Wird die Prävention von Krebs in Deutschland vernachlässigt?
Im Focus Onkologie
Wird die Prävention von Krebs in Deutschland vernachlässigt?
0 33. Deutscher Krebskongress
ie Krebsprävention betrachte ich als Stie¢ind der deutschen Krebsmedizin“, so Harald zur Hausen vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Am Rande einer Oxford-Debatte zur Krebsschutzimpfung gegen humane Papillomaviren (HPV) erklärte zur Hausen: Er habe unter den etwa 220 Sitzungen des DKK 2018 nur sechs nden können, in denen Präventionsaspekte berührt worden seien, darunter zum Rauchen, zur Ernährung und zur Früherkennung. Zu karzinogenen Infektionen mit Hepatitis-B- und -C-Viren, HIV, Helicobacter pylori und parasitären Infektionen hätte es kaum oder gar keine Beiträge gegeben. Ferner läge das Budget für Ausgaben der Gesundheitsforschung weltweit bei unter 4 % der gesamten Gesundheitsausgaben und in Deutschland
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++ DKK 2018 ++
Es geht nicht nur um die
Therapie von
Tumorerkrankungen – auch die Prävention
von Krebs und das Leben mit
der Erkrankung waren
Themen auf dem DKK 2018.
bei nur unter 1 % . „Hier muss mehr
geschehen!“, forderte zur Hausen. In der
Oxford-Debatte „Werden im Jahr 2020
Gespaltene Lager bei der Immuntherapie
Für Befürworter der modernen Immuntherapie ist diese Option bereits
Realität. Skeptiker dagegen betonen, dass bisher die Patienten, die am
meisten davon proŽtieren, nicht optimal identiŽziert werden könnten und
zudem die Kosten noch sehr hoch seien.
D
ie Entwicklung
immunonkologischer erapien be ndet sich derzeit
in einem ungeheuren Aufwind. In
Deutschland habe es keine
Wirkstolasse in der Onkologie gegeben, die so
positiv bewertet worden sei wie die
Immuntherapie, so Wolf-Dieter Ludwig, Berlin.
Entsprechende Anhörungen hat Ludwig
seit 2011 im Gemeinsamen
Bundesausschuss regelmäßig begleitet. Acht Mal sei
Präparaten ein „beträchtlicher
Zusatznutzen“ bescheinigt worden, nur bei fünf
der neuen WirkstoŒe sei kein
Zusatznutzen belegt, sagte der Hämatologe
während der Oxford-Debatte
„Immuntherapie – berechtigter Hype oder überzogene
Kosten?“. Manche erachten das Potenzial,
etwa der Checkpointblockade und der
TZelltherapien, quasi als unbegrenzt.
Michael von Bergwelt, München, erinnerte
daran, dass die Checkpointblockade z. B.
auch bei der erapie von invasiven
Pilzinfektionen eine Rolle spiele und
T-Zelltherapien inzwischen einen Stellenwert
nach der allogenen
Stammzelltransplantation hätten.
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reh „Kein Hype, sondern Realität“
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r
Bo Für Stephan Grabbe aus Mainz ist „die
itz
ro Tumorimmuntherapie
selbstverständ©M lich kein Hype, sondern Realität“. Das
alle Mädchen im Alter zwischen 9 und
14 Jahren gegen HPV geimp¡ sein?“,
waren sich alle Diskutanten um zur Hausen
einig: Das im Debattentitel formulierte
Ziel ist erstrebenswert, aber wohl
unrealistisch. Zudem müsse man auch die
Jungen mit in die
Präventionsbemühungen einbeziehen. Zum einen übertrügen
diese HPV, zum anderen erkrankten
auch sie an HPV-assoziierten
Neoplasien. Moritz Borchers
Bericht vom 33. Deutschen Krebskongress vom
21. bis 24. Februar 2018 in Berlin.
gelte auch für die klinische Wirksamkeit
bei metastasierten Tumoren. Der
Checkpointhemmer Nivolumab sei ein
Beispiel dafür, dass man es nicht mehr mit
einer Nischenindikation zu tun habe,
sondern eher mit einem Trend quer über
die gesamte Onkologie, mal mit mehr,
mal mit weniger gutem Ansprechen.
Woran kann man erkennen, ob ein
Patient auf eine immunonkologische
erapie anspricht? Ein Beispiel für ein
solches Strati kationskriterium sei die
Mutationslast, so Grabbe, die eindeutig
mit dem erapieansprechen korreliere:
Tumoren mit vielen Mutationen
sprächen z. B. besser auf Ipilimumab an als
Tumoren mit wenigen Mutationen.
Weitere mögliche Kriterien könnten
Blutparameter wie LDH, Lymphozytenanteil,
Monozyten- und Eosinophilenzahl sein.
Allerdings seien diese noch nicht
validiert und somit noch nicht in der Reali
tät angekommen. Schließlich sei der
PD-L1-Status als Strati
kationskriterium bei vielen Tumorentitäten etabliert,
werde jedoch beim Melanom im
Zusammenhang mit einer Nivolumab- erapie
noch he¡ig diskutiert. Auch für Grabbe
ist klar, dass die aktuell verlangten Kos
ten der Immuntherapie auf Dauer nicht
bezahlbar sind. Aber: „Es kann nicht die (...truncated)