiert die Wirkungen proinflammatorischer Zytokine auf den Eisenstoffwechsel und die Erythropoese. In der klinischen Praxis gilt es jedoch zu beachten, dass multiple weitere Faktoren zur Entwicklung einer Anämie beitragen können, wie u.a. Vitaminmangelzustände, Blutverluste, Hämolyse oder unerwünschte Medikamentenwirkungen. Somit ist es wichtig, die multifaktorielle Pathogenese der Anämie als komplexes medizinisches Problem für die Beurteilung und therapeutische Entscheidungsfindung im Einzelfall zu berücksichtigen.
Anämie als häufig auftretende
Komorbidität
Die Entwicklung einer Anämie ist eine
häufige Komorbidität entzündlich
rheumatischer Erkrankungen und verbunden mit
negativen Auswirkungen auf die
körperliche Aktivität, kardiovaskuläre
Leistungsfähigkeit und Lebensqualität der
betroffenen Patienten in Abhängigkeit von ihrem
Anämien sind präferenziell in
schwereren bzw. fortgeschrittenen
Erkrankungsstadien nachweisbar. Die aufgrund dieser
Zusammenhänge verbreitete
reduktionistische Betrachtung der Anämie als ein
reines Symptom der Aktivität der
zugrunde liegenden Inflammationserkrankung
wird ihrer Bedeutung als komplexes
medizinisches Problem, das spezifische
diagnostische und therapeutische
Strategien erfordert, nicht gerecht. Während für
chronische Entzündungsanämien (cEA)
pathogenetisch inflammationsbedingte
Veränderungen der Eisenhomöostase und
Erythropoese dominieren [
3
], müssen
immer auch Beiträge alternativer Faktoren
wie chronische Blutverluste, Hämolyse,
behandlungsassoziierte Nebenwirkungen
oder Vitaminmangelzustände in Betracht
gezogen werden ([
2
]; . Abb. 1).
Chronische Entzündungsanämie:
Zytokinwirkungen auf die
Erythropoese
Es wird angenommen, dass der cEA in
drei Viertel der Fälle eine
immunmediierte Pathogenese zugrunde liegt, die kritisch
durch Störungen der Eisenhomöostase,
Beeinträchtigungen der Proliferation
erythroider Progenitorzellen, eine reduzierte
biologische Aktivität des Erythropoetins
(EPO) sowie die Abnahme der
Erythrozytenhalbwertszeit bestimmt wird.
Eine ausreichende Eisenzufuhr ist eine
kritische Voraussetzung für die Synthese
des Hämoglobins im funktionellen
Kontext der physiologischen Erythropoese.
Inflammationsprozesse können
gravierende Störungen der Eisenhomöostase
sowie des transzellulären
Eisentransportes bewirken und damit über eine
reduzierte Eisenverfügbarkeit zur
insuffizienten Erythropoese führen (Übersicht: [
2,
3
]). Entzündungsmediatoren (z. B.
Interleukin [IL]-1, IL-6 oder IL-22)
stimulieren in der Leber die Synthese von
Hepcidin, dem peptidischen Hauptregulator
der Eisenhomöostase, der an das einzig
bekannte zelluläre
Eisentransportprotein Ferroportin binden und damit dessen
Internalisierung sowie nachfolgende
Degradation induzieren und so eine
Blockade des zellulären Eisentransports
bewirken kann [4]. Erhöhte Hepcidinspiegel
im Blut führen damit zur Hemmung des
Ferroportin-mediierten Transportes des
Nahrungseisens aus den duodenalen
Enterozyten in die Zirkulation und
blockieren gleichzeitig den Export des
intrazellulären Eisens aus den Makrophagen, die
die Hauptquelle des für die Erythropoese
FE
TEBK
Ferri n
Eisenmangel
Ursachen?
Abb. 1 8 Anämie bei entzündlich rheumatischen Erkrankungen: differenzialdiagnostische Erwägungen in Abhängigkeit von den vorliegenden
Laborkonstellationen. N normal; MCV mean corpuscular volume (mittleres Erythrozyteneinzelvolumen); Ery Erythrozyten; Krea Kreatinin; TEBK totale
Eisenbindungskapazität; Epo Erythropoetin
benötigten Eisens darstellen, das die
Makrophagen im Rahmen eines
Recyclingprozesses durch Erythrophagozytose
seneszenter Erythrozyten gewinnen und
zum Knochenmark transportieren [
2, 3
].
» Ausreichende Eisenzufuhr ist
eine kritische Voraussetzung für
die Synthese des Hämoglobins
Für proinflammatorische Zytokine
(Tumor-Nekrose-Faktor [TNF]-α, IL-1β,
IL-6) sind antiproliferative (...truncated)