Mukopolysaccharidose Typ 7
Pädiatrie
Mukopolysaccharidose Typ 7
0 Fachliche Betreuung: Dr. Christina Lampe, Zentrum Seltene Erkrankungen, Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden
1 Synonym: Sly-Syndrom , nach ihrem Entdecker, dem Arzt Dr. Wiliam Sly, der sie 1973 zum ersten Mal beschrieb
k c o it S / a v o h s a m i T a n e l O ] M [ © Beschreibung: Die Mukopolysaccharidose Typ 7 (MPS VII) ist eine sehr seltene lysosomale Speicherkrankheit. Die MPS VII ist eine progredient verlaufende Multisystemerkrankung. Betro…ene zeigen meist bereits nach der Geburt erste klinische Symptome. Die Patienten leiden an skeletalen Deformitäten (Dysostosis multiplex), Gelenkkontrakturen, Hepatosplenomegalie, groben Gesichtszügen, Kleinwuchs, Hernien, Seh- und Hörstörungen sowie kardiopulmonalen Komplikationen. Die meisten Betro…enen zeigen ebenso eine progrediente kognitive Beteiligung. Das klinische Bild der MPS VII ähnelt sehr der MPS I, II und VI. Prävalenz: Etwa bei 1 : 500.000 Neugeborenen [1] Pathophysiologie: Das Fehlen des En - zyms β-D-Gukonidase führt zur Akkumulation der Glykosaminoglykane Dermatansulfat, Heparansulfat und Chondroitin-6-Sulfat in den Lysosomen. Besonders betro…en sind Zellen des Skelettsystems, viszeraler Organe, der Haut, des Endokards oder des ZNS [3].
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In dieser Rubrik stellen wir Ihnen kurz und knapp „Orphan Diseases“ vor,
bei denen es aktuell neue Erkenntnisse zu Diagnostik und Therapie gibt.
Erbgang: Die Erkrankung wird
autosomal-rezessiv vererbt. Durch Mutationen
eines Gens in der Chromosomenregion
7q21 bis 7q22 kommt es zu einer
Dešzienz des lysosomalen Enzyms
β-DGlukonidase [2].
Einteilung: Je nach Schwere der Sym
ptome, gibt es drei Ausprägungen der
Erkrankung: Die schwerste und
häušgste Form führt zu einem Hydrops fetalis
und kann zum Verstreben des Fötus
präprä- oder perinatal führen. Bei
langsamer fortschreitenden Formen können
die betro…enen Kinder direkt nach der
Geburt au…ällig werden oder sich
zunächst normal entwickeln und später
durch Kleinwuchs, Gelenkdeformitäten
und einen oŸ fortschreitenden Verlust
kognitiver Fähigkeiten au…allen. Verlauf,
Schwere und Ausprägung der Krankheit
und deren Symptome sind jedoch
extrem variabel. Manche Betro…enen haben
eine normale Lebenserwartung [1, 2].
Klinik: Die Symptome können sehr
vielfältig sein. Fast alle Organsysteme sind
betro…en. Kinder mit MPS VII haben
gehäuŸe Infekte der Ohren und der oberen
Atemwege, Adenoide und eine
Tonsillenhypertrophie. Auch inguinale und
umbilikale Hernien, Skelettdeformitäten,
Gelenkkontrakturen, vergröberte
Gesichtszüge, kardiale und pulmonale
Beteiligung, Kleinwuchs und
psychomotorische Entwicklungsstörungen kommen
häušg vor.
Diagnose: Patienten mit MPS VII
scheiden vermehrt Glykosaminglykane
(GAG) aus, die im Urin quantitativ und
qualitativ nachgewiesen werden können.
Mit zunehmendem Alter sinkt die
GAGAusscheidung im Urin jedoch und kann
sich im Normbereich bešnden. Eine
weitere Option ist ein Trockenbluttest auf
MPS VII. Die Sicherung der Diagnose
erfolgt durch einen enzymatischen
Nachweis des
β-D-GlukoronidaseMangels in den Leukozyten oder
Fibroblasten oder durch eine
molekulargenetische Testung. Besonders wichtig ist die
Diagnosestellung bei intrauteriner
Manifestation, um eine entsprechende
genetische Beratung und Familienplanung
anzubieten. Eine pränatale Diagnostik
erfolgt in der Regel molekulargenetisch
in Chorionzotten [2].
Therapie: Seit diesem Jahr steht im
Rahmen eines „compassionate
use“-Programms eine intravenöse
Enzymersatztherapie mit der rekombinanten
menschlichen Beta-Glucuronidase
(rhGUS, Wirksto…: Vestronidase alfa®) zur
Verfügung [3], die alle 2 Wochen über
etwa 4 Stunden verabreicht wird. In der
Zulassungsstudie konnten signiškante
Verbesserungen der
Krankheitssymptome sowie der GAG-Ausscheidung im
Urin gezeigt werden [4]. Die Zulassung
des Medikaments wird für das Frühjahr
2018 erwartet. Heike Grosse (...truncated)