Adrenoleukodystrophie
Pädiatrie
Steckbrief seltene Erkrankungen
0 Fachliche Betreuung: Dr. Christina Lampe, Zentrum Seltene Erkrankungen, Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden
k c o it S / a v o h s a m i T a n e l O ] M [ © Klinik: Die Ausprägung der Symptome ist sehr variabel, sie reicht von einer Nebennierenrindeninsušzienz als einzigem Symptom bis zu rasch progredienten, schwerwiegenden psychiatrischen und neurologischen Ausfällen [2]. Bei 70% aller männlichen Betro enen besteht eine Nebennierenrindeninsušzienz. Diese kann sich bei Männern Jahre bis Jahrzehnte vor der neurologischen Symptomatik als „Morbus Addison“ ohne fassbare Ursache manifestieren. Bei 10% der Männer kann dies auch das einzige Symptom bleiben. Im Alter von 2,5 bis 12 Jahren kann sich die zerebrale Form der ALD zeigen. Sie ist die schwerste Verlaufsform und betri£ circa 35 % der Jungen, die an ALD erkrankt sind. Der Verlauf ist schleichend und zeigt sich zunächst an Verhaltensstörungen und dem visuomotorischen System. Die Symptome führen zu einer Verschlechterung schulischer Leistungen und können als ADHS fehldiagnostiziert werden. Im Verlauf verstärken sich die neurologischen De'zite wie Sehschwäche, zentrale Hörstörung, zerebelläre Ataxie, Hemiplegie und Krampfanfälle. Unbehandelt sind diese Kinder nach 2-4 Jahren schwer behindert oder versterben. Alle mild betro enen Patienten entwickeln im jungen Erwachsenenalter eine Myelopathie. Sie macht sich durch eine spastische Paraparese, Gangstörungen aufgrund einer sensorischen Ataxie, Miktions- und Erektionsstörungen und Schmerzen in den Beinen bemerkbar. Abhängig vom Ausprägungsgrad können die Symptome fortschreiten.
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In dieser Rubrik stellen wir Ihnen kurz und knapp „Orphan Diseases“ vor,
bei denen es aktuell neue Erkenntnisse zu Diagnostik und Therapie gibt.
Adrenoleukodystrophie
Beschreibung: Die
Adrenoleukodystrophie (ALD) ist eine Sto
wechselerkrankung, welche Nebennieren, das
Rückenmark und die weiße Substanz des
Nervensystems befällt. Neurologische
Ausfälle, aber auch psychiatrische Probleme
stehen meist im Vordergrund. Der
Name „Adrenoleukodystrophie“ leitet
sich von den befallenen Strukturen
(adreno- für die Nebennieren und
leukofür die weiße Substanz des
Nervensystems) ab.
Prävalenz: Etwa 1 : 17.000 weltweit [1]
Erbgang: Die Erkrankung wird x-chro
mosomal vererbt. Deshalb erkranken
Männer häu‘ger, früher und schwerer
als Frauen. Frauen sind meist nur
Überträger, können aber auch erkranken.
Einteilung: Die ALD wird nach den
Symptomen in die Formen
„Nur-Addison“, zerebrale ALD und
Adrenomyeloneuropathie (AMN) eingeteilt.
Pathophysiologie: Die Erkrankung be
ruht auf einem gestörten Abbau
überlangkettiger Fettsäuren (VLCFA= „very
long chain fatty acids“) durch einen
Defekt des ABCD1-Gens, der zu einer
Fehlfunktion des Proteins ADLP in der
Membran der Peroxisomen führt. ADLP
transportiert die Acyl-CoA-Ester der
VLCFA vom Zytosol in das Peroxisom.
Fällt es aus, kommt es zu einer
pathologischen Anreicherung der VLCFA vor
allem in der Nebenniere und in den
Myelinscheiden der Nervenzellen des
Gehirns und des Rückenmarks.
Diagnose: Bei Männern/Jungen kann
die Erkrankung durch eine Messung der
VLCFA im Plasma nachgewiesen
werden. Bei heterozygoten Frauen dagegen
sind die Plasmawerte meist normal und
es wird bei klinischem Verdacht
(Myelopathie) eine molekulargenetische
Untersuchung notwendig.
Therapie: Die «erapie der ALD ist
komplex. Versuche, die Erkrankung
diätetisch zu beein¬ussen („Lorenzos Öl“),
also über eine Restriktion von VLCFA,
waren langfristig nicht
erfolgversprechend. Allogene hämatopoetische
Stammzelltransplantationen scheiterten
an der Verfügbarkeit von Spendern und
dem Umstand, dass die Erkrankung erst
nach dem Au¯reten irreversibler
Schäden diagnostiziert wurde. Ho nungen
erweckt die Möglichkeit der Gentherapie,
die aber bisher nur experimentellen
Charakter hat. Dabei wird der Gendefekt in
den vorher entnommenen
Blutstammzellen der erkrankten Jungen mit einer
Genfähre korrigiert und ihnen wieder
zugeführt. Bisher war diese «erapie bei
15 von 17 Jungen erfolgreich [3].
Grundsätzlich teilt die ALD das
Schicksal vieler neurometabolischer
Krankheiten: Im Krankheitsstadium, in
dem es beein¬ussbar wäre, sind die
Symptome zu unspezi‘sch, um die
Diagnose zu stellen. Heike Grosse (...truncated)