Höhere Strahlendosis steigert Kardiotoxizität beim Mammakarzinom
Bogaard VA et al. J Clin Oncol.
Höhere Strahlendosis steigert Kardiotoxizität beim Mammakarzinom
Dr. Ulrich R. Kleeberg 0 1 2
0 Ergebnisse: Die MHD betrug 2 , 37 Gy (0,51-15,25 Gy). Die
1 Hämatologisch-onkologische Praxis Altona, Tagesklinik Struensee-Haus , Hamburg
2 van den Bogaard VA et al. Validation and Modification of a Prediction Model for Acute Cardiac Events in Patients With Breast Cancer Treated With Radiotherapy Based on Three- Dimensional Dose Distributions to Cardiac Substructures. J Clin Oncol. 2017;35(11):1171-8
- Kommentar von Ulrich R. Kleeberg, Hamburg
-
Hintergrund und Fragestellung: Über eine Beziehung zwischen
der mittleren Herzdosis (MHD) einer Strahlentherapie beim
Mammakarzinom und der Rate an akuten koronaren
Ereignissen (ACE) wurde verschiedentlich berichtet. Veerle A. B. van de
Bogaard und Kollegen haben nun versucht, diesen
Zusammenhang in einer Kohortenstudie zu validieren. Außerdem haben
sie geprü„, ob sich im Vergleich zur MHD andere Parameter
der Dosisverteilung als bessere Prädiktoren für ACE eignen [1].
Patientinnen und Methodik: Die Kohorte bestand aus 910
Patientinnen mit Mammakarzinom, die nach einer
brusterhaltenden Operation bestrahlt worden waren. Der primäre Endpunkt
war die kumulative Inzidenz von ACE nach neunjähriger
Beobachtung. Analysiert wurden
sowohl die MHD als auch
Originalie verschiedene Parameter der
Dosisverteilung in kardialen
Substrukturen, wie sie aus
den Planungsdaten der
dreidimensionalen
Computertomogra”e (CT) gewonnen
worden waren.
Dank des Zusammenwirkens adjuvanter medikamentöser und
strahlentherapeutischer Interventionen beim
Mammakarzinom hat sich das relative, krankheitsfreie 10-Jahres-Überleben
in den letzten 20 Jahren ganz wesentlich verbessern lassen.
Die akuten, subakuten wie späten unerwünschten
Therapiee‚ekte sind daher, insbesondere auch angesichts der
demograƒschen Entwicklung, von wachsender Bedeutung.
Bei der großen Mehrheit der Patientinnen kommen in der
Adjuvans kardiotoxische Medikamente (Anthrazycline,
Trastuzumab) bis ins hohe Alter zum Einsatz, sodass dann die
Strahlentherapie auf vorbelastetes Gewebe tri‚t. Neben einer
selbstverständlichen Schonung des Myokards durch moderne
Strahlentechniken ist das Ausmaß koronarer Herz- und
Sto‚wechselkrankheiten zu berücksichtigen, um Komplikationen
vorzubeugen bzw. sie e‚ektiv zu behandeln.
Hier kommt der Nachsorge eine große Bedeutung zu und in
deren Rahmen der Lebensführung: Bewegung,
Gewichtskontrolle und die Vermeidung potenziell kardiotoxischer
Belastungen wie Rauchen und Mitrauchen sowie Alkohol (auch als
Wachstumsfaktor für Tumorgewebe) sind entscheidend. Wie
mediane Beobachtungszeit dauerte 7,6 Jahre (0,1–10,1 Jahre). In
dieser Zeit entwickelten 30 Patientinnen ein ACE. Die
kumulative Inzidenz für ACE nahm um 16,5% pro 1 Gy
Strahlenbelastung des Herzens zu (95 %-Kon”denzintervall [95 %-KI] 0,6–
35,0; p = 0,042). In den Analysen zeigte sich, dass das Volumen
des linken Ventrikels belastet mit 5 Gy (LV-V5) der wichtigste
prognostische Dosis-Volumen-Parameter war. Die
Wahrscheinlichkeit für normales Gewebe eine ACE zu entwickeln, ließ sich
am besten modellieren mittels der Variablen LV-V5, Alter und
gewichteter ACE-Risiko-Score der Patientin.
Schlussfolgerungen der Autoren: Es konnte innerhalb von
neun Jahren nach einer Radiotherapie beim Mammakarzinom
eine signi”kante Dosis-Wirkungs-Beziehung für ACE
nachgewiesen werden. Bezogen auf die MHD entsprach die relative R-i
sikozunahme pro Gy den Ergebnissen vorausgegangener
Untersuchungen. Zusätzlich erwies sich die LV-V5 als besserer
Prädiktor für die Entwicklung einer ACE als die MHD. Die
Ergebnisse bestätigen, wie wichtig es ist, das Ausmaß der
Strahlenexposition des Herzens zu reduzieren, um das erhöhte
Risiko für die Entwicklung eines ACE nach der Radiotherapie
beim Mammakarzinom zu vermeiden.
wir immer wieder betonen, hat sich die Nachsorge von der
Früherkennung eines Progresses weg zur Beobachtung bzw.
„Surveillance“ gewandelt, wobei der Schwerpunkt neben der
Bewältigung der somatischen und psychosozialen Folgen jetzt
der Lebensführung gilt.
Literatur
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Schlüsselworte: Mammakarzinom – mittlere Herzdosis –
akute koronare Ereignisse – Strahlentherapie (...truncated)