Mutig und disruptiv gegen das Mobbing
MMW Fortschritte der Medizin
Mutig und disruptiv gegen das Mobbing
0 Dr. Stefan Rahe , Elze
Die Mitschüler machen ihn fertig
-
_ Ein trauriger Sechzehnjähriger kam
in meine Sprechstunde. Er erzählte, dass
er in der Schule so sehr gemobbt werde,
dass er sich nicht mehr hintraue. Zu
Hause habe er sogar schon geweint. Er
habe sich auch schon einem Lehrer
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vertraut, der die anderen Jugendlichen
aufgefordert habe, ihn in Ruhe zu lassen.
Das habe aber keinen E”ekt gehabt.
Der Junge tat mir leid. Auf meine
Fragen hin berichtete er, das eines der
Mädchen besonders gemein sei und allen
erzähle, er hätte die Krätze. „Deshalb
gehen immer alle aus dem Raum, wenn ich
komme. Oder sie machen einen großen
Bogen um mich“, erzählte er. So
niedergeschlagen, wie er wirkte, verkni” ich
mir aufmunternde Worte oder gar die
Bemerkung, dass es als auch
schlimmere Formen des Mobbings gäbe.
Ich wusste auch von seinen widrigen
Lebensumständen. Er besuchte keine
normale Schule, sondern war in einer
Maßnahme der Arbeitsagentur, weil er
nach einem missglückten
Hauptschulabschluss ohne Lehrstelle dastand. Zum
Vater gibt es schon lange keinen Kontakt
mehr, die Mutter – auch Patientin bei
mir – ist arbeitslos und depressiv.
Deshalb fragte ich ihn, was denn aus
ihm werde, wenn er nicht mehr zur
Schule gehe. Der Wunsch nach einer
Schulbefreiung stand ja eindeutig im
Raum. Er meinte, dann wäre die Sache
für ihn beendet – was er danach machen
könnte, wisse er aber auch nicht.
Ich gab zu bedenken, dass er damit
doch dem „gemeinen Mädchen“ erlaube,
über sein weiteres Leben zu bestimmen.
Nach einer kurzen Denkpause
erwiderte er, dass er das eigentlich nicht wolle.
Zu dem Entschluss beglückwünschte ich
ihn – und schickte ihn mit dem Au rag
nach Hause, sich zu überlegen, was er
sonst noch machen könne.
Als er nach einiger Zeit wiederkam,
berichtete er stolz, dass er noch mal mit
dem Lehrer geredet habe und nun auf
eine andere Schule gehen werde. Ich
gratulierte ihm ein zweites Mal. Er hatte
das Problem für sich gelöst. ■
Dr. Andrea Linsel, Lüneburg
Pfeift Herr Doktor auf seine Empfehlungen?
_ Heilsam und entspannend war er,
mein letzter Urlaub an der Ostsee, wenn
auch nur von kurzer Dauer und bei
konstant steifer Brise, wie der Norddeutsche
sagt. Was so eine kleine Lu verände
rung doch bewirken kann!
Von so einer träumte wohl auch
meine 58-jährige Patientin, die seit drei
Wochen unter Husten, Schnupfen,
Heiserkeit und Kratzen im Halse litt.
Nachdem weder die eigenen
Teezubereitungen noch die von mir verordnete
phytotherapeutische ‰erapieeskalation
Linderung gebracht hatten, sollte eine
HNO-ärztlich eingeleitete
Breitbandantibiose dem Erreger – was immer es auch
sei – den Garaus machen.
Als sich darau‘in der Verlauf
insofern verschlechterte, als eine
interdigitale Mykose als Komplikation hinzutrat,
wurde ich mit der Frage konfrontiert, ob
nicht eine Kur letztlich Abhilfe scha”en
könne. In meinen Gedanken hin- und
hergerissen zwischen Erinnerungen an
herrliche Kiesstrände und den Bilanzen
der Deutschen Rentenversicherung rang
ich um eine Antwort.
Schließlich versuchte ich mich aus
der A”äre zu ziehen und erklärte ihr,
dass regelmäßige Spaziergänge an der
frischen Lu in der jetzigen Phase der
Erkrankung die passende ™ankierende
Maßnahme wären.
Da blitzte es in den Augen der
Patientin. Warum ich denn auf der
Überweisung an den HNO-Arzt explizit eine Kur
empfohlen hätte, wollte sie wissen. Ich
geriet ein wenig ins Schwimmen.
„Daran kann ich mich gar nicht erinnern“,
sagte ich unsicher.
„Doch, doch“, erklärte sie
triumphierend. „Sie haben es extra oben rechts auf
dem Überweisungsschein angekreuzt:
kurativ!“ (...truncated)