Man lernt nie aus! … auch nicht das Implantat

Trauma und Berufskrankheit, Dec 2010

Im BG-Unfallkrankenhaus Hamburg wurde in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Hamburg-Harburg ein als intelligentes Implantat bezeichnetes Fixateur-interne-System entwickelt. Durch das Aufbringen einer modernen Mikroelektronik auf eine Platte ist es möglich, deren Belastung telemetrisch zu messen. Das System wurde zunächst an Kunststoffmodellen, anschließend im Tierversuch geprüft. Klinisch wurde das neue Implantat bisher bei 27 Patienten mit Oberschenkelpseudarthrose eingesetzt. Die ersten Ergebnisse zeigen eine gute Korrelation zwischen der knöchernen Heilung und dem Verlauf der empfangenen Signale. Der Einsatz dieses Systems erlaubt eine kontrollierte Nachbehandlung von Osteosynthesen mit optimaler Ausnutzung der Belastungsmöglichkeit der Extremität. Die Stabilität des Kallus kann direkt gemessen und muss nicht indirekt über ein Röntgenbild interpretiert werden. Zudem könnten Probleme in der Frakturheilung frühzeitig erkannt und ihnen entsprechend begegnet werden. Intelligente Implantate werden u. E. für die Osteosynthese der Zukunft wichtige Werkzeuge darstellen.

A PDF file should load here. If you do not see its contents the file may be temporarily unavailable at the journal website or you do not have a PDF plug-in installed and enabled in your browser.

Alternatively, you can download the file locally and open with any standalone PDF reader:

http://link.springer.com/content/pdf/10.1007%2Fs10039-010-1642-7.pdf

Man lernt nie aus! … auch nicht das Implantat

In unserem Alltag nimmt die Elektronik einen immer greren Raum ein, auch wenn wir dies nicht bemerken. Es werden Miniaturtransponder bei der Identifikation (Z. B. Transport des Gepcks im Flugverkehr), in der Logistik oder auch in der Zeiterfassung eingesetzt, so wird bei den Olympischen Spielen mit Transpondern an den Schlittschuhen die Zeit auf die 1/100 s genau gemessen. Aber auch Chirurgen werden immer mehr mit Innovationen und neuen Entwicklungen konfrontiert, seien es neue Werkstoffe, neue Technologien, neue anatomische oder winkelstabile Implantate. - Entwicklung des intelligenten Implantats Im Berufsgenossenschaftlichen Unfall krankenhaus (BGUnfallkrankenhaus) Hamburg wurden bereits ber 4000 win kelstabile Implantate an den unterschied lichsten anatomischen Regionen einge setzt. Auf Basis der hiermit erhaltenen Erfahrungen wurde in Zusammenarbeit mit der Technischen Universitt Ham burgHarburg eine Kombination aus der millionenfach bewhrten Elektronik und der winkelstabilen Platte entwickelt: Eine winkelstabile Platte wurde mit einem Dehnungsmessstreifen und einem Transponder verkapselt (. Abb.1 ). Mit Hilfe eines Lesegerts kann eine axiale Be lastung dieser elektronisch instrumentier ten Platte gemessen werden. Einsatz des intelligenten Implantats Anwendungsgebiet Nach entsprechenden Labor und Tier versuchen wurde das System in die Klinik eingefhrt, mit der Absicht, diese Plat te primr bei Oberschenkelpseudarthro sen einzusetzen. Gerade vor dem Hinter grund, dass bis zu 12,5% aller Femurfrak Das standardisierte Vorgehen im BGUn fallkrankenhaus Hamburg lsst sich wie folgt beschreiben: Nach Entfernung des einliegenden Materials und anschlieen der Pseudarthrosenrevision mit Anfri schung und Erffnung des Markraums nach proximal und distal wird die Pseud arthrose mit der elektronisch armier ten Platte stabilisiert. Dabei werden stets eine autologe Spongiosaplastik durchge fhrt und, da in einer hausinternen Stu die bei 40% der Oberschenkelpseudarth rosen entweder intraoperativ ein positi ver Keimnachweis zu verzeichnen oder in der obligat entnommenen Histologie eine Osteitis nachweisbar war, zustzlich eine PMMAKette (PMMA: Polymethylme thacrylat) eingelegt. Nachbehandlung/ Messwerterhebung Postoperativ werden die Patienten in de finierten Abstnden klinisch und radiolo gisch kontrolliert. Dabei wird ber einen Lastaufnehmer eine definierte axiale Last eingebracht und gleichzeitig unblutig mit dem Lesegert die Belastung des Implan tates gemessen, und zwar sowohl in ste hender als auch in liegender Position. Zu stzlich erfolgt eine Belastung im Varus und Valgusstress. Trgt man die externe Kraft gegen das Biegemoment auf, ergibt sich eine lineare Gerade, welche die Elastizitt darstellt. Je steiler diese Gerade ist, umso hher ist die Elastizitt. Im Folgenden wird der Heilungsverlauf von 2 Patienten demonstriert. Fall 1. Der 46 Jahre alte Patient hatte sich eine Oberschenkelschaftfraktur zu gezogen, welche mittels unaufgebohrtem Marknagel operativ versorgt worden war. Bei ausbleibender Bruchheilung war eine Revisionsoperation mit Spongiosaplastik und einem Nagelwechsel vorgenommen worden. Bei weiterhin ausbleibender Hei lung wurde im BGUnfallkrankenhaus Hamburg die Versorgung mit dem win kelstabilen, elektronisch instrumentierten Implantat in beschriebener Weise durch gefhrt. Nach 5 Wochen war bereits ein Abfall der Belastung im Implantat auf 30% des Ausgangswertes zu verzeichnen, obwohl radiologisch keinerlei Durchbauungsvor gnge festzustellen waren. Aufgrund der gemessenen Daten erfolgte eine Belas tungssteigerung. Nach 9 Wochen waren nur noch 20% des Ausgangswertes bei Be lastung im Implantat zu messen bei ra diologisch weiterhin fehlender kncher ner Durchbauung. Dennoch wurde Voll belastung erlaubt. Nach 16 Wochen zeig te sich bei einem Rckgang der Implan tatbelastung auf fast 0 auch schlielich eine radiologisch nachweisbare kncher ne Durchbauung. Fall 2. Beim dem 55jhrigen Patienten war eine subtrochantre Oberschenkel fraktur primr mit einem Nagel ver sorgt worden. Bei ausbleibender Heilung wurde ein Revisionseingriff mit Spon giosaplastik und Einsatz einer zustzli chen lateralen Platte vorgenommen, wo rauf es zwar zu einer knchernen Konso lidierung kam, jedoch mit einer Fehlstel lung mit 30 Auendrehung und 10 Va rus. Deshalb wurde subtrochantr eine Korrekturosteotomie vorgenommen, die Stabilisierung erfolgte mit einem winkel Zusammenfassung Abstract Trauma Berufskrankh 2010 12 [Suppl 4]:434438 Springer-Verlag 2010 M.Faschingbauer Man lernt nie aus! auch nicht das Implantat Zusammenfassung Im BG-Unfallkrankenhaus Hamburg wurde in Zusammenarbeit mit der Technischen Universitt Hamburg-Harburg ein als intelligentes Implantat bezeichnetes Fixateur-interne-System entwickelt. Durch das Aufbringen einer modernen Mikroelektronik auf eine Platte ist es mglich, deren Belastung telemetrisch zu messen. Das System wurde zunchst an Kunststoffmodellen, anschlieend im Tierversuch geprft. Klinisch wurd (...truncated)


This is a preview of a remote PDF: http://link.springer.com/content/pdf/10.1007%2Fs10039-010-1642-7.pdf

Dr. M. Faschingbauer. Man lernt nie aus! … auch nicht das Implantat, Trauma und Berufskrankheit, 2010, pp. 434-438, Volume 12, Issue 4 Supplement, DOI: 10.1007/s10039-010-1642-7