Immer mehr ältere NSCLC-Patienten
PNEUMONEWS
„Der Lungenrundherd ist ein Dilemma“
Der Zufallsbefund „Lungenrundherd“ wird durch das zunehmende Screening bei COPD immer häufiger gestellt. Muss dann immer biopsiert werden, um ein malignes Geschehen sicher auszu - schließen? - „Ein Dilemma“, meint eine Expertin.
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Der Lungenrundherd ist eine intrapulmonale
Parenchymverdichtung mit einem Durchmesser von weniger als drei
Zentimetern, die weder mit einer Atelektase noch mit pathologisch
vergrößerten Lymphknoten einhergeht. Wird ein
Lungenrundherd diagnostiziert, nicht selten als Zufallsbefund, stellt sich die
Frage: biopsieren oder nicht? Denn ein malignes Geschehen wie
etwa ein Lungenkarzinom oder eine Metastasierung
extrathorakaler Karzinome sollte ausgeschlossen werden.
Empfohlen wird, bei jedem neu aufgetretenen, isolierten
Lungenrundherd zunächst das Malignitätsrisiko abzuschätzen. Es
ist z. B. höher bei Patienten, die älter als 60 Jahre sind und bei
Rauchern mit über 20 Zigarettenpackungsjahren. Eine glatt
begrenzte Morphologie spricht eher für ein benignes Geschehen
als ein unregelmäßiger Rand mit Spiculae, eine extrathorakale
maligne Erkrankung eher für einen bösartigen Tumor.
Fleischner-Kriterien kritisch hinterfragen
Zur radiologischen Abklärung können die Fleischner-Kriterien
herangezogen werde. Sie empfehlen bei einem solitären
Rundherd und niedrigem Tumorrisiko (< 5 %) bei einem
Durchmesser < 6 mm keine Routinekontrolle, bei 6 bis 8 mm ein CT nach
sechs bis zwölf Monaten und nach 18 bis 24 Monaten.
Überschreitet der Rundherd den Durchmesser von 8 mm, sollte nach
drei, neun und zwölf Monaten kontrolliert werden.
Anders bei einem höheren Tumorrisiko: Hier empfehlen die
Fleischner-Kriterien bei einem Rundherd < 6 mm ein CT nach
zwölf Monaten, bei einer Größe von 6 bis 8 mm ein CT nach
sechs bis zwölf und nach 18 bis 24 Monaten.
Bei Patienten mit moderatem (5 bis 65%) und hohem (> 65%)
Risiko) sollte bei einem Durchmesser von >8 mm ein FDG PET/
CT, eine Biopsie oder eine Resektion ins Auge gefasst werden.
Nach Ansicht von Dr. Jutta Kapes, £oraxklinik Heidelberg, ist
jedoch das „Nichtstun bei einem Lungenrundherd unter 6 mm
kritisch zu hinterfragen“. Auch die BTS-(British £oracic
Society)Leitlinien sieht sie nicht ganz unkritisch. Das seien alles
keine Tools, um die Notwendigkeit der Abklärung eines
Lungenrundherds su¦zient zu bestimmen. Zusätzlich zu diesen
Kriterien müsse auch das allgemeine Risiko eines solchen Eingri§s
berücksichtigt werden, also etwa die (kardiopulmonale)
Komorbidität, der Allgemeinzustand und der Patientenwunsch.
Karzinom nicht übersehen, unnötige OPs vermeiden
Ihr Fazit: Der pulmonale Rundherd ist ein Dilemma. Es gelte
ein Bronchialkarzinom im Frühstadium nicht zu übersehen,
und dabei gleichzeitig unnötige Operationen zu vermeiden und
die Patienten nicht zu gefährden. Mit keinem nicht invasiven
diagnostischen Verfahren lässt sich zweifelsfrei die Dignität
eines pulmonalen Rundherdes klären. In jedem Fall ist die
Abklärung pulmonaler Rundherde eine interdisziplinäre Aufgabe,
Eine Biopsie sollte bei einem Lungenrundherd nur bei einem höheren
Tumorrisiko entnommen werden,
die möglichst in einem Lungenkrebszentrum durchgeführt
werden sollte. Beate Fessler
Quelle: Lungenrundhed interdisziplinär beleuchtet, oder … da ist ein
Schatten auf der Lunge und jetzt habe ich Krebs?, DGP-Kongress, 16.3.2018
Immer mehr ältere NSCLC-Patienten
Deutschland gehört weltweit zu den Ländern mit dem höchsten Anteil
an ≥ 80-Jährigen Menschen – und die Lebenserwartung nimmt weiter
zu. Damit steigt die Inzidenz von Krebserkrankungen. Die wachsende Zahl
älterer Tumorpatienten spiegelt sich in einer Analyse der Evangelischen
Lungenklinik Berlin wider, für die knapp 7.100 zwischen 2001 und 2015
behandelte Patienten mit histologisch gesichertem Lungenkarzinom
ausgewertet wurden (Tessmer A et al. Pneumologie 2018;72:Abstr. P166).
In der Gesamtgruppe lag das Alter über die 14 Untersuchungsjahre bei
median 67,8 Jahren. Doch fiel ein deutlicher Altersanstieg auf: Im Jahr
2001 waren die Patienten median 67,3 Jahre alt. Zehn Jahre später lag dies
bereits bei 69,3 Jahren, 2015 bereits bei 69,7 Jahren. Entsprechend nahm
auch der Anteil ≥75-jähriger bzw. ≥80-jähriger Patienten mit der Zeit zu:
Patienten der ersten Gruppe stellten 2001 nur 11,5 %, 2015 aber bereits
26,7 % des Gesamtkollektivs und damit ein gutes Viertel aller Patienten
des Lungenkrebszentrums. Der Anteil der ≥80-Jährigen verdreifachte sich
in diesem Zeitraum: von 3,4 % in 2001 auf 9,6 % bis 2015.
Dr. Antje Tessmer, Evangelische Lungenklinik Berlin, wies darauf hin, dass
diese älteren Patienten wegen der häufigen Begleiterkrankungen und der
deshalb notwendigen Komedikationen, physiologischer Organverände
rungen und geriatrischer Syndrome eine große Herausforderung im kli
nischen Alltag darstellen. Die Behandlung ist daher komplex, sodass von
Fachgesellschaften ein geriatrisches Assessment vor Therapiebeginn
empfohlen wird. Katharina Arnheim
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