30 Minuten Bewegung am Tag verhindern jeden 12. Todesfall
Finger JD et al. Journal of Health Monitoring
Nur jeder Zweite bewegt sich genug
0 Dr. med. Constance Jakob Redakteurin
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Nur 43% der Frauen und 48% der
Männer in Deutschland erreichen die
WHOBewegungsempfehlung von 150 aktiven
Minuten pro Woche, teilt das
RobertKoch-Institut (RKI) mit. In den USA sind
es sogar nur 21%. Als körperliche
Aktivität de¬niert das RKI jede Bewegung, die
durch die Skelettmuskulatur erzeugt
wird und den Energieverbrauch über den
Grundumsatz anhebt. Zu diesen
Aktivitäten gehören aerobe körperliche
Aktivitäten wie Radfahren, Joggen,
Fußballspielen oder Schwimmen über einen
Zeitraum von mindestens zehn Minuten
ohne Unterbrechung.
In einer englischen Studie wurde
untersucht, welchen Ein«uss Hunde auf die
tägliche körperliche Aktivität ihrer
Besitzer haben. Dafür bekamen über 3000
Teilnehmer über sieben Tage einen
Schrittzähler und wurden dazu befragt,
ob sie einen Hund besitzen oder nicht.
Insgesamt gaben 18% der Probanden an,
einen Hund im Haushalt zu haben. Es
zeigte sich, dass Hundebesitzer an Tagen
mit wenig Sonne, schlechtem Wetter und
niedrigen Temperaturen eine um 20%
höhere körperliche Aktivität hatten als
Personen aus Haushalten ohne Hund.
Außerdem war bei Hundebesitzern die
sitzende Tätigkeit um 30 Minuten pro
Tag reduziert.
Dass Sport der Gesundheit gut tut, ist
bekannt. Die bisher größte Studie zur
körperlichen Aktivität mit über 130.000
Teilnehmern macht aber nun deutlich, wie
viel sich bereits mit normaler
Alltagsbewegung erreichen lässt. Schon eine
moderate körperliche Aktivität (150 bis 750
Minuten pro Woche) senkte das Sterberisiko
im Laufe von knapp sieben Jahren um
20% im Vergleich zu einem geringen Be
wegungspensum (< 150 Minuten). Die
kardiovaskuläre Sterblichkeit nahm um
14% ab. Die Wirkung war umso größer, je
mehr sich die Teilnehmer bewegten. So
ging eine Aktivität von über 750 Minuten
pro Woche mit einer 35% niedrigeren
Gesamtmortalität und 25% niedrigeren
kardiovaskulären Sterblichkeit einher. Diese
Assoziation war unabhängig von der Art
der Bewegung und dem
sozioökonomischen Status.
Viele Sportmuffel werden sich in den letzten
Jahren bestätigt gefühlt haben, als sie
regelmäßig in der Presse zu lesen bekamen, dass
Ausdauersport gefährlich sei. Diese Aussage
mag zwar in bestimmten Fällen stimmen,
z. B. wenn Herzkranke an einem Triathlon
teilnehmen (S. 30). Doch für die Allermeisten
ist Sport eine der wichtigsten
gesundheitsfördernden Maßnahmen, und Studien, die zu
zeigen scheinen, viel Sport sei ungesund,
sollten Sie kritisch
bewerten (S. 26). Mehr
dazu lesen Sie in
unserem Schwerpunkt
„Sport“ ab S. 24.
Sport bei KHK – je
mehr desto besser?
Minimalste körperliche Anstrengungen
können Patienten mit stabiler koronarer
Herzkrankheit (KHK) o§enbar vor
Schlimmerem bewahren. Der
STABILITY-Studie mit insgesamt 15.486
KHKPatienten zufolge reichen bereits zehn
Minuten schnelles Gehen pro Tag (ca. 5
km/h) aus, um das Sterberisiko um 33%
zu senken. Falls die Patienten zu einem
solchen Tempo nicht mehr in der Lage
sind, kann dieselbe Wirkung alternativ
durch 15- bis 20-minütiges langsames
Gehen (3–4 km/h) erreicht werden.
Die Studie macht deutlich, dass bei
Patienten mit stabiler KHK auch ein
geringeres als das in den Leitlinien
empfohlene Bewegungspensum von 150 Minuten
moderater körperlicher Aktivität pro
Woche ausreicht, um deren Sterblichkeit
zu senken.
Die beste Prognose hatten in der
STABILITY-Studie jedoch die Teilnehmer,
die sich am meisten anstrengten. Im
Vergleich zu denjenigen, die sich am
wenigsten bewegten, war das Sterberisiko für
Teilnehmer im mittleren und höchsten
Terzil um 25% geringer, die
kardiovaskuläre Mortalität war um 30% reduziert.
Je mehr sie sich körperlich betätigten,
desto seltener erkrankten die
Teilnehmerinnen der NOWAC-Studie (Norwegian
Women and Cancer) am
Endometriumkarzinom. Das ist die Quintessenz der
prospektiven Kohortenstudie, an der 52.370
Frauen im Alter zwischen 30 und 70
Jahren beteiligt waren. Über einen Zeitraum
von im Mittel knapp 13 Jahren wurde bei
687 Teilnehmerinnen ein
Gebärmutterkrebs diagnostiziert. Kristin B. Borch von
der Arctic University of Norway in Tromsø
und ihr Team hatten die Frauen einmal zu
Studienbeginn und ein zweites Mal sechs
bis acht Jahre später zu ihrer körperlichen
Aktivität befragt. Das Aktivitätslevel
wurde von den Frauen selbst auf einer Skala
zwischen 1 (sehr niedriges Niveau) und 10
(sehr hohes Niveau) bewertet.
Wie Borch und Kollegen berichten,
hatten Frauen auf dem Level 1–2 ein um 60%
höheres Erkrankungsrisiko als die
Teilnehmerinnen auf dem Level 5–6. Auf dem
höchsten Level (9–10) war das Risiko um
relative 27% erniedrigt. (...truncated)