Kinderunfälle und -notfälle
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Korrespondenzadresse Prof. Dr. R. Kerbl Abteilung fr Kinder und Jugendliche, Landeskrankenhaus Leoben Vordernbergerstrae 42, A-8700 Leoben sterreich
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Von den Lesern der Monatsschrift
Kinderheilkunde wird immer wieder der Wunsch
nach Beitrgen zu Kindernotfllen
geuert. Nachdem zuletzt der
Basisnotfallversorgung von Kindern und
Jugendlichen breiter Raum gegeben und die
gltigen ERC-Richtlinien (ERC: European
Resuscitation Council) dargestellt wurden,
widmet sich das aktuelle Themenheft
einigen speziellen Bereichen der Erst- und
Folgeversorgung.
Der Beitrag von Stein stellt einen
Streifzug durch typische kardiologische
Notflle dar. Dabei beginnt die Diagnostik
bereits prnatal, z. B. bei intrauterin
diagnostizierbaren Herzfehlern oder dem
Vorhofflattern, welches seinen Hufigkeitsgipfel
in der intrauterinen Phase aufweist. Bei
angeborenen Herzfehlern wird zwischen
solchen mit Links- und Rechtsobstruktion
unterschieden, dazu kommt die
Transposition der groen Arterien. Der Autor
weist darauf hin, dass auch extrakardiale
Symptome (z. B. Kopfschmerzen,
Krampfanfall) eine kardiale Ursache haben
knnen. Weitere mgliche Ursachen
kardialer Notflle wie Koronaranomalien,
Kardiomyopathien und entzndliche
Herzerkrankungen werden kursorisch
angesprochen. Schlielich werden die hufigsten
Rhythmusstrungen beschrieben und
deren Notfallmanahmen dargestellt.
Die Arbeit von Riedler bringt einen
berblick ber hufige respiratorische
Probleme mit dem Leitsymptom Dyspnoe.
Dabei werden die Symptomatik,
Diagnostik und Therapie von Laryngitis,
Epiglottitis, Tracheobronchitis, Bronchiolitis,
Asthma, Fremdkrperaspiration und
Pneumothorax beschrieben. Interessant ist hierbei
u. a. die Feststellung, dass
-Sympathomimetika bei Asthma hufig unterdosiert
werden, v. a. wenn sie als Dosieraerosol
verabreicht werden.
Dem Thema Kinderunflle und deren
Prvention widmet sich der Beitrag von
Eberl et al. Die Grazer Autorengruppe
berichtet ber eigene Ergebnisse, aber auch
ber internationale Ereigniszahlen.
Unflle stellen im Kindes- und Jugendalter
jenseits der Neonatalperiode die hufigste
Todesursache dar und sind nach
Infektionen die zweithufigste Ursache fr
Krankenhausbehandlungen. Jungen sind in
allen Lebensaltern vermehrt gefhrdet, die
Unfallart ist wesentlich vom Lebensalter
abhngig, und jedes Lebensalter hat sein
charakteristisches Unfallspektrum. Dieses
kann sich im Lauf der Zeit auch signifikant
verndern, wie zuletzt z. B. durch die
vermehrte Verwendung von Trampolinen im
privaten Bereich und in sterreich durch
die Herabsetzung des Mindestalters fr
Mopedfahren von 16 auf 15 Jahre. Die
Autoren stellen klar, dass systematische
Unfallforschung die Voraussetzung fr eine
gezielte und effektive Unfallprvention
darstellt. Letztere wollen die Autoren fr
sterreich v. a. an den Mutter-Kind-Pass
gekoppelt sehen. Sie gehen davon aus, dass
bei gezielter und flchendeckender
Unfallprvention 3550% aller Unflle im
Kindes- und Jugendalter vermeidbar sind, als
exemplarisch nennen sie die Ergebnisse in
den Niederlanden.
> Durch Prvention sind bis
zu 50% der pdiatrischen
Unflle vermeidbar
Schlielich beschreibt Schaible vom
ECMO-Zentrum (ECMO:
extrakorporale Membranoxygenierung) in Mannheim
die zwar nur selten erforderliche
Manahme der ECMO, die aber in
bestimmten Situationen die einzig mgliche
lebensrettende Intervention darstellt. In seinem
Manuskript werden die Indikationen [z. B.
angeborene Zwerchfellhernie, CDH
(congenital diaphragmatic hernia)] und
Kontraindikationen fr diese invasive
Manahme dargestellt und deren praktische
Durchfhrung illustriert. Es wird darauf
hingewiesen, dass die Hufigkeit von
ECMO-Behandlungen durch andere
Behandlungsverfahren (v. a. Surfactant,
Hochfrequenzoszillationsbeatmung und
Stickstoffmonoxid) im letzten Jahrzehnt
deutlich abnahmen, dass aber gewisse
Indikationen weiterhin bestehen bleiben. Die
mittlere berlebensrate wird mit 5070%
angegeben, wovon in weiterer Folge unter
5% der ehemaligen ECMO-Patienten ein
schweres und bis zu 50% ein leichtes
Entwicklungshandicap aufweisen.
Abschlieend betont der Autor, dass eine derart
spezialisierte Behandlung auf einige
wenige Zentren beschrnkt bleiben muss und
die Transportlogistik eine eigene
Herausforderung darstellt.
Die Autoren und der Herausgeber
hoffen, mit dem Themenheft Kinderunflle
und -notflle ein Thema von allgemeinem
Interesse angesprochen zu haben und
damit zur individuellen richtigen
Vorgangsweise in potenziell (lebens-)bedrohlichen
Situationen beizutragen. Denn gerade in
Akutsituationen kann die rasch getroffene
richtige Entscheidung besondere
Bedeutung erlangen.
Leoben im Oktober 2011
Univ.-Prof. Dr. Reinhold Kerbl
(...truncated)