Varia Nubica X-XI
0 Department of Papyrology Institute of Archaeology Warsaw University Krakowskie Przedmieście 26/28 00-927 Warsaw 64 P O L A N D
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The Journal of Juristic Papyrology
vol. X X X V I (2006), pp. 105-123
VARIA NUBICA X-XI*
X. EINE ALPHABETISCHE LISTE DER 24 ÄLTESTEN
UND EINIGE WEITERE WANDINSCHRIFTEN AUS MEINARTI
MKilometer südlich der ägyptisch-sudanesischen Grenze. In der
post
E I N A R T I IST E I N E INSEL im Gebiet des zweiten Nilkatarakts, einige
meroitischen und christlichen Zeit (5.-15. Jh.) war die Insel ein wichtiger
Siedlungspunkt. Die dort existierenden Überreste der Zivilisation aus
dieser Epoche wurden in den sechziger Jahren des 20. Jhs. im Rahmen der
internationalen Kampanie zur Errettung der nubischen Denkmäler vor
der Überflutung durch das Wasser des großen Naser-Sees von einer
amerikanischen Expedition unter der Leitung von William Y . Adams
archäo*
Bisher sind erschienen: „VariaNubica I-II",ZPE104 (1994), S. 201-204; VariaNubica III",
ZPE112 (1996), S. 140-142; Varia Nubica IV", ZPE 113 (1996), S. 101-108; Varia Nubica V", ZPE
136 (2001), S. 62-64, Varia Nubica V I - V I I " , ZPE 137 (2001), S. 183-186; Varia Nubica V I I I - I X " ,
JJurP 34 (2004), S. 87-94. Für Hilfe bei der sprachlichen Bearbeitung des Aufsatzes danke
ich Herrn Martin L E M K E , Warschau. Für bibliographische Hinweise bedanke ich mich bei
Herrn Jacques V A N DER V L I E T , Leiden.
Im vorliegenden Aufsatz verwende ich folgende Abkürzungen: I. Khartoum Greek
= A. Ł A J T A R , Catalogue of the Greek Inscriptions in the Sudan National Museum at Khartoum
(= Orientalia LovaniensiaAnalecta 122), Leuven - Paris - Dudley, M A 2003; K U B I Ń S K A ,
Inscriptions =Jadwiga K U B I Ń S K A , Faras IV. Inscriptions grecques chrétiennes, Varsovie 1972; L E F E B V R E ,
Recueil = G. L E F E B V R E , Recueil des inscriptionsgrecques chrétiennes d'Egypte, Le Caire 1907; T I B I
LETTI B R U N O , Iscrizioni = Maria Grazia T I B I L E T T I B R U N O , Iscrizioni Nubiane, Pavia 1964.
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Q
ADAM ŁAJTAR
logisch untersucht. Die Ausgrabungen haben unter Anderem auch
interessante Textfunde ans Tageslicht gebracht. Sie umfassen Grabsteine mit
Inschriften auf Griechisch, Koptisch und Arabisch, Ostraka, Inschriften
auf Gegenständen sowie eine Anzahl von Inschriften auf den Wänden
verschiedener Gebäude.
Die Resultate der Ausgrabungen in Meinarti wurden in den letzten
Jahren von W. Y. Adams in drei Bänden veröffentlicht: Meinarti I: The Late
Meroitic, Ballana and TransitionalRemains (= Sudan Archaeological Society
Publication 5); Meinarti II: The Early and Classic Christian Phases (= Sudan
Archaeological Society Publication 6), London 2001; Meinarti III: The Late and
Terminal Christian Phases (= Sudan Archaeological Society Publication 9), London
2002. Adams konzentrierte sich in seiner Publikation auf die Überreste der
materiellen Kultur, hauptsächlich auf die Architektur und Keramik. Die
Textfunde wurden von ihm nur beiläufig, oft als eine Besprechung oder
kurze Adnotation vorgestellt. Dort, wo der Text angegeben ist, hat er die
Form einer Transkription in Majuskeln. Leider weisen diese
Transkriptionen einige Ungenauigkeiten auf. Der vorliegende Aufsatz hat als Ziel, die
korrekten Lesungen einiger Wandaufschriften zu bestimmen. Alle in
diesem Aufsatz besprochenen Inschriften befinden sich im zweiten Band der
oben erwähnten Publikation. Ich zitiere jeweils die englische
Beschreibung von Adams und gebe meine Lesung mit Kommentar an.
Q
I N S C H R I F T E N IM GEBÄUDE XXIII
S. 69, Nr. 124, Abb. 31, Taf. 18e. Der Fund „consisted of a short
inscription and a drawing, made on the outer end of a buttress near the west end
of the south room wall ( ... ). The inscription consisted of parts of three
short words, of which the middle one may have been ICOY. The drawing
below included a rather crude representation of a tree and of an animal".
In Wirklichkeit lautet die Inschrift folgendermaßen:
MEPKOYPIOC
MepKovptos.
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VARIA NUBICA X - X I
107
Die Inschrift bezieht sich wohl auf den Heiligen dieses Namens. Nach
der Tradition war er ein römischer Offizier, der während der
Christenverfolgung unter Kaiser Decius den Märtyrertod starb. Später wurde ihm die
Tötung des Kaisers Julianus Apostata nachgesagt. Sein Kult erfreute sich
einer großen Popularität in der koptischen Kirche, auch in Nubien.
Davon zeugen zahlreiche Bilder des Heiligen in den nubischen Kirchen,
auf denen er als Reiter dargestellt wird.1
I N S C H R I F T E N I M G E B Ä U D E V
S. 70, Nr. 106, Taf. 23b und Abb. 33 (Zeichnung): „Four lines of Greek.
Words which can be recognised, according to Professor Browne, are
TAYPOY = [C]TAYPOY, ,Cross' and YMNOY, ,of the hym' in line 2, and
XPICTOY, ,of Christ' in line 3".
Auf der Grundlage des Photos und der Zeichnung darf die Inschrift
folgendermaßen gelesen werden:
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[ ], Roael, Suroel, Taurouel, Hymnouel,
Philaleel, Christouel, Psilaphiel, Ochael.
Bei der Inschrift handelt es sich um eine alphabetische Namenliste.
Ursprünglich s (...truncated)