Infektionen in der Rheumatologie
Infektionen in der Rheumatologie
B. Ehrenstein 2 3
U. Müller-Ladner 0 1 3
0 Abteilung für Rheumatologie und Klinische Immunologie, Kerckhoff-Klinik GmbH , Bad Nauheim , Deutschland
1 Lehrstuhl für Innere Medizin mit Schwerpunkt Rheumatologie, Justus-Liebig Universität Gießen , Gießen , Deutschland
2 Klinik und Poliklinik für Rheumatologie/Klinische Immunologie, Asklepios Klinikum Bad Abbach , Bad Abbach , Deutschland
3 PD Dr. med. B. Ehrenstein Klinik und Poliklinik für Rheumatologie/Klinische Immunologie , Asklepios Klinikum Bad Abbach 93077 Bad Abbach , Deutschland
» Es gibt zahlreiche Schnittstellen zwischen Rheumatologie und Infektiologie
-
Medizinhistorisch und vor dem
Hintergrund der Pathophysiologie haben
sich zahlreiche Schnittstellen zwischen
der Rheumatologie und der
Infektiologie entwickelt. So wird eine Reihe von
ursprünglich als Infektion eingestuften
Erkrankungen, wie z. B. die reaktive
Arthritis, bei der in der ersten Fallvignette
1916 noch von einer sexuell
übertragenen Infektion mit Spirochaetosis
arthritica ausgegangen worden war, inzwischen
als autoimmun bedingte
Erkrankungen eingeordnet. Andererseits konnten
andere rheumatische Erkrankungen,
wie z. B. die in der US-amerikanischen
Kleinstatt Lyme in Neuengland gehäuft
aufgetretenen Fälle einer initial
ätiologisch unklaren Mon- bzw. Oligoarthritis,
relativ rasch einer infektiösen Genese
(hier Lyme-Arthritis als Manifestation
einer Infektion mit Borrelia burgdorferi)
zugeordnet werden.
Das Wechselspiel zwischen
infektiösen Erregern und dem Immunsystem
spielt aber auch heute in der klinischen
Routine von Rheumatologen weiterhin
eine wichtige Rolle. Einerseits bestehen
im klinischen Alltag durch das
verbesserte Verständnis der Pathogenese und
insbesondere durch validierte
Biomarker und Ergebnisse der Bildgebung bei
der Abklärung einer erosiv
verlaufenden symmetrischen Polyarthritis mit
Nachweis von Antikörpern gegen
citrullinierte Proteine (ACPA) keine
relevanten infektiösen Differenzialdiagnosen
In diesem Themenheft zu Infektionen in
der Rheumatologie stellen uns
infektiologisch tätige Kollegen drei in diesem
Kontext wichtige Themenkomplexe vor.
Insbesondere bei der Abklärung von
stark schmerzhaften, plötzlich
aufgetretenen Hautrötungen mit begleitender
Weichteilschwellung im Bereich der
Extremitäten finden sich
Rheumatologen mit der teilweise sehr
schwierigen Differenzialdiagnose einer akuten
Gicht zu infektiösen Krankheitsbildern
konfrontiert. Im Beitrag „Bakterielle
Haut- und Weichteilinfektionen“ gibt
F. Hanses einen konzisen Überblick über
die wichtigsten klinisch zu
definierenden Krankheitsbilder (Erysipel, Abszess,
Phlegmone, nekrotisierende Fasziitis).
Das hier sehr unterschiedliche
Erregerspektrum der einzelnen Erkrankungen
sowie Empfehlungen, bei welchen
Krankheitsbildern eine mikrobiologische
Diagnostik angestrebt werden sollte und
wann eine alleinige chirurgischen und/
oder antibiotische Therapie notwendig
sind, werden prägnant und umfassend
dargestellt.
Durch die z.T. tödlich verlaufenen
Reaktivierungen einer latenten Tuberkulose
unter der Therapie mit
Tumornekrosefaktor-Inhibitoren wurden
Rheumatologen auf das Risiko schwerer
mykobakterieller Infektionen als Komplikation der
immunsuppressiven Therapien
aufmerksam. Während durch den konsequenten
Einsatz eines Screenings auf eine
latente Tuberkuloseinfektion vor Beginn
einer Therapie mit Biologika dieses
Risiko inzwischen deutlich reduziert werden
konnte, werden jedoch auch immer
wieder Infektionen mit nichttuberkulösen
Mykobakterien (NTM) als
opportunistische Komplikation der
immunsuppressiven Therapie beobachtet. Diese von der
Inzidenz eher seltenen Infektionen sind
auch bei chronischen Tenosynovitiden
und kutanen Exanthemen, wie z. B.
einem Erythema nodosum, eine
wichtiHier steht eine Anzeige.
K
ge Differenzialdiagnose zu autoimmunen
Krankheitsbildern. In ihrem Beitrag
stellen A. Nowag et al. die aktuellen
Erkenntnisse zur Pathogenese, Klinik, Diagnostik
und Therapie der NTM-Infektionen vor.
Im dritten Beitrag
„Pneumocystisjirovecii-Pneumonie bei Patienten mit
Autoimmunerkrankungen“ fasst S. Blaas
den aktuellen Stand zur Epidemiologie,
Symptomatik, Diagnostik, Therapie und
Prophylaxe dieser schweren
opportunistischen Infektion zusammen. Unter
der inzwischen verlassenen
Bezeichnung Pneumocystis-carinii-Pneumonie
erlangte diese Infektion als wichtigste
AIDS-definierende Erkrankung in den
1980er Jahren erstmals einen größeren
Bekanntheitsgrad. Wegen der auch bei
einer adäquaten antibiotischen
Therapie weiterhin sehr schlechten Prognose
dieser pulmonalen Infektion
(Letalität bei HIV-infizierten Patienten auch
heute noch 10–20 %, bei
Nicht-HIVInfizierten sogar bis zu 60 % in
Fallserien) setzen viele Rheumatologen trotz
fehlender nationaler oder
internationaler Leitlinien eine primäre Prophylaxe
gegen die Pneumocystis-Pneumonie bei
immunsuppressiven Therapien, die mit
einem hohen Risiko für diese Infektion
behaftet sind, bereits regelhaft ein.
Als „geborener“ Infekti (...truncated)