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https://link.springer.com/content/pdf/10.1007%2Fs15027-017-1212-z.pdf
Industrielle Dialyseanbieter — zwischen Kommerz und Ethik
CARDIOVASC
Seniorenprogramm von Eurotransplant: Alte Nieren für alte Spender
0 Dr. med. Jochen Aumiller
Unter den berufspolitischen Diskussionen der Nephrologen stach auf dem Kongress der Fachgesellschaft der Nephrologen (DGfN) das Thema „industrielle Dialyseanbieter“ heraus. Die Versorgungslandschaft wird durch die zunehmende Anzahl solcher Dienstleister verändert, kritische Stellungnahmen blieben nicht aus. Die DGfN hat dazu Stellung bezogen. In Deutschland gab es im Mai 2016 nach Angaben der DGfN 1.042 ambulante Dialyseeinrichtungen. In der Hand von kommerziellen Anbietern (z. B. Nephro-Care, B. Braun Avitum, DaVita oder Diaverum) waren zu diesem Zeitpunkt 11 % - mit klar steigender Tendenz. Das hat dazu geführt, dass unverhohlen von einer Industrialisierung der Dialyse gesprochen wird, von einer Etablierung von Dialyseketten.
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Tatsächlich haben diese industriellen Dialyseanbieter
(Trägerschaft durch kommerziell orientierte Anbieter) nach Ansicht der
DGfN die „Dialyselandschaft“ bereits merklich verändert, sie sind
mittlerweile fester Bestandteil der nephrologischen Versorgung.
Sie können und sollen seitens der Fachgesellschaft daher nicht
ignoriert werden. In ihrer Stellungnahme legt die DGfN ihren
Umgang mit den industrialisierten Anbietern dar und zeigt
Möglichkeiten der Integration, aber auch klare Abgrenzungen auf.
Eine Kernforderung: Dialyseanbieter sollten das gesamte
Spektrum der nephrologischen Versorgung anbieten. Dazu heißt es:
„Der DGfN liegt es besonders am Herzen, darauf hinzuweisen,
dass die nephrologische Versorgung mehr als die Erbringung der
Dialyse umfasst. Zu nennen sind hier die
Transplantationsnachsorge wie auch die Betreuung von nicht dialysep£ichtigen
Nierenpatienten, gerade auch im Hinblick auf die Verlangsamung
der Krankheitsprogression und Abwendung bzw. dem
Hinauszögern der Dialysep£ichtigkeit.“ Die ausschließliche Spezialisierung
auf die Dialyse ist demnach nicht im Sinne der Gesellschaft.
Vielmehr müsse ein Schwerpunkt in der Prävention liegen, die
darauf zielt, dass möglichst viele Patienten möglichst lange
dialysefrei leben können. JA
Patienten mit terminaler Niereninsu zienz im Alter von 65 Jahren und älter
müssen meistens über fünf Jahre warten, bis eine Spenderniere zugeteilt
wird. Etwa die Hälfte von ihnen erlebt diesen Tag nicht mehr. Ein Ausweg aus
diesem Dilemma wird im Seniorenprogramm von Eurotransplant gesehen,
wie Prof. Johan W. de Fijter von der Universität Leiden in seinem
Plenarvortrag über „Marginale Spender“ ausführte.
Ü Nierenersatztherapie-Programm
ber 50 % der neuen Patienten im
sind 65 Jahre alt und älter. Nur 5 bis 10 %
von ihnen werden eventuell für eine
Transplantation gelistet. Aber etwa die
Häl e davon hätte nach geltenden
Leitlinien keine Kontraindikation für eine
Transplantation.
In der Fachwelt gibt es kaum Zweifel,
dass die Nierentransplantation auch im
Alter noch sicher und erfolgreich sein
kann. Im Vergleich zur Dialyse wird die
Überlebenszeit sogar verdoppelt. Selbst
bei – jedoch selektierten – über
70-jährigen Organempfängern tri“ dies zu.
Tatsache ist aber, dass die Seniorinnen
und Senioren eine kürzere
Lebenserwartung haben können als das
transplantierte Organ. Daher gewinnt die Aktion
„Alt für Alt“ immer mehr an Bedeutung,
denn auch die Nierenempfänger von
älteren Spendern leben länger und besser
als in der Dialysetherapie.
Eurotransplant hat deshalb ein „Seni
oren-Programm“ (Eurotransplant
Senior DR-compatible Programm, ESP)
aufgelegt.
Die Risiken dürfen den Patienten
nicht verschwiegen werden. Der Erfolg
einer Transplantation von „marginalen
Organen“ hängt wesentlich vom
Gesundheitszustand des Empfängers ab,
genauer: vom biologischen Alter des
Patienten. In die Waagschale fällt auch die
Gesamtzeit, die er schon an der Dialyse
verbracht hat und sein Immunstatus
nach der Transplantation, denn
opportunistische Infektionen post
transplantationem sind eine häu¡ge Todesursache.
Zusammenfassend schlug Prof. Johan
W. de Fijter von der Universität Leiden
folgendes Zuteilungs-Prozedere von
marginalen Organen vor:
— Alters-Matching bei über
65-Jährigen. Es wird eine bessere
Organüberlebensdauer erreicht, wenn eine alte
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Der Erfolg einer Transplantation ist
größer, wenn eine alte Spenderniere einem
alten Menschen implantiert wird.
Niere einem alten Patienten
eingep£anzt wird. Allerdings weiß man
auch, dass die Abstoßungsrate bei
älteren Spenderorganen höher ist.
— HLA-DR-Matching. Wichtig, um
akute Abstoßungsreaktionen und seine
¥erapie zu verhindern und die
Häu¡gkeit von Infektionen zu reduzieren.
— Regionale-lokale Allokation
bevorzugen. Möglich ist dies bei „alten“
Nieren von „kontrollierten“ Spendern
nach Herzstillstand (DCD). Dadurch
kann auch die kalte Ischämiezeit
möglichst kurz gehalten werden (< 18 bis
20 Stunden). (...truncated)